Blitzopfer hatten starke Schmerzen

Die fünf Mountainbiker aus Niederösterreich, die Dienstag bei Saalbach (Pinzgau) durch Blitzschlag verletzt wurden, hatten Glück im Unglück, wie ORF-Interviews zeigen. Sie hatten in einer offenen Hütte Schutz gesucht, wurden dennoch getroffen und hatten starke Schmerzen.

Die fünf Freunde stammen aus Laab im Walde bei Wien. Ihre Mountainbikes hatten sie aus Vorsicht weit entfernt von der kleinen Unterstandshütte in 1.900 Metern Seehöhe abgestellt, in der sie vor dem Gewitter Schutz gesucht hatten.

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ORF / Gerhard Trattner

Timo Bogataj (rechts) und sein Biker-Gefährte im Krankenhaus Zell am See

Trotz der Vorsichtsmaßnahme, auch alle anderen Metallgegenstände in einiger Entfernung abzulegen, schlug der Blitz ein, sagt Timo Bogataj: „Dann gab es nur ein unglaublich lautes Geräusch. Wir sind alle durch die Gegend geflogen. Danach sind alle nur herumgelegen und haben geschrien.“

Auch Moritz Kleemun bekam die Wucht der Entladung voll zu spüren: „Das waren die stärksten Schmerzen, die ich jemals gehabt habe. Es ist unvorstellbar, anfangs durch den ganzen Körper, dann Unterleib und vor allem die Beine.“

Video

aus dem ORF-Rohmaterial: Zwei Biker im Spital Zell am See und Einsatzleiter der Bergrettung, Josef Mitterer. Interviews: Beate Trattner. Kamera: Gerhard Trattner.

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Timo Bogataj fühlte sich imstande, von der Hackelberger Alm weiter unten Hilfe zu holen: „Ich habe ziemliche Angst gehabt, weil das Gewitter immer noch da war und habe nur geschrien, Hilfe, Hilfe, Hilfe. Ich habe das Fahrrad dann liegengelassen und bin weitergelaufen zur Alm. Dort wurde mir dann gleich geholfen, und wir haben die Bergrettung alarmiert.“

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Gerald Lehner

Mountainbiker flüchten vor heraufziehendem Gewitter (Chiemgauer Alpen)

Herzrhythmusstörungen, Spätfolgen?

Die drei leichter Verletzten kamen per Rettung ins Krankenhaus Zell am See. Notärztin Andrea Göttlicher sagte, die drei müssten überwacht werden, um Rhythmusstörungen des Herzens auszuschließen, aber sonst könne man hoffen, dass Spätschäden ausbleiben.

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ORF / Beate Trattner

Bikes der Niederösterreicher vor dem Abtransport ins Tal

Sorgen machen sich die drei Niederösterreicher um ihre zwei Freunde, die per Rettungshubschrauber „Martin 6“ mit Schock und Schmerzen ins Krankenhaus Schwarzach (Pongau) eingeliefert wurden.

Aus der Sicht des Bergretters

Josef Mitterer von der Bergrettung in Hinterglemm hat den Einsatz geleitet. Er sagt, alle fünf hätten medizinische Schocks davongetragen und seien entsprechend erstversorgt worden: „Die Burschen waren mit ihren Mountainbikes gerade bergauf unterwegs und sind von dem Gewitter überrascht worden. Sie haben in einer offenen Unterstandshütte Schutz gesucht. Dann hat der Blitz in die Hütte eingeschlagen und alle fünf offenbar gestreift. Einer war kurz bewusstlos. Sie haben sich gegenseitig dann betreut und auf uns gewartet.“

Flugrettungseinsatz dann doch möglich

Bergretter und ein Notarzt waren nach der Alarmierung mit Geländewagen und einem Quad zu der Gruppe vorgestoßen. Der angeforderte Rettungshubschrauber „Martin 6“ konnte vorerst nicht anfliegen, weil die Gewitterfront noch immer nicht abgezogen war. Nach Erster Hilfe durch Bergretter konnten zwei Mountainbiker dann doch ins Krankenhaus Schwarzach (Pongau) geflogen werden. Die anderen drei wurden vom Roten Kreuz mit Notarztwagen, die über Güterwege anfahren konnten, ins Krankenhaus Zell am See (Pinzgau) gebracht.

