„Notquartier nicht winterfest zu machen“

Die Stadt Salzburg steht angesichts des ungebrochenen Flüchtlingszustroms vor einem neuen Problem. Das Notquartier für rund 800 Transitflüchtlinge auf dem Hauptbahnhof kann - entgegen dem Plan - nicht winterfest gemacht werden.

Die Baubehörde werde die Umbauarbeiten in der Tiefgarage aus Sicherheitsgründen nicht genehmigen, sagte Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden am Sonntag in einem Gespräch gegenüber der Austria Presse Agentur (APA). Um das Quartier auch bei Minusgraden nutzen zu können, hätten die Ein- und Ausfahrtsrampen mit provisorischen Holztoren verschlossen werden sollen. „Das sind aber die einzigen Fluchtwege, die nach außen führen. Die anderen Wege führen in die unterirdische Lokalbahnstation. Das Baurecht sieht im Ernstfall aber Fluchtwege ins Freie vor“, erklärte Schaden.

Die Stadt habe sich daher auf die Suche nach Alternativen zur Tiefgarage gemacht, in der seit 11. September Flüchtlinge untergebracht sind. „Wir haben das Land und das Innenministerium informiert, dass das Notquartier nicht mehr sehr lange betrieben werden kann. Die Temperaturen werden das nicht mehr sehr lange ermöglichen. Wir müssen eher über kurz als über lang eine Lösung finden.“

„Hallen in Autobahnmeisterei reparieren“

Die schnellste und kostengünstigste Variante sei, die wegen Baumängeln gesperrten Hallen am Gelände der ehemaligen Autobahnmeisterei Liefering zu reparieren. „Dort drohen Heraklith-Platten von der Decke zu stürzen. Bautechniker haben aber erklärt, dass man das relativ rasch sanieren könnte, indem die Platten an der Decke mit Verstärkungen befestigt werden“, sagte Schaden.

Falls das gelänge, könnte die Kapazität des Transitquartiers auf mehr als 1.000 Personen erhöht werden. Alternativ prüfe man auch eine Zeltvariante in Bahnhofsnähe. „Aber dort ist der Platz knapp. Wir würden hier eine Unterkunft mit deutlich weniger Kapazität bekommen.“ Nach dem unerwarteten Ansturm auf die Grenze bei der Saalachbrücke am Freitag ist die Nacht auf Samstag im Flüchtlingslager ruhig verlaufen.

Neues Transitquartier in der Schwarzenbergkaserne

Inzwischen ist ein neues Transitquartier in der Schwarzenbergkaserne in Aussicht. Neben der Betreuungsstelle wird dort auch ein Transitquartier für 360 Personen errichtet. Darauf haben sich am Sonntagnachmittag Innenministerium und Verteidigungsministerium geeinigt, um rasch weiter Kapazitäten für eine kurzfristige Unterbringung bereitstellen zu können. Auf dem bereits abgetrennten Gelände in der Schwarzenbergkaserne werden nun zusätzlich zu den Wohncontainern 36 Zelte des Innenministeriums aufgestellt.

1.500 verbrachten Nacht am Hauptbahnhof

Anders ist die Situation am Hauptbahnhof - dort haben rund 1.500 Menschen die Nacht verbracht. Auch die Großraumzelte am Gelände der alten Autobahnmeisterei sind mit mehr als 730 Menschen überfüllt. Die Einsatzkräfte hatten in den Notquartieren alle Hände voll zu tun. Frauen und Kinder haben in den großen weißen Zelten auf Feldbetten geschlafen, die Männer fanden im Keller des Zollamtsgebäudes Unterschlupf. Decken wurden noch am Abend gebracht.

Am Samstagabend haben die deutschen Behörden 100 Menschen pro Stunde übernommen. Ob die Grenzabfertigung auch am Sonntag so rasch weitergeht, ist noch unklar. Am Grenzübergang Saalbrücke zu Freilassing ist am Sonntag wieder Normalität eingekehrt. Das meldet die Einsatzleitung von Stadt und Land. Am Samstag hatten sich bis zu 1.400 Flüchtlinge nach dem spontanen Fußmarsch vom Bahnhof an der Grenze gesammelt. Sie wurden inzwischen komplett von den deutschen Behörden abgefertigt.

Seit Sonntagvormittag wieder geordneter Transport

Seit Sonntagvormittag werden Flüchtlinge wieder geordnet mit Bussen zur Grenze gebracht. Die bayerische