100 Tonnen Salzburger Hilfsgüter für Griechen

Rund 100 Tonnen Hilfsgüter hat eine Salzburger Initiative seit 2012 nach Griechenland gebracht. Sie versorgt Sozialzentren vor allem mit Medikamenten, Verbandsmaterial und Ähnlichem. Viele Griechen sind nicht mehr krankenversichert.

Mehr als 20 Krankenhäuser und Sozialzentren in ganz Griechenland fährt der Salzburger Erwin Schrümpf mit seiner im Herbst 2012 gegründeten Griechenlandhilfe regelmäßig an. Eines dieser Zentren liegt in Peristeri, dem bevölkerungsreichsten Vorort der griechischen Vier-Millionen-Einwohner-Metropole Athen.

In Peristeri gibt es in vielen Wohnhäusern fast niemandem mehr, der noch ein geregeltes Arbeitseinkommen hat - aber es gibt viele, die Hilfe brauchen. So bringt Schrümpf zum Beispiel einen Rollstuhl, den eine bettlägerige, unter schwerem Asthma und einer Venenerkrankung leidende Frau benötigt. Sie ist seit Langem arbeitslos, genauso wie ihr Mann. Beide sind damit ohne Krankenversicherung.

Hilfsgüter werden in Sozialzentrum in Griechenland getragen

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Die Hilfsgüter aus Salzburg werden regelmäßig geliefert

„Den Leuten fehlt das Allernotwendigste“

Ins Sozialzentrum Peristeri werden einmal pro Monat Medikamente von der Salzburger Griechenlandhilfe geliefert: „Wenn so viele Menschen arbeitslos sind wie hier im Stadtteil Peristeri, dann hat das natürlich große Folgen, nicht nur für die Gesundheitsversorgung: Den Leuten hier fehlt es oft am Allernotwendigsten“, sagt Georg Vathiotis vom Sozialzentrum. „Für uns Griechen ist Würde ein wichtiger Begriff. Die Folge davon ist, dass viele gar nicht zeigen wollen, wie schlecht es ihnen geht, wie notwendig sie eigentlich Hilfe brauchen.“

Ziele der Griechenlandhilfe aus Salzburg sind nicht nur Sozialzentren, sondern auch Krankenhäuser und vor allem medizinische Zentren, die sich um mittellose Griechen und derzeit immer mehr um Flüchtlinge kümmern - so wie ein Zentrum der Organisation „Ärzte der Welt“: „Wir betreuen hier jeden Tag zwischen 150 und 200 Patienten“, sagt die Ärztin Nassia Roboti. „Ich schätze, dass etwa die Hälfte davon nur Medikamente benötigt - und die andere Hälfte medizinische Hilfe. Allgemeinmediziner haben wir an jedem Tag hier, Fachärzte wie Gynäkologen oder Neurologen sind ebenfalls sehr gefragt, wie können sie aber nicht jeden Tag anbieten.“

Keine Hilfe mehr für Arme in Krankenhäusern

Vor allem im letzten Jahr habe sich die Situation „ganz massiv zugespitzt“, sagt Schrümpf: „Denn durch die Führungslosigkeit in den Krankenhäusern ist niemand mehr bereit, irgendetwas für die Menschen ohne Versicherung und ohne Geld zu tun.“

Bedürftige warten vor Sozialzentrum auf eine medizinische Behandlung

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Vor den Ärztezentren warten die Bedürftigen

„Ärzte der Welt“ betreibt acht Sozialzentren - und braucht Spenden wie jene aus Salzburg, sagt Nikitas Kanakis von der Organisation: „Die Hilfe aus Salzburg mag mengenmäßig gesehen nicht so viel sein. Sie wird allein daraus riesig, weil sie vielen Menschen ermöglicht, jeden Tag aufs Neue über die Runden zu kommen. Und sie hat große Symbolkraft. Sie zeigt uns, dass die Menschen in Europa spüren, dass wir hier ein Problem haben.“

„Ärzte der Welt“ ist eine der 20 Organisationen, die von der Salzburger Griechenlandhilfe unterstützt werden: „Die sind vor zweieinhalb Jahren an uns herangetreten“, sagt Schrümpf. „Dadurch, dass sie relativ viele Projekte in ganz Griechenland haben, war es da nötig, vom Operationsbesteck über Babynahrung und Nahrungsmittel generell bis hin zu Fiebermessern einfach alles hierher zu bringen, weil die griechischen Krankenhäuser nicht mehr in der Lage sind, irgendwen zu versorgen.“

Auch immer mehr Flüchtlinge zu versorgen

Doch die Situation wird nicht leichter - zu immer mehr mittellosen und damit oft obdachlosen Griechen gesellen sich gerade im Großraum Athen viele Flüchtlinge, weiß Kanakis von „Ärzte der Welt“: „Es ist eine Krise in der Krise. Noch haben die Griechen eine für mich unglaubliche Solidarität mit den Flüchtlingen. Für uns ist es wichtig, dass wir unser eigenen Armen nicht vergessen. Aber wir Ärzte unterscheiden nicht, wir helfen den Patienten nach ihren Bedürfnissen und nicht nach der Herkunft.“

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Medizinzentren auf Hilfe angewiesen

Ohne Hilfslieferungen so wie von der Salzburger Griechenlandhilfe könnten Sozialzentren nicht arbeiten, berichtet Reinhard Grabher.

Auch Erwin Schrümpf sieht das als immer größeres Problem: „Die Griechen gehen her und sagen: Wir haben selber nichts mehr zu essen, wir können nicht die Flüchtlinge von ganz Europa in Griechenland aufnehmen. Da werden Arme gegen Arme ausgespielt - und das wird sich noch zu einem enormen Problem entwickeln.“

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