Fan verletzt Polizisten - sechs Monate Haft

Weil er bei einem Fußballspiel eine Leuchtfackel geworfen und dabei einen Polizisten schwer verletzt hatte, ist am Montag ein Fan von Wacker Innsbruck am Salzburger Landesgericht zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt worden.

Ein Polizist ist bei Ausschreitungen während eines Fußballspiels im Stadion Wals-Siezenheim in Salzburg am 7. April 2012 von einem bengalischen Feuer schwer verletzt worden. Anhand von Videoaufzeichnungen während des Bundesliga-Spiels Red Bull Salzburg gegen Wacker Innsbruck geriet ein 20-jähriger Fan aus Tirol in Verdacht. Er beteuerte seine Unschuld, wurde aber am Montag bei einem Prozess am Landesgericht Salzburg wegen schwerer Körperverletzung zu einer bedingten Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt.

Urteil noch nicht rechtskräftig

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Weder die Staatsanwaltschaft noch die Verteidigung gaben eine Erklärung ab. Der beschuldigte Angehörige der Fangruppe „Verrückte Köpfe“ hatte vor Jugendrichterin Bettina Maxones-Kurkowski bestritten, die brennende Fackel gegen den 46-jährigen Gruppeninspektor geworfen zu haben. Der Beamte erlitt Verbrennungen zweiten und dritten Grades.

Beamte mit Wurfgeschoßen attackiert

Zu dem Tumult war es in der zweiten Halbzeit im Fansektor von Wacker-Innsbruck gekommen, etwa eine 15 Minuten vor Spielende. „Die Fans haben sich immer wieder Scharmützel mit uns geliefert. Ich bin schon lange Polizist, aber solch eine unangenehme Situation hab ich vorher noch nicht erlebt“, schilderte der Salzburger Gruppeninspektor.

Die Beamten wurden mit Wurfgeschoßen und Gürtelschnallen attackiert. Die rund 100 Fans waren offenbar verärgert, weil zuvor zwei Fanbusse auf der Autobahn von der Polizei angehalten und auf gefährliche Gegenstände hin kontrolliert worden waren - was einige Zeit in Anspruch genommen und zu einem verspäteten Eintritt ins Stadion geführt hatte.

Angeklagter: „Habe nichts geworfen“

Die Polizisten, unter ihnen auch das spätere Opfer, fanden in jenem Bus, in dem der Angeklagte saß, 214 Böller, 23 Bengalen und acht Rauchkörper. „Bei mir wurde nichts sichergestellt, und ich habe im Stadion auch nichts herumgeworfen“, beteuerte der 20-Jährige, der derzeit eine Ausbildung zum Freizeitpädagogen absolviert. Auf den Standbildern der Videoaufnahmen unmittelbar vor dem Vorfall sind allerdings eine auffällige grün-gelbe Jacke, eine helle Hose und eine Brille zu erkennen, wie sie auch der Angeklagte getragen hatte. Die Jacke sei ein Fanartikel, die habe er sich nur von jemandem ausgeborgt, meinte der Tiroler.

Opfer: „Ich hatte Todesangst“

Das Opfer erinnerte sich daran, dass der Werfer des bengalischen Feuers vier bis sechs Meter von ihm entfernt gestanden war, eine Brille trug und eine beigefarbene Kapuze über den Kopf gezogen hatte. Bei der Gegenüberstellung im Gerichtssaal konnte er nicht sagen, ob der Angeklagte der Täter war. „Die Identifizierung des Angeklagten erfolgte durch meine Kollegen aufgrund der Videoaufnahmen.“ Der damals frischgebackene Vater erzählte vor Gericht, wie das „1.500 bis 3.000 Grad heiße Material des Teufelszeugs“ von der Vorderseite seines Halses in die Uniform hinein auf die Brust tropfte. „Ich hatte Todesangst. Die Schutzkleidung hat nichts geholfen.“

Fußballfans

APA/Herbert P. Oczeret

Schlaflose Nächte und massive psychische Probleme

Ein Jahr lang befand sich der Beamte im Krankenstand. Wegen der Verbrennung habe er auch noch einen Herzbeutelerguss erlitten, erzählte der Polizist. Schlaflose Nächte und massive psychische Probleme folgten.

„Mir geht es derzeit gar nicht gut. Gerade in den vergangenen Nächten ist die damalige Situation wieder in mir hochgekommen. Ich hatte Todesangst und hab nur noch geschaut, so schnell wie möglich aus der Uniform heraus zu kommen, um zu überleben. So ein Ereignis verändert das ganze Leben. Ich genieße jetzt viel mehr meine Familie. Man glaubt ja, man sei unverwundbar. Wenn dann so etwas passiert, wandelt man zwischen Sein und Nicht-mehr-Sein. Ich gehe jedenfalls nie wieder ins Stadion“, sagte der Polizist.

Richterin stützte sich auf zahlreiche Fans

Die Richterin, die sich bei dem Schuldspruch auf die Videoaufzeichnungen und Identitätsfeststellungen von zahlreichen Fans stützte - „die auffällige Jacke war nur bei einer Person erkennbar“ -, sprach dem Opfer 3.000 Euro Teilschmerzensgeld und 2.708 Euro Lohnfortzahlung zu. Die restlichen Forderungen wurden auf den Zivilrechtsweg verwiesen.

Eigentlich in allen Stadien verboten

Bis zu 2.000 Grad heiß kann eine solche Leuchtfackel werden, die den Polizisten getroffen hatte. Magnesium ist ein Brennstoff, der sogar unter Wasser nicht erlischt und deswegen nur mit Sand gelöscht werden kann. In allen Stadien Österreichs sind solche Fackeln eigentlich verboten, werden aber immer wieder hineingeschmuggelt.

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