Hitler-„Sager“: Oberhirte bremst Laun ein

Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser reagiert nun auf umstrittene Aussagen seines Weihbischofs Andreas Laun. Dieser hatte bei einer Gedenkfeier das Verbot von Hitlers „Mein Kampf“ sinngemäß mit der Bücherverbrennung der Nazis verglichen.

„Als Erzbischof von Salzburg ist es mir ein Anliegen, dass die Kirche zur Realität der Vergangenheit und Gegenwart steht“, sagt nun Kothgasser zu Launs jüngsten historischen Ansichten, die für heftige Kritik in der Öffentlichkeit gesorgt haben.

Alois Kothgasser, Erzbischof von Salzburg

APA / Robert Jaeger

Nachdem einige wieder einmal die Hände über den Kopf zusammengeschlagen haben, reagiert nun der Salzburger Oberhirte mit indirekter Kritik an Launs „Sagern“ über Hitler & Co.

„Respekt vor Opfern schließt Vergleiche aus“

Der Erzbischof betont, dass „die Kirche von Salzburg mit allen ihren Einrichtungen zu einem ehrlichen und kritischen Verhältnis zur Vergangenheit“ stehe. Erst wenn bewusst sei, welches Leid die Zeit des Nationalsozialismus über das Land gebracht hat, könne man sich gegen die Gefahren einer solchen Ideologie und eines rechtsextremen Gedankenguts wehren, so der Salzburger Erbzischof.

„Bücherverbrennungen, seien es die der Bibel oder des Koran, die in jüngster Zeit als Zeichen des Protests geschehen sind, müssen entschieden verurteilt werden. Sie sind aber nicht vergleichbar mit jenem ideologischen Kampf, der im Holocaust seinen menschenverachtenden Tiefpunkt erreicht. Der Respekt vor den Opfern dieser dramatischen Ereignisse schließt jede Vergleichbarkeit aus“, so Kothgasser.

Was lief bei Gedenkfeier ab?

Anlass für die jüngste, wieder einmal sehr massive Kritik an Laun war eine Feierstunde zur Enthüllung einer Gedenktafel vor eineinhalb Wochen, mit der der einzigen Bücherverbrennung der Nazis in Österreich auf dem Residenzplatz in Salzburg gedacht werden soll.

„Wir sind natürlich entsetzt darüber, was die Nazis getan haben. Aber stellen Sie sich vor, ein Verlag würde Hitlers ‚Mein Kampf‘ neu auflegen wollen. Wir würden es verbieten, wir verlangen ja auch, dass gewisse Inhalte im Internet gesperrt werden“, sagte Laun bei seiner Ansprache, über die die „Salzburger Bezirksblätter“ ausführlich berichteten.

Laun immer wieder heftig umstritten

Man müsse darüber reden, „mit welchen Mitteln man sich wehren darf - auch wenn man keine Verbrennung veranstalten würde“, wurde der Bischof zitiert. Er habe wahrscheinlich als einziger selbst eine Bücherverbrennung erlebt: Ihm sei bei einer „friedlichen Demonstration für das Leben" in Berlin einmal eine brennende Bibel vor die Füße geworfen worden“, so Laun weiter.

Gegenüber den „Bezirksblättern“ legte der Weihbischof noch mit mehrdeutigen Fragen nach: Wenn man die Auschwitz-Lüge unter Gefängnisstrafe stelle, müsse man auch darüber reden, wer entscheidet, was gutes und was gefährliches Gedankengut sei?

Kritiker sehen „Bagatellisierung“ der Nazis

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(salzburg.ORF.at)

Der Bischof habe die Bücherverbrennung der Nazis mit dem Verbotsgesetz gleichgesetzt und damit indirekt gerechtfertigt, kritisierten daraufhin die Jungen Sozialdemokraten.

Auch der Klubobmann der Bürgerliste im Gemeinderat, Helmut Hüttinger, sah in den Aussagen Launs eine „Bagatellisierung der Bücherverbrennungen“.