Für Ermittler kein Hinweis auf „Wettmafia“

Im mutmaßlichen Erpressungsskandal rund um den Grödiger Verteidiger Dominique Taboga hat der Spieler seine Aussagen abgeschwächt. Die Staatsanwaltschaft geht deshalb nicht mehr von Druck durch die „Wettmafia“, sondern von „Erpressung quasi in eigener Sache“ aus.

Im vermeintlichen Erpressungsfall um Ex-Teamspieler Sanel Kuljic und Dominique Taboga wurde jetzt bekannt, dass sich Taboga bei Aussagen mehrmals widersprochen habe. Bei der zweiten Einvernahme gab er an, dass er seinen Erpressern eine Summe von etwas mehr als 30.000 Euro ausgehändigt habe.

Zudem hatte Taboga zunächst von Drohungen und Waffengewalt gesprochen. Doch in der zweiten Vernehmung ist der Spieler „von seinen massiven Vorwürfen abgewichen und hat diese schweren Vorwürfe teilweise abgemindert“, sagte Marcus Neher, Sprecher der Salzburger Staatsanwaltschaft.

Marcus Neher, Sprecher der Salzburger Staatsanwaltschaft

ORF

Neher sieht „persönliche Differenzen“

„Differenzen Grund für Anzeige“

Kuljic wehrt sich jedenfalls vehement gegen den Vorwurf, er sei ein Erpresser: „Während sich der Anzeiger nach wie vor erpresst sieht und bei der Version bleibt, dass er erpresst worden wäre, berichten die Beschuldigten davon, dass man lediglich Geldschulden habe eintreiben wollen“, schildert Neher.

Der Grödig-Spieler soll Kuljic demnach Geld geschuldet haben. Eine Anstiftung zur Spielmanipulation könnte ein Angebot gewesen sein, die Schulden loszuwerden.

Laut Staatsanwaltschaft „besteht Naheverhältnis zwischen dem Anzeiger und einem der beiden Beschuldigten, was es durchaus nahelegt, dass hier durchaus persönliche Differenzen Grund für die Anzeige waren“.

„Persönliche Angelegenheit“ statt Manipulationen

Von einer Verwicklung der Wettmafia gehen die Salzburger Staatsanwälte derzeit jedenfalls nicht aus: „Ich möchte nicht dazu Stellung nehmen, inwieweit es sich um ein vernetztes Vorgehen mehrerer Personen gehandelt haben mag, die hier versucht haben, Spiele zu manipulieren. Auf den ersten Blick sieht es für uns so aus, als ginge es hier um eine ganz persönliche Angelegenheit - eine Erpressung quasi ‚in eigener Sache‘.“

Ob Wettmafia oder nicht - die Vorwürfe würden jedenfalls strafrechtlich schwer wiegen, ergänzte Neher: „Aktuell gehen wir noch vom Tatbestand einer schweren Erpressung aus. Aber man wird in den weiteren Ermittlungen sehen, ob sich die Beweislage verdichtet und ob sich dieser Verdacht aufrechterhalten lässt.“

Ex-Teamspieler Sanel Kuljic

APA/Herbert Fohringer

Sanel Kuljic muss in die Salzburger Justizanstalt

„Angaben des Opfers kritisch zu hinterfragen“

„Die Schuldentheorie ist Gegenstand von Ermittlungen. Die Angaben des Opfers sind kritisch zu hinterfragen“, sagte der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes Salzburg, Karl-Heinz Pracher. Kuljic habe bei der Polizei angegeben, dass Taboga die Schulden zurückzahlen müsse. Den Angaben Tabogas zufolge habe sich der Erpressungszeitraum zumindest über ein Jahr erstreckt, sagte Pracher.

Es kam zu mehreren Geldübergaben, „teilweise über den Postweg, teilweise persönlich“, erklärte Pracher. Der Maximarkt-Parkplatz in Anif (Flachgau), wo am Dienstag gegen 9.30 Uhr die Festnahme erfolgte, fungierte mehrmals als Übergabeort des Geldes: „Die Drohungen wurden mit Handy mittels SMS und Anrufen durchgeführt.“ Taboga erstattete dann am Montag offenbar deshalb Anzeige, weil der psychische Druck zu groß geworden war. „Das Limit war erreicht“, sagte Pracher. Es dürften noch weitere Geldübergaben geplant gewesen sein.

Kuljic und zweiter Verdächtiger in Justizanstalt

Einer der drei Dienstagvormittag beim Maximarkt in Anif (Flachgau) Festgenommenen wurde inzwischen wieder freigelassen. Die beiden anderen, einer davon ist Ex-Teamspieler Sanel Kuljic, werden nach Abschluss der Vernehmungen in die Salzburger Justizanstalt überstellt.

Die angebliche Erpressung Dominique Tabogas mit Gewaltandrohung gegen den Spieler und seine Familie bestreiten die beiden genauso wie die Vorwürfe von Spielmanipulationen.

Verdacht gegen Kapfenberger SV in Vergangenheit

Taoboga spielte bis zum Sommer 2012 in Kapfenberg. Und Tatsache ist, dass der Kapfenberger SV (KSV) schon seit längerem auf dem Radar ist, wenn es um den Verdacht der Spielmanipulation geht. Im großen Wettskandal rund um den deutschen Ante Sapina kamen die Steirer erstmals in die Schlagzeilen. Denn laut Sapina hätten einige Spieler des KSV vor einem Spiel gegen die Wiener Austria im Jahr 2009 140.000 Euro erhalten. Auch die Spiele gegen Red Bull und Rapid waren damals auf der Verdachtsliste.

Dominique Taboga 2011 im Dress des SV Kapfenberg

APA/Herbert P. Oczeret

Dominique Taboga spielte 2012 nur wenige Monate beim Kapfenberger SV gemeinsam mit Sanel Kuljic

Dominique Taboga kam in der Saison 2011/12 aber nur einmal zum Einsatz. Sanel Kuljic wechselte erst 2012 zu den Kapfenberger Falken und absolvierte nur die Frühjahrssaison gemeinsam mit Dominque Taboga. Denn mit Saisonende 2012 wechselte Taboga zum SV Grödig.

Eines der möglicherweise manipulierten Spiele in der Kuljic-Zeit war das Duell Kapfenberg gegen Red Bull Salzburg im März 2012. Kuljic kam damals in der ersten Halbzeit zum Einsatz. Taboga spielte nicht.

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Keine Hinweise auf Teamwork

KSV-Präsident Erwin Fuchs sieht auch keine weiteren Zusammenhänge zwischen Taboga und Kulijc: „Taboga hat sich bei uns von einem mittelklassigen Fußballer in die höchste Liga gespielt und gute Leistungen gebracht. Und Kuljic war so ein Versuch bei uns, der sich bei uns sofort das Kreuzband gerissen und nicht viel mitzureden gehabt hat.“

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