Alpine: Gläubiger fordern 4,15 Mrd.

Im Insolvenzverfahren gegen den Baukonzern Alpine mit Sitz in Wals (Flachgau) haben die Gläubiger bisher 4,15 Mrd. Euro an offenen Forderungen angemeldet. Sie werden aller Voraussicht nach nur einen Bruchteil dieses Geldes zurückbekommen.

Rund 9.600 Einzelforderungen wurden bei Insolvenzverwalter Stephan Riel anmeldet, sagte dieser am Dienstag vor der Prüfungstagsatzung in dem Konkursverfahren. Anerkannt wurden vorerst aber „nur“ 1,5 Mrd. Euro an Forderungen. Es dürften sich aber noch weitere Gläubiger melden. Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) rechnet damit, dass sich anerkannten Verbindlichkeiten der Alpine letztlich auf 3,4 bis 3,7 Mrd. Euro aufsummieren werden.

4.837 Dienstnehmer brachten nach der Pleite der Alpine Bau Forderungen in Höhe von 17,3 Mio. Euro ein, von denen laut Alpenländischem Kreditorenverband 15,7 Mio. Euro anerkannt wurden. Weitere Dienstnehmerbeendigungsansprüche in Höhe von etwa 225 Mio. Euro sind in den aktuellen Verbindlichkeiten von 4,15 Mrd. Euro allerdings noch nicht angemeldet, so der AKV.

„Keine wirtschaftlich relevante Quote“

Die Aktiva der insolventen Alpine können noch nicht abgeschätzt werden - der Verkauf zum Beispiel von Liegenschaften oder Baugeräten läuft noch.

Viel Geld werden die Gläubiger aber nicht sehen: Sie sollten mit „keiner wirtschaftlich relevanten Quote rechnen“, teilte der KSV am Dienstag mit - die Gläubiger könnten mit einem Abgleich von bis zu zwei Prozent der Forderungen rechnen. „Das ist aber schon eine Spur optimistisch“, räumte KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner im Gespräch mit der APA ein.

Die Insolvenz und die Schließung des Unternehmens habe natürlich „eine radikale Entwertung der Assets“ ausgelöst. Die Verwertung schreite strukturiert und zügig voran, ergänzte Kantner. Alle wesentlichen inländischen Beteiligungen seien rasch verkauft worden. Folgeinsolvenzen in Österreich seien dadurch weitgehend verhindert worden.

„Ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten“

Dank regionaler Auffanglösungen, also des Einspringens anderer Bauunternehmen, sowie des bereits zu rund einem Viertel verkauften Fahrnisvermögens der Alpine auf den bestehenden Baustellen in Österreich sei auch „ein Großteil der rund 4.900 Arbeitsplätze in Österreich erhalten worden“. Jene Baumaschinen und Geräte, die nicht in die regionalen Übernahmen flossen, werden derzeit via Auktionen versteigert.

Die Asphaltmischanlagen der insolventen Alpine Bau GmbH wurden ebenfalls bereits verwertet. Derzeit werden noch weitere Beteiligungen an Vorproduktionsgesellschaften verkauft - die kartell- und gesellschaftsrechtlichen Fragestellungen seien hier „sehr komplex“. Parallel dazu erfolge die Abwicklung von rund 500 Arbeitsgemeinschaften, welchen die Alpine angehörte.

Aufarbeitung der Pleite wird Jahre dauern

In den kommenden Monaten muss der Masseverwalter auch die Zeit vor der Insolvenzeröffnung detailliert aufarbeiten - etwa Anfechtungsansprüche prüfen oder von der Schuldnerin in Anspruch genommene Beraterleistungen genau durchleuchten.

Die Aufarbeitung der größten Pleite in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wird sich noch über Jahre hinziehen, erwarten die Kreditschützer. „Es ist auch davon auszugehen, dass es zu einer Vielzahl zu Prozessen kommt“, so der KSV.

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