Franziskaner fordern schärferes Bettelverbot

Ausgerechnet der Bettelorden der Franziskaner fordert nun eine Ausweitung der Bettelverbotszone in Salzburgs Altstadt. Es gebe einen „Belagerungsring“ und immer mehr Gewalt rund um das Kloster. Erzdiözese und Caritas sind gegen die Forderung.

Anlass für die Forderung des Ordens jetzt ist ein Handgemenge zwischen einem Franziskanerpater und rumänischen Bettlern am Wochende: Betroffen war Provinzialminister Pater Oliver Ruggenthaler, der oberste Franziskaner in Österreich. Vergangenen Samstag hörte er laute Schreie vor der Franziskanerkirche in Salzburg. Rumänische Bettlerinnen stritten sich um ihren Sitzplatz, schildert Pater Oliver. Er habe Ruhe gefordert.

Daraufhin entstand ein wildes Handgemenge. Die Polizei zeigt alle fünf Beteiligten - den Pater, drei Rumäninnen und einen Rumänen an - mehr dazu in Pater in handfesten Streit verwickelt (salzburg.ORF.at; 18.3.2019).

„Mitarbeiter wurde Schneidezahn ausgeschlagen“

Jetzt fordern die Franziskaner eine Ausweitung des sektoralen Bettelverbots - rund um ihre Kirche, in der Franziskanergasse und der Sigmund-Haffner-Gasse, „weil sich da einfach viel abspielt“, sagt Pater Oliver Ruggenthaler. „Es kommen viele Leute zu uns - und viele trauen sich auch einfach nicht mehr her deswegen. Es ist mittlerweile einfach wie ein ‚Belagerungsring‘ bei uns rund um Kirche und Kloster: aggressives Betteln, den Menschen nachgehen. Auch Gewalttätigkeit hat es schon öfter gegeben - einmal Tritte, auch Schläge. Wir haben im Dezember einen Tumult gehabt, dass einem ehrenamtlichen Mitarbeiter ein Schneidezahn ausgeschlagen wurde. Jetzt ist ein Punkt, wo wir reden müssen.“

Darüber hinaus schlossen die Franziskanerbrüder vorerst ihre Ausspeisung für Obdachlose an der Klosterpforte. Wegen Gewalt an Mitbrüdern, heißt es. Ein Termin mit Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) ist fixiert. Die Brüder wollen eine Ausweitung des Bettelverbots auf die Straßen rund um ihre Kirche und ihr Kloster. Die Chancen darauf seien aber gering, signalisierte die Stadtpolitik.

Erzdiözese warnt „vor so einer Vorgangsweise“

Die Erzdiözese Salzburg zeigt sich „betroffen“ von dem Handgemenge am Wochenende. Allerdings distanziert sie sich von der Forderung der Franziskaner. Eine Verschärfung des Bettelverbots würde das Problem nur verlagern, betont Alois Dürlinger, Referent für Armut der Erzdiözese: „Als Kirche von Salzburg warnen wir vor so einer Vorgangsweise. Zudem bedauern wir die Schließung der Wärmestube, von der auch heimische Obdachlose betroffen sind und bitten die Ordensbrüder der Franziskaner, diese wieder bald zu öffnen.“

Ruhe vor Kloster durch Streetworker?

Dürlinger betonte, er habe vollstes Verständnis für das Handeln der Franziskaner-Patres und schlägt vor, bei der Essensausgabe im Franziskanerorden und vor dem Kloster mit Streetworkern oder Sozialarbeitern zu arbeiten. „Innerhalb der Klostermauern werden die Franziskaner die Essensausgabe mit Helferinnen und Helfern sicher bewältigen. Die Gewaltbereitschaft auf der Straße und rund um die Kirche macht ihnen zu schaffen. Ein freier, friedlicher Zugang zur Kirche und zum Kloster muss gewährleistet sein“, sagte Dürlinger. In diesem Punkt sicherte er auch die Hilfe der Erzdiözese zu.

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Kircheninterner Konflikt um Bettelverbot

Um das Salzburger Bettelverbot ist nun ein kircheninterner Konflikt entstanden. Auslöser war ein Tumult, in den der oberste Franziskanerpater verwickelt wurde.

Caritas bietet Unterstützung an

Auch die Salzburger Caritas ist gegen die Forderung des Franziskaner-Ordens nach einer Ausweitung des Bettelverbots. Ein weiteres Verbot bringe keine Lösungen, so Caritasdirektor Johannes Dines: „Caritas und Erzdiözese sind gerne bereit die Franziskaner zu unterstützen und Wege zu finden, um ein gutes Miteinander zu ermöglichen. Ziel sollte es sein, dass die Franziskaner allen Menschen helfen können, die an ihre Pforte klopfen.“

Die Caritas beobachte auch keine Zunahme der Gewaltbereitschaft bei den Armutsreisenden, sagt Torsten Bichler, Leiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe: „Aufgrund der Vorfälle mit einzelnen Personen kann man nicht auf die ganze Gruppe schließen. Streitereien unter Notreisenden kommen immer wieder vor – so wie bei anderen Menschen auch.“

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