Schwule im Sport: Noch Tabuthema?

Seit dem Outing von Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger in Deutschland ist Homosexualität wieder Thema: Wie gehen wir alle damit um? Ganz „normal“ ist sie offenbar noch lange nicht. Auch der Ex-Schiedsrichter Bernhard Brugger spricht hier über seine Erfahrungen.

Bernhard Brugger Schiedsrichter Fußballer Aktivist der Homosexuellen-Bewegung

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Ex-Schiedsrichter Brugger berichtet aus eigener Erfahrung

Ein ganz normaler Abend in der „Homosexuelle Initiative Salzburg“ (HOSI): Schwule, Lesben und Transsexuelle treffen sich zum Plaudern. Viele sind sich einig, es sei viel besser geworden für Homosexuelle. Aber noch längst nicht gut genug, sagt Nicol Gassinger von der HOSI:

„Mit Vorurteilen ist man immer konfrontiert. Wenn man händchenhaltend auf der Straße geht, und es wird nachgerufen: Ihr braucht nur einen richtigen Mann. Als Frau ist man da weniger mit physischer Gewalt konfrontiert, mehr mit psychischer Gewalt.“

Sendungshinweis: In unserer Radiosendung „Mittagszeit“ geht es Mittwoch, 22. Jänner, um dieses Thema. ORF Radio Salzburg, 12.05 Uhr - unter anderem ist der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Bernhard Brugger zu Gast im Studio

Und die Transsexuelle Lucy Ludwig betont, sie selbst habe noch weniger Erfahrung mit Diskriminierung: „Aber ich kenne Fälle, wo die Leute auf der Straße diskriminiert werden - oder bei Behörden. Das gibt es in Salzburg schon auch noch.“

Viel Zuspruch, zahlreiche Angebote

Die Homosexuelle Initiative Salzburg wächst. Jetzt Jahr gibt es einen Zuwachs bei den Mitgliedern von 30 Prozent. Für Notfälle und Neugierige gibt es Beratungen, auch sie sind immer gefragter.

Die Olympischen Spiele in Sotschi ist in diesen Tagen ein großes Thema - weil Russland heftig umstrittene Gesetze beim Thema Homosexualität hat. Und immer wieder ist auch der Fußball ein Thema, sagt Gernot Marx von der HOSI: „Es gibt extremere Fußballfans, die sich Lokale aussuchen, wo Schwule und Lesben hingehen. Dort werden dann Schlägereien angezettelt und provoziert.“

Hosi Salzburg Homosexuellen Initiative Salzburg Schwule Lesben

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In der kleinen Bar der HOSI Salzburg wird angeregt diskutiert - auch die aktuellen Entwicklungen

Ex-Bundesliga-Schiedsrichter erzählt

Thomas Hitzlsperger ist der prominenteste Fußballer, der sich geoutet hat. Aber es gibt viele mehr - zum Beispiel Bernhard Brugger. Er war jahrelang Schiedsrichter, hat in der Bundesliga und international gepfiffen. Sein Outing vor ein paar Jahren war anfangs einfach - und später doch wieder schwierig:

„Es ist über die Jahre, wo ich noch als Schiedsrichter tätig war, nie zu negativen Reaktionen gekommen. Deswegen war das relativ problemlos. Klar ist der Fußballbereich ein Bereich, wo es starke Macho-Kultur gibt. Aber ich habe einfach gesagt, es ist mein Leben. Und ich will nicht so leben, wie andere das wollen.“

Warum wurde er nicht Obmann?

Brugger wollte vor zwei Jahren Obmann der Salzburger Schiedsrichter werden. Dass er es nicht geworden ist, hatte das mit seiner Homosexualität zu tun? Der Sportler sagt, als er 2011 als Schiedsrichter aufgehört hatte, gab es die Frage, ob er Obmann werden sollte: „Da gab es im Ausschuss dann intern eine Abstimmung. Und ich kann es nicht beweisen, es hat mir auch niemand ins Gesicht gesagt. Aber es könnte sicher sein, dass meine damals schon bekannte Homosexualität mit ein Grund war, dass man mich nicht in dieser Position sehen wollte.“

Im persönlichen Bereich keine Probleme

Brugger ergänzt, man merke es später, wenn man über Gestiken, Mimik und Kommentare nachdenkt. Er ist überzeugt, dass die Gesellschaft im zehn Mal so großen Deutschland mittlerweile aufgeschlossener sei als in Österreich. Das sei beim Outing des Fußballers Hitzlsperger zu beobachten gewesen: „Da hat auch der ÖFB noch großen Nachholbedarf. Ich wünsche mir, dass der Fußballbund da mehr tun würde. Da ist Österreich noch ganz ganz weit hinten. Es wäre wichtig, dass auch bei uns begonnen würde, in diese Richtung zu arbeiten.“

Er persönlich habe aber nie eine negative Äußerung oder Reaktion in seinem Leben erfahren, so Brugger: „Ich lebe das homosexuelle Leben völlig offen aus, und habe auch keinerlei Probleme damit. Ich werde auch nicht damit negativ konfrontiert.“

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