Mittersill: Kritik an Hochwasserschutz

Zwar hat der nach der Flut 2005 gebaute Hochwasserschutz Mittersill (Pinzgau) am Donnerstag vor einer großen Überschwemmung gerettet. Dennoch wird im Oberpinzgau Kritik an dem Schutzsystem - Wiesen würden zu früh oder zu spät geflutet.

5,68 Meter: der Pegelstand der Salzach Donnerstagabend in Mittersill war historisch. Dennoch stand die Stadt nicht unter Wasser, sondern einige Wiesen und das große Rückhaltebecken bei Mittersill. „Wir können durchatmen, weil wir feststellen durften, dass der Hochwasserschutz funktioniert“, sagt Bürgermeister Wolfgang Viertler.

Hochleistungspumpen leeren ein Rückhaltebecken (Retentionsbecken) an der Salzach bei Mittersill

FF Mittersill

Seit Freitag arbeiten die Hochleistungspumpen der Feuerwehr im Dauerbetrieb, um das große Rückhaltebecken bei Mittersill leerzupumpen

Doch manche Anrainer wunderten sich in den vergangenen Tagen über die Funktionsweise des Systems: Die Beschwerden erreichten den ORF per E-Mail und Telefon. Auch an die Feuerwehr wurde Kritik herangetragen. Grob gesagt meinen die Kritiker, dass die Rückhaltebecken teilweise zu früh oder auch zu spät geflutet worden seien und dass das Wasser in Wiesen lief, die gar nicht hätten volllaufen sollen.

Bürgermeister ärgert sich: „25.000 Sachverständige“

Die Einsatzleitung weist das zurück. Die Dämme seien von Profis gebaut worden. Und das jetzige Hochwasser sei der erste Praxistest gewesen. Bürgermeister Viertler findet deutliche Worte: „In Österreich gibt es in etwa sieben Millionen Sachverständige für Fußball und im Oberpinzgau gibt es etwa 25.000 Sachverständige für Hochwasserschutzeinrichtungen. Wir haben hier ein hochprofessionell, bestens ausgebildetes Team. Wer wenn wir an das nicht mehr glauben, glauben wir an Hellseherei - und das können wir uns nicht leisten.“

Aus Sicht der Feuerwehr sei die Bewährungsprobe für den Hochwasserschutz gut verlaufen, sagt Landesfeuerwehrkommandant Leo Winter: „Grundsätzlich hat es funktioniert. Es gibt sicher Erkenntnisse, die jetzt die zuständigen Institutionen, Personen einfließen lassen und die Optimierungen vornehmen. Der Zweck wurde in Mittersill erfüllt.“ Fest steht, dass jetzt neuerlich Fachleute nach Mittersill kommen werden, um den Hochwasserschutz zu analysieren und wenn nötig anzupassen. Sie können auf Fotos und Messungen während des jüngsten Hochwassers zurückgreifen.

Rückhaltebecken nicht einmal zu Hälfte gefüllt

Selbst wenn es in den kommenden Tagen neuerlich stark regnen sollte, ist in den Rückhaltebecken noch genug Platz. Das große Rückehaltebecken nahe Mittersill fasst laut der Feuerwehr rund 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser. Am Höhepunkt der Hochwasserwelle am Donnerstag war es mit rund 700.000 Kubikmetern gefüllt - also noch genug Platz als Reserve.

Die Feuerwehr begann zudem schon am Freitag damit, die Becken leer zu pumpen, um weiteren Platz zu schaffen. Bis Sonntag, 18.00 Uhr, sollen die beiden Hochleistungspumpen rund 100.000 Kubikmeter Wasser wieder zurück in die Salzach pumpen.

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