Mordprozess Krenn: Wirt beteuert Unschuld

Am dritten Tag im Mordprozess um den Fall Roland Krenn in Salzburg hat der wegen Mordes mitangeklagte Wirt seine Unschuld beteuert. Er habe weder mit dem Tod noch mit dem Verschwinden der Leiche des 63-Jährigen zu tun, sagte der 29-Jährige.

„Ich habe von dem Tatplan nichts gewusst“, betonte dieser Beschuldigte am Mittwoch vor Gericht. Der Wirt wird in dem Verfahren von dem erstangeklagten Musiker (24), der einen schweren Raub mit Todesfolge und einen Einbruchsdiebstahl zugab, der Anstiftung zur Tat am 19. Juli 2016 bezichtigt. Der Musiker belastete auch seine damalige Freundin. Die heute 21-Jährige habe „mit Begeisterung“ mitgemacht. Die Frau beteuerte Dienstag vor dem Geschworenengericht unter Tränen ihre Unschuld.

Stark verweste Leiche in früherem Schweinstall

Laut Staatsanwältin Sabine Krünes war das Motiv des Trios aus dem Salzburger Flachgau, aus dem Nachlass des Verstorbenen ein schönes Leben zu führen. Die bereits stark verweste Leiche des Akademikers wurde im Mai 2017 in einem aufgelassenen Schweinestall auf dem Grundstück des Wirtes in Oberösterreich nach einem Hinweis des Musikers gefunden.

Mitangeklagter Wirt im Mordprozess Krenn wird von Justizwachebeamten in den Gerichtssaal geführt

ORF

Angeklagter Wirt wird in den Verhandlungssaal geführt

„Ich bekenne mich unschuldig in allen Punkten“, sagte der Wirt heute. Das mutmaßliche Motiv einer Geldbeschaffung wies er zurück: „Ich habe viel geerbt von zu Hause und immer genug Geld gehabt.“ Er habe den Erzählungen nicht geglaubt, wonach der 63-Jährige viel Geld habe und von einem Testament habe er auch nichts gewusst. Dass der Musiker ihn belastet, basiere auf dessen „kranken Fantasien“, rechtfertigte sich der Wirt. „Er erfindet viele Geschichten wenn der Tag lang ist.“

Ungeklärte Fragen wegen 14 SMS

Der Vorsitzende konfrontierte den Gastronomen mit Ermittlungsergebnissen, die Fragen aufwerfen. Als der Musiker per Handy am Tag der Tat im Internet über Betäubungsmittel recherchierte, habe er ihm 14 SMS zurückgeschrieben, hielt der Richter dem Wirt vor. Was denn der Inhalt war? Das könne nichts Besonderes gewesen sein, meinte der Angeklagte. Der Musiker sei sehr emotional gewesen. Dieser habe oft bei ihm angerufen oder SMS geschrieben, vor allem dann, wenn er getrunken oder Drogen genommen habe. Auch er selbst habe Drogen konsumiert und sei öfters alkoholisiert gewesen.

SMS: „Haben noch Großes vor“

Eine weitere SMS-Kommunikation wirft weitere Rätsel auf. Noch vor dem 19. Juli schrieb der Musiker an den Wirt über Roland Krenn, „ich würde ihm so gerne eine aufs Maul hauen.“ Der Gastronom antwortete, er solle sich zurückhalten, „wir haben noch Großes vor“. Das beziehe sich auf einen damals geplanten Umbau seines Gasthofes in Oberösterreich, bei dem der Musiker seine Unterstützung angeboten habe. „Er gab sich als der jüngste Baumeister Österreichs aus“, sagte der Wirt.

Harley in den USA kaufen?

