Offene Kopfverletzung auf dem Watzmann

Flug- und Bergretter haben einen Solo-Kletterer aus der Watzmann-Ostwand gerettet. Der stürzte vor dem Ausstieg in Gipfelnähe einige Meter ab. Das Team schaffte es trotz dichter Wolken, den Schwerverletzten auszufliegen.

Der verunglückte Münchner ist 42 Jahre alt und erlitt in der so genannten Gipfelschlucht nicht weit vom höchsten Punkt eine offene Kopfverletzung. Der erfahrene Alleingänger war auf der Kletterroute „Berchtesgadener Weg“ unterwegs und konnte dann nicht mehr weiter. Er rief mit dem Mobiltelefon um Hilfe, nachdem er in der Wand sonst keine Bergsteiger oder Kletterer mehr angetroffen hatte.

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Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der bayerischen Bergwacht und der Wasserwacht brachten mit Booten das Ausrüstungs- und Rettungsmaterial auf dem Königssee zur Halbinsel St. Bartholomä. Dort wurde ein Zwischenlandeplatz für den Rettungshubschrauber Christoph 14 aus Traunstein und das lokale Bergrettungsteam eingerichtet.

Kurze Lücke in der Wolkendecke genutzt

Das Wetter war für den fliegerischen Rettungseinsatz sehr schwierig, weil immer dichtere Wolkenbänke um den Watzmann zogen. Die Besatzung fand den Verletzten dennoch schon beim ersten Suchflug und brachte einen Berchtesgadener Bergretter per Tau zur Unfallstelle. Er versorgte den Mann, sicherte ihn in einem Rettungssitz und begann mit ihm den Abstieg, weil der Nebel immer dichter wurde, und die weitere Hilfe aus der Luft immer unwahrscheinlicher wurde. Innerhalb weniger Minuten gab es nur noch Sichtweiten von zehn Metern, unmöglich für weitere Hubschrauberflüge. Es wurde auch immer kälter in der Wand, was für den Verunglückten im Schockzustand die Gefahr einer Unterkühlung erhöhte.

Wenig später riss die Wolkendecke kurz noch einmal auf. Durch eine Lücke stieß der Pilot des Rettungshubschraubers zum Verletzten und dem Bergretter vor. Beide wurden mit Tau und Seilwinde an Bord genommen und ins Tal geflogen. Die Crew flog den Mann ins Krankenhaus nach Bad Reichenhall.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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