Blitzschlag Unfall bei Hinterglemm Blitz Mountainbiker

ORF / Beate Trattner

Beim offenen Unterstand, wo die Biker vor dem Gewitter Schutz suchten und verunglückten

Überlebende Opfer von Blitzschlägen müssen einige Zeit medizinisch beobachtet werden, weil das Herzrhythmus-Nervensystem und die normalen Körperströme bei solchen Unfällen in Mitleidenschaft gezogen werden können - auch wenn ein Opfer „nur“ gestreift wird und sonst keine Verletzungen davongetragen hat.

Blitzschlag Unfall bei Hinterglemm Blitz Mountainbiker

ORF / Beate Trattner

Einsatzfahrzeuge der Bergrettung in Saalbach-Hinterglemm vor der bewirtschafteten Alm in der Nähe, bei der die Unfallopfer um Erste Hilfe baten

Unfallgefahr verringern:

Bergrettungsärzte der Internationalen Kommission für Alpines Rettungswesen (IKAR bzw. ICAR MEDCOM) haben Praxistipps für Laien, Spaziergänger, Wanderer, Hobbybergsteiger, Kletterer, Profis und Einsatzkräfte. Die hier angeführten Informationen stammen aus einer aktuellen Studie von Ken Zafren (USA), Bruno Durrer (Schweiz), Jean-Pierre Herry (Frankreich), Hermann Brugger aus Südtirol und dem Österreicher Fidel Elsensohn.

Tipps aus aktueller Unfallforschung

Blitzschläge stellen bei Aktivitäten im Freien eine große Gefahr dar, insbesondere für Wanderer und Bergsteiger bzw. Mountainbiker. Zur Vorbeugung wird empfohlen, sich nicht auf Graten und Gipfeln aufzuhalten und sich von einzeln stehenden Bäumen fernzuhalten.

Alle Metallgegenstände (Fahrräder, Karabiner, Steigeisen, Eispickel, Skistöcke usw.) sollten in sicherer Entfernung abgelegt werden, der Helm sollte jedoch nicht abgenommen werden, um Aufprallverletzungen zu vermeiden.

Auch feuchte Seile können Blitze leiten. Und man sollte sich so schnell wie möglich von Drahtseilen und Stahlleitern entfernen.

Blitzeinschlag

dpa/Martin Füger

Blitz im Gebirge

Verletzungsmechanismen

Im Gegensatz zum relativ „langsamen“ elektrischen Stromunfall, etwa durch Berührung von Stromleitungen, verursachen Blitzschläge massive Stromschläge von extrem kurzer Dauer. Es gibt unterschiedliche Verletzungsmechanismen.

a) Personen können auf offenem Feld direkt vom Hauptblitz getroffen werden. Das ist meist tödlich.

b) Häufiger springt der Strom von einem nahen Baum oder einem anderen Objekt auf eine Person über.

c) Kontaktverletzungen können durch die Berührung eines Objektes entstehen, das von einem Blitz getroffen wurde oder worauf Strom übergesprungen ist, wie beispielsweise Gebäudeteile, offene Hütten ohne Blitzableiter, Verankerungen, Stahlseile und Leitern von Klettersteigen.

d) Wenn ein Blitz in den Boden einschlägt, breitet sich der Strom kreisförmig aus. Zwischen den Beinen einer Person kann dabei ein Spannungsgefälle entstehen, der Strom dabei durch Beine und Rumpf fließen (Kriechstrom) und viel Gewebe zerstören. Deshalb bei Blitzgefahr immer geschlossene Beine, raten Experten.

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Gerald Lehner

Gewitterwolken ziehen auf

Wo ist Risiko geringer?

Größere Felshöhlen und Mulden können Sicherheit bieten, aber kleine Nischen, Überhänge und Wasser führende Bachbette können gefährlicher sein als das offene Feld. Um die Gefahr von Bodenströmen zu verringern, empfiehlt sich ein Abstand von mindestens einem Meter zur Wand. Ein schütterer Wald mit niedrigen Bäumen ist sicherer als eine freie Lichtung. Im freien Gelände sollte man mit geschlossenen Beinen Kauerstellung einnehmen und den Boden mit der kleinstmöglichen Fläche berühren, um einen Kriechstrom zu vermeiden. Man kann sich auch auf ein trockenes Seil setzen, sollte sich aber nicht flach auf den Boden legen.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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