Finanzchef Prucher: Haslauers taktischer Hit

Einen taktisch geschickten Schachzug von LH Wilfried Haslauer (ÖVP)nennt ORF-Redakteur Karl Kern in seiner Analyse die Bestellung des der SPÖ zugerechneten Spitzenbeamten Herbert Prucher. Er ist nun neuer Leiter der Finanzabteilung des Landes Salzburg.

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APA / Herbert Pfarrhofer

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Zwei Tage nur hat die amtsinterne Suche nach einem neuen Finanzhofrat beim Land gedauert. Eine öffentliche Ausschreibung hatte zwar 37 Bewerber, doch keinen geeigneten gebracht, wie es aus der Regierung hieß. Daraufhin begab man sich in der Landesverwaltung selbst auf die Suche.

Herausgekommen ist Herbert Prucher. Der langjährige Leiter der über viele Jahrzehnte als „rot“ geltenden Sozialabteilung beim Land übernimmt nun nach dem Finanzskandal die Finanzen. Das ist ein taktisch geschickter Schachzug von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP).

Intimer Kenner der Verwaltung

Der 60-jährige Prucher kennt die Landesverwaltung wie kaum ein anderer. Seit 33 Jahren werkt er dort, seit 18 Jahren als Chef der Sozialabteilung. Und Prucher kennt auch die Politik in- und auswendig. In den Achziger Jahren war er Sekretär des SPÖ-Klubs, später im Büro von SPÖ-Sozial-Landesrat Sepp Oberkirchner. Er gilt demnach als Roter. Und genau darin liegt der Charme, ihn zum Chef der Landesfinanzen zu machen.

ÖVP-Mitverwantwortung bei Finanzskandal entsorgt?

Wilfried Haslauer bekommt einen intimen Kenner der Verhältnisse, der aber vom Finanzskandal nicht angepatzt ist. Er kann Prucher künftig als lebenden Beweis für überparteiliche Entscheidungen präsentieren. Vielleicht der wichtigste Punkt: Haslauer hat damit die Verbindung im Kopf der Menschen gekappt, dass der Finanzskandal über den schwarzen Hofrat Eduard Paulus auf ewig auch mit der ÖVP verbunden bleibt.

Ideale Besetzung vom Büro nebenan

Und dass der Landeshauptmann mit der Ernennung Pruchers diesen auch als fast logischen Nachfolger von Landesamtsdirektor Marckhgott aus dem Rennen nimmt, mag auch eine angenehme Begleiterscheinung für Haslauer sein. Alle 37 Bewerber aus einer öffentlichen Ausschreibung waren laut Ausschreibungskriterien nicht geeignet, die maroden Landesfinanzen zu übernehmen. Jetzt wurde die ideale Besetzung quasi im Büro nebenan gefunden.

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