Der 24-Jährige habe mit ihm auch ein Mode-Label gründen und ihn zudem nach Amerika mitnehmen wollen, um dort für Roland Krenn eine Harley Davidson zu kaufen. Der Musiker habe ihm erzählt, Krenn habe ihm 50.000 Euro Spesen für den Ankauf des Motorrades versprochen, erzählte der Wirt. Er habe sich erhofft, dass der Musiker mit dem Geld die etwa 12.000 Euro Schulden zurückzahlen könne, die sich dieser bei ihm auch für den Kauf von Kokain ausgeborgt hatte. Die Amerika-Reise hat aber nicht stattgefunden.

Was denn die SMS „Wir zwei müssen einen Monat brav sein, dann haben wir ein glückliches Leben“, bedeute, bohrte der Richter nach. „Da ging es um das Model-Label“, antwortete der Angeklagte. Der Vorsitzende hakte weiter nach: Am 19. Juli wurde am späteren Nachmittag in einer Apotheke ein Rezept für das Schlafmittel Noctamid eingelöst (laut Anklage von der Ex-Freundin des Musikers, Anm.). Kurz zuvor hat der Musiker ihn angerufen und nach dem Kauf des Medikamentes wurden zahlreiche SMS zwischen dem Wirt und dem Musiker hin und her geschrieben. „Das hat keinen Zusammenhang mit der Tat“, sagte der Angeklagte.

Gestank mit totem Reh begründet

Im Fokus der Befragung stand auch der Wagen des Verstorbenen. Laut dem Musiker wurde die Leiche darin eine Zeit lang aufbewahrt, bevor er und der Wirt diese schließlich im Schweinestall versteckt haben. Der Wirt schilderte heute, dass K. seinen Wagen dem Musiker öfters geborgt habe. Ende Juli 2016 habe ihn der Musiker im Wagen mitgenommen. Den fürchterlichen Gestank im Auto habe er damit begründet, dass ein Reh ins Auto gelaufen sei und er das tote Tier in den Wagen gelegt habe. „Ich sagte zu ihm, er muss das Auto putzen. Er hat dann ein Reinigungsmittel gekauft.“

„Ein Haufen Koks im Teddy“

Der Vorsitzende hielt dem Angeklagten auch eine Zeugenaussage vor, wonach der Wirt nach dem Tatzeitraum den Zeugen gebeten habe, den Wagen von Roland Krenn zu verkaufen. Das stimme nicht, sagte der Wirt. Dass er einem Zeugen einen Teddybären, der laut Anklage dem Verstorbenen gehörte, gezeigt habe und meinte, der sei ein paar Tausend Euro wert - laut Anklage hatte der Verstorbene Gold darin versteckt - sei richtig, „aber ich sagte, wenn in dem Teddy ein Haufen Koks drin wäre, wäre er ein paar Tausend Euro wert“, rechtfertigte sich der 29-Jährige. Und eine Uhr des Opfers, die ihm der Musiker zur Schuldenrückzahlung gegeben habe - die habe er verkauft, erklärte der Wirt.

Interessante Aussage eines Mithäftlings

Er sei auch nur zweimal in der Villa von Krenn gewesen, beteuerte der Beschuldigte. Einmal sei der Salzburger anwesend gewesen, beim zweiten Mal sei er ebenfalls mit dem Musiker dorthin gefahren, dieser habe sich ein Werkzeug geholt. „Krenn war nicht dort“, erzählte der Wirt.

Als der 29-Jährige bereits in U-Haft war, machte ein Mithäftling eine interessante Aussage vor der Polizei. Der Wirt habe zu ihm gesagt, „die können mir eh nichts beweisen“, gab der Mithäftling an. „Das habe ich nicht gesagt“, widersprach der Wirt. Nach seiner Einvernahme bestätigte ein DNA-Gutachter, dass bei der Spurenauswertung im Fall Krenn nur biologische Spuren des Musikers sichergestellt wurden. Am Nachmittag ist Psychiaterin Adelheid Kastner als Gerichtssachverständige am Wort.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

ORF-Redakteur Jörg Eisenberger hat Mittwoch den Prozess für diesen TV-Bericht beobachtet.

Links: