Schulabbrecher: Mädchen bei Noten bevorzugt

Mittlere und höhere Schulen aller Arten sind immer stärker mit Schulabbrechern konfrontiert. Ein Experte sagt, der vorhergehende Besuch von Hauptschulen und höhere Anteile von Ausländerkindern seien Gründe dafür. Und Mädchen würden notenmäßig bevorzugt.

Schüler in der Schule

ORF

Wegen ihres angepassteren Verhaltens bekommen Mädchen bei gleichen Leistungen die besseren Noten, heißt es laut aktuellen Studien der Bildungsforschung

Auch in Salzburg ist die Zahl der Schulabbrecher hoch. Das betrifft Berufsbildende Mittlere Fachschulen (BMS), also Handelsschulen oder wirtschaftliche Fachschulen. Hier ist von rund 1.500 Einsteigern im Jahr 2006/07 die Hälfte wieder ausgetreten.

Nicht viel besser sieht es bei Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) - zu denen auch die HTBL gehört - und Gymnasien (AHS) aus. Was sind Gründe für die hohen Austrittszahlen?

Schülerinnen von Lehrern bevorzugt

Wesentlich mehr männliche Schüler brechen in den Oberstufen ihre Schullaufbahnen ab als weibliche, sagte der Salzburger Bildungsforscher Franz Hoffmann: „Mädchen haben generell bessere Schulnoten. Sie werden in bestimmten Fächern notenmäßig sogar bevorzugt, weil sie ein sozial angepassteres Verhalten haben. Das ist ein allgemeiner Befund, der sich natürlich auch bei den Ausstiegsraten spiegelt.“

Besonders schlecht steht es um jene, die schon die erste Klasse an der Oberstufe wiederholen müssen. Von diesen Schülern schafft nur noch jeder Vierte den Abschluss, also die Matura.

Hauptschule als „schlechtere“ Basis?

Die Weichenstellung für die Oberstufe beginnt in der Schule, die davor besucht wurde, sagte Hoffmann vom Institut für Erziehungswissenschaftler. Entscheidend sei, welche Schule in der Sekundarstufe besucht wurde: „War es das Gymnasium oder eine Hauptschule - aus der Bildungsforschung gibt es genügend Daten, die belegen, dass Schülerinnen und Schüler, die die Hauptschule besuchen, im Hinblick auf ihre weiteren Bildungswege benachteiligt sind. Das muss man leider an dieser Stelle sagen.“

Diese Sichtweise wird allerdings von anderen Fachleuten vehement bestritten, die in der Hauptschule eine praxisnähere Sekundarstufe sehen, die den Kindern noch etwas mehr Zeit für das Jungsein lasse als Gymnasien.

Ausländerkinder als Drop-out-Faktor?

Ein weiterer Faktor für die hohen Austrittsraten zeige sich in Salzburg in Bezirken wie Hallein, wo es eine höhere Quote von Schülern gibt, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, so Hoffmann: „Zum Beispiel im Flachgau sind diese Quoten geringer.“

Es gibt laut Hoffmann noch einen Grund, warum viele Schüler die Oberstufe bereits nach dem ersten Jahr wieder verlassen: „Es gibt in Österreich die neunjährige Schulpflicht. Viele besuchen deshalb möglicherweise diese Schule im ersten Jahr als Ersatz für den Polytechnischen Lehrgang.“

Link:

AHS & BHS: Immer mehr Schulabbrecher (salzburg.ORF.at; 14.04.2012)