Parteibuchwirtschaft bei Spitzenjob-Besetzung?
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Führende Politiker in der Landesregierung - Wilfried Haslauer (ÖVP) und David Brenner (SPÖ), beide LHstv. - reden seit langem davon, dass man bei dieser Ausschreibung lediglich auf der Suche nach dem klügsten Kopf sei und noch nichts feststehe.
Daneben haben sich Insider, Kenner der politischen Systeme und Kommentatoren in Zeitungen längst auf zwei ÖVP-nahe Kandidaten eingeschossen. Denn der Chefposten bei der Salzburg AG gilt in der Farbenlehre des österreichischen Proporzes traditionell als „schwarzer Posten“, für den es im Gegenzug und im „Tauschgeschäft“ auf anderen Ebenen „rote Posten“ geben soll.
Wer dieser Tage die Website der Salzburg AG anklickt, erfährt, dass man sich gerade in „wilden Wechselwochen“ befindet. Das ist der Werbeslogan für einen Tarifwechsel zur Salzburg AG. Er hat- ungewollt - seit Wochen einen starken Bezug zum Personalwesen des Konzerns.
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Harte öffentliche Kritik
Zeitungen überschlagen sich geradezu zum Thema: Von „politischem Einfluss durch die Hintertür“ und „Objektivität als Feigenblatt“ ist die Rede.
Und längst soll sich das Rennen um den Sessel von Arno Gasteiger - der selbst einmal führender ÖVP-Politiker war - ebenfalls auf zwei ÖVP-nahe Männer zugespitzt haben.
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1. Leonhard Schitter, Ex-Politik-Sektretär von Ex-Landeshauptmann Hans Katschthaler (ÖVP).
Schitter hat in den letzten Jahren als Manager erfolgreich dafür sorgt, dass bei den Industriebetrieben von Kaindl nicht nur heiße Luft aufsteigt.
Schitter wird bei einigen Insidern als heißer Favorit für den Job gehandelt.
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2. Michael Schaffer arbeitet als Jurist und Personalchef bei der Salzburg AG. Auch er ist ehemaliger Politik-Sekretär der Schwarzen und strammer Milizoffizier.
Der für die Salzburg AG als Vertreter des Aktionärs Land Salzburg zuständige LHstv. und Finanzreferent David Brenner (SPÖ) kann sich das Schmunzeln nicht verkneifen, als ihn ORF-Redakteur Gerd Schneider fragt, wer von den beiden ÖVP-lern es nun werde: „Von zwei weiß ich noch nichts, da sind die Medien offenbar schon weiter.“
Lachen schwer zu verkneifen
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Brenner muss sogar kurz herzlich lachen, als er hinzufügt: „Ich kann es tatsächlich nicht sagen. Wir haben einen Vorschlag der Personalfirma Hill, wen wir in die Endauswahl nehmen. Da gibt es keine Reihung, und es sind mehr als zwei. Diese Spielchen finden mehr in den Medien statt als im Aufsichtsrat der Salzburg AG. Wir reden hier tatsächlich von den Schlagadern des Landes, der Energieversorgung und des Nahverkehrs.“
Man wäre ein schlechter Vertreter der öffentlichen Interessen, „wenn uns völlig egal wäre, wer es wird“, sagt Brenner: „Aber nur, wer das richtige Parteibuch hat, der wird es auch nicht.“
Montagmittag haben Spekulationen ein Ende
32 Kandidaten haben sich beim beauftragten Personalberatungsunternehmen Hill für Arno Gasteigers Job in der Chefetage der Salzburg AG beworben. Montagmittag wird dann bei der Salzburg AG weißer Rauch aufsteigen und allen Spekulationen ein Ende setzen - zumindest, bis sich irgendwo das nächste, parteipolitisch brisante Postenkarussell in Bewegung setzt.