Rosa „Stolpersteine“ in Salzburg

In der Stadt Salzburg werden wieder Stolpersteine verlegt, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen. Die neuen Opfersteine sind vor allem homosexuellen Opfern und Deserteuren gewidmet. Sie werden nächste Woche verlegt.

Stolperstein im Asphalt zu Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors

ORF

Stolperstein eines Nazi-Opfers

In dieser Woche wird in der Stadt Salzburg den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus und österreichischen Deserteuren aus Hitlers „Deutscher Wehrmacht“ gedacht. Ihnen zu Ehren werden sogenannte Stolpersteine auf Gehsteigen in der Altstadt verlegt. In diese zehn mal zehn Zentimeter großen Metallplatten sind Namen, Adressen und Sterbedaten der Opfer eingraviert. In Salzburg wurden bereits 129 Stolpersteine vor den Wohnhäusern der Verfolgten verlegt.

30.000 Stolpersteine in ganz Europa

Das Projekt Stolpersteine richtet sich gegen das Vergessen. In ganz Europa gibt es etwa 30.000 solcher Gedenksteine. Bisher wurden in Salzburg vor allem Stolpersteine von Opfern verlegt, die aufgrund ihrer politischen oder religiösen Ausrichtung verfolgt wurden. Jetzt werden fünf weitere Stolpersteine für homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus und ein Stolperstein für einen Deserteur verlegt.

Historiker Kerschbaumer: „Es gab rosa Listen“

Laut Historiker Gerd Kerschbaumer ist das Schicksal politisch Verfolgter relativ einfach nachzuvollziehen. Bei homosexuellen Opfern sei es viel schwieriger: „Homosexuelle und Deserteure galten nicht als Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Das zeigt sich daran, dass diese Opfer in allen Publikationen fehlen. Es gibt auch keine Opferfürsorge für sie und es gibt auch keine Gerichtsakten. Diese wurden vernichtet mit der Begründung, sie seien nicht archivwürdig.“

Kerschbaumer verglich Salzburg mit anderen Städten: "Ich nehme an, es hat so etwas wie „rosa Listen" bei der Polizei gegeben. Von anderen Städten wissen wir das genau. Außerdem war Salzburg damals eine Kleinstadt, wo man den Nachbarn kannte. Da wurde in erster Linie denuziiert und in zweiter Linie bespitzelt.“

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