Richterin angeklagt: Testament gefälscht?

Der Prozess gegen mutmaßliche Testamentsfälscher aus Vorarlberg wurde am Montag in Salzburg mit einer prominenten Angeklagten fortgesetzt. Zwei Tage lang wird Kornelia Ratz, Vizepräsidentin des Landesgerichts Feldkirch, befragt.

Die Richterin soll laut Anklage bei den mutmaßlichen Testamentsfälschern einen gefälschten „letzten Willen“ bestellt haben. Sie bestreitet diese Vorwürfe. Für den Staatsanwalt ist der Fall ein „dunkles und schauderhaftes Kapitel“ der österreichischen Justizgeschichte.

Halbe Million Euro ergaunert?

Im beigen Hosenanzug und in Begleitung ihres Ehemannes kam Ratz am Montag zum Prozess. Die Vizepräsidentin des Landesgerichts Feldkirch ist seit rund eineinhalb Jahren vom Dienst suspendiert. Sie bekommt weiterhin zwei Drittel ihres Gehaltes ausbezahlt.

Wie berichtet soll sie nach dem Tod eines vermögenden Vorarlbergers ein gefälschtes Testament bestellt haben, um dieses Halbe-Million-Euro-Vermögen ihrer Mutter und Schwester zuzuschanzen.

Staatsanwalt: „Italienische Verhältnisse“

Der zuständige Staatsanwalt Andreas Pechatschek ist fassungslos. Er habe geglaubt, in der österreichischen Justiz gebe es keine italienischen Verhältnisse. Doch er habe dieses Bild zu Grabe tragen müssen. Er habe diese Testamentsfälschungen zuerst gar nicht glauben können, so der Vertreter der Anklage.

Auch sei die angeklagte Richterin der Lüge überführt - wenn sie sagt, nie mit dem hauptangeklagten Testamentsfälscher telefoniert zu haben.

Die Beschuldigte wurde Montag vom Gericht nur zu ihrem Vermögen befragt - einer Eigentumswohnung und einem Erbteil an ihrem Elternhaus. Dienstag soll sie dann zu diesem angeblich bestellten Testament ausführlich befragt werden.

Was genau wird verhandelt?

Ein 89-jähriger Vorarlberger hatte nach seinem Tod rund 530.000 Euro ohne Testament hinterlassen. Mutter und Tante von Richterin Kornelia Ratz waren weitschichtig mit dem Verstorbenen verwandt, die Tante seine Sachwalterin in den letzten Lebensjahren. Die Richterin soll laut Anklage den Hauptangeklagten in dieser Testamentsaffäre angerufen und beklagt haben, dass nun auch jene erben, die sich nie um den Verstorbenen gekümmert hätten.

Ob ein „plötzlich auftauchendes Testament hilfreich“ wäre, fragte der Hauptangeklagte nach eigenen Angaben. Das habe die Richterin bejaht - eine eindeutige und unmissverständliche „Bestellung eines gefälschten Testaments“, so die Anklage. Dann soll wie üblich vorgegangen worden sein - mit alten, abgelösten Stempelmarken, alter Tinte und abgepausten Unterschriften.

Vom Dienst suspendiert

Der Richterin werden Amtsmissbrauch und Urkundenfälschung vorgeworfen. Sie weist die Vorwürfe zurück. Drei der insgesamt zehn Angeklagten aus Vorarlberg wurden beim Salzburger Landesgericht bereits verurteilt.

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