Lawinen: Debatte um eingestellten Warndienst
Bergrettung
Im Gasteiner Tal (Pongau), in Rauris und den anderen Tauerntälern bis Krimml (Pinzgau) waren am Wochenende wieder viele Ski-Hochtourengeher unterwegs - immer wieder auch in und unter Steilhängen und in Rinnen.
Manche Tourengeher würden sich ohne tagesaktuelle Berichte des Lawinenwarndienstes schwertun, Gefahren und Risiko einzuschätzen, sagte Maria Rieder, Sprecherin der Salzburger Bergrettung, nach dem Lawinenunfall am Sonntag der APA. Und angesichts von nicht umgewandeltem Neu- bzw. Nassschnee und der starken Tageserwärmung seien viele zu spät unterwegs. Das beobachtet auch Miriam Popp, Wirtin der Alpenvereinshütte Ammererhof in Kolm Saigurn bei Rauris: „Der Andrang bei Schönwetter ist weiterhin enorm in der Region. Wir beobachten hier oft Geschehnisse im Gebirge, nicht nur bei Anfängern. Da sind wir dann sehr froh, dass nichts passiert.“
„Enormer Aufwand nicht gerechtfertigt“
Wie beurteilt man in der Wetterdienststelle Salzburg das Thema? Diese ist für den Lawinenwarndienst zuständig. Es gebe um diese Jahreszeit "eine extrem nachlassende Nachfrage“, begründet Wetterdienststellen-Leiter Bernd Niedermoser die Sommerpause ab 1. Mai.
Der Lawinenwarndienst und seine Website werden vom Amt der Salzburger Landesregierung finanziert. Der Dienst startet mit Wintereinbruch und ende mit 1. Mai. Nur in der Schweiz, wo Ski-Hochtouren bis auf 4.000 Meter möglich sind, gebe es noch einen Lawinenwarndienst im Mai und teilweise im Juni, so Niedermoser.
Flug- und Alpinpolizei
Die Nachfrage auf der Website des Lawinenwarndienstes in Salzburg sei sehr gering, sie sinke mit Ende April auf ein bis maximal fünf Prozent der üblichen Nachfrage, sagt der Leiter der Wetterdienststelle. Der enorme Aufwand für drei bis vier Hochtourengebiete in den Tauern wäre riesig und fachlich nicht gerechtfertigt.
Telefonnummer beim Land
Für Hochtourengeher gebe es die Möglichkeit, sich über die Telefonnummer 0662/8042-2170 beim Land Salzburg persönlich und individuell über die Situation im Hochgebirge zu informieren. Pro Wochenende würden nur zwei bis drei Anrufer diese Möglichkeit nutzen.
Niedermoser ergänzt, die Schneedecke reagiere im Mai und Juni nur auf zwei Muster. Eines sei die Erwärmung bei Schönwetter. Und bei Neuschnee müsse man ein bis zwei Tage abwarten. Jeder, der noch unterwegs ist, sollte diese Mechanismen kennen, so der Experte.
Bildergalerie
vom Einsatz am Sonntag:
Links:
- Skitouren: Wieder Unfall in Sonnblick-Rinne (salzburg.ORF.at; 22.5.2016)
- Sonnblick: 800-Meter-Absturz überlebt (salzburg.ORF.at; 9.5.2016)
- Kloben: Lawine im Glocknergebiet (salzburg.ORF.at; 5.5.2016)