Gegen „Generalverdacht“ bei Einladungen

Die Salzburger Festspiele akzeptieren zwar die neuen, strengeren Regeln gegen das „Anfüttern“. Dennoch ist Präsidentin Helga Rabl-Stadler dagegen, „dass jede Einladung unter den Generalverdacht beginnender Korruption gestellt wird.“

Nach dem Entwurf der Bundesregierung dürfen Politiker und Beamte künftig zum Beispiel keine Freikarten im Wert von mehr als 100 Euro akzeptieren - es sei denn, sie besuchen Konzerte oder Vorstellungen von Amts wegen.

Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler von dieser Regelung nicht viel: „Meine Angst besteht nach wie vor, dass durch diese Regelungen jede Einladung unter den Generalverdacht der beginnenden Korruption gestellt wird. Und meine große Angst ist, dass die Gericht mit anonymen Anzeigen der Neidgesellschaft wegen möglicher verbotener Einladungen verstopft werden statt sich um die große Korruption zu kümmern.“

Die Salzburger Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler

ORF

Helga Rabl-Stadler

„Traurig“, dass es Regeln braucht

Warum sie jetzt nicht groß gegen die schärferen Regeln protestiert - so wie zuletzt 2008 -, begründet Rabl-Stadler so: „Seit man den ganzen Telekom-Sumpf täglich hört, will ich nicht dieser Gesellschaft sein, die hier kämpft. Ich finde es traurig, dass die Leute nicht mehr wissen: Was darf ich, was darf ich nicht?“

„In Wahrheit sind solche Gesetze der Ausfluss dessen, dass das Anstand auf weite Strecke verloren gegangen ist und durch ‚Compliance‘ ersetzt wird“, ärgert sich die Festspiel-Präsidentin, „Es ist doch traurig, wenn man vorgegebene Regeln einfordern muss, wenn offensichtlich alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, erlaubt ist. Wo bleibt das natürliche Rechtsempfinden? Wo bleibt der Anstand? Wo bleibt das Ehrgefühl?“

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