Vergewaltigungsprozess: Haft für „Opfer“

Zu vier Jahren Haft ist der marokkanische Vergewaltiger einer jungen Flachgauerin Donnerstagmittag verurteilt worden. Der Asylwerber hatte zuvor versucht, sich selbst als Opfer darzustellen, das Gericht glaubte ihm aber nicht.

Justitia auf dem Salzburger Landesgericht

ORF

Justitia auf dem Salzburger Landesgericht

Er werde nichts zugeben, was er nicht getan habe, sagte der 32-jährige Angeklagte vor Gericht. Seine Version des Geschehens: Er sei mit einem Freund betrunken durch die Linzergasse heimgegangen. Er habe die 21-jährige Frau zwar bestehlen wollen. Doch dann habe sie ihn attackiert, zu Boden geworfen, mit ihren Schuhen geschlagen, gewürgt. Er sei davongelaufen. So sei auch seine DNA auf die Frau gekommen. Und in Innsbruck, wo er nach einer europaweiten Fahndung mit Hilfe eines genauen Phantombildes verhaftet wurde, habe er nur einen Freund besuchen wollen.

Staatsanwältin: „Sind hier nicht auf dem Bazar“

Nach dieser Geschichte platzte der Staatsanwältin Barbara Fischer am Donnerstagvormittag der Kragen: „Wir sind hier nicht auf einem marokkanischen Bazar! Sie lügen dem Gericht direkt ins Gesicht.“ Die Anklägerin drohte dem Mann dann noch ein Verfahren wegen versuchten Raubes an.

Für den Rechtsanwalt Stefan Rieder von Opferschutzverband Weißer Ring sind diese Taten auf offener Straße um 5.00 Uhr unfassbar: „Ich habe nicht geglaubt, dass es in Salzburg jemals dazu kommen könnte. Das Opfer hat einen Verfolgungswahn davongetragen. Sie sieht sich auf der Straße dauernd um und sperrt sich im Auto sofort ein. Sie wacht in der Nacht immer wieder schweißgebadet auf und hat Probleme bei der Kontaktaufnahme mit Menschen. Es ist bedauerlich, dass das dem Angeklagten in keiner Weise bewusst ist.“

Tathergang laut Staatsanwaltschaft

Die Staatsanwältin verweist auf eine aus ihrer Sicht eindeutige Beweislage. Ermittler sicherten DNA-Spuren kurz nach den Attacken auf die junge Frau. Der Mann hat sich laut Anklage um 5.00 Uhr früh in der Linzergasse und der Schallmooser Hauptstraße in der Stadt Salzburg an der Passantin vergangen. Erst soll er sie angesprochen und dann versucht haben, sie zu küssen. Weiters habe er ihr unter den Rock gegriffen, sexuelle Handlungen an ihr verübt und sie einige hundert Meter weit verfolgt. Dann habe er sie zu Boden gerissen und sich ein zweites Mal an ihr vergangen, so die Ermittler.

Die junge Frau rief nach dem ersten Zwischenfall ihren Freund an, doch der traf zu spät ein, um ihr gegen die zweite Attacke helfen zu können. Er verfolgte dann laut Polizei den Marokkaner. Doch der Asylwerber habe flüchten können. Das Opfer konnte ihn bei der Polizei sehr gut beschreiben.

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Vier Jahre Haft für Vergewaltiger

Zu vier Jahren Haft wurde der Vergewaltiger einer jungen Flachgauerin verurteilt. Im Prozess sah er sich selbst als Opfer.

Urteil noch nicht rechtskräftig

Eine Flüchtlingsbetreuerin der Caritas erkannte den Verdächtigen auf dem Phantom-und Fahndungsbild, das bald danach veröffentlicht wurde. Zehn Tage nach der Tat wurde er in Innsbruck verhaftet. Der Mann ist laut Staatsanwaltschaft zweimal wegen Einbrüchen und Diebstählen vorbestraft.

Weder der Verteidiger noch die Staatsanwältin gaben eine Erklärung ab, das Urteil ist damit noch nicht rechtskräftig. Der Strafrahmen reichte in diesem Fall von einem bis zu zehn Jahren Haft.

Andere Vergewaltigung erfunden

Eine weitere Vergewaltigung ganz in der Nähe der Linzergasse drei Wochen später stellte sich als freie Erfindung einer anderen Frau heraus. Dieser drohen in einem anderen Verfahren nun bis zu sechs Monate Gefängnis wegen des Vortäuschens einer strafbaren Handlung.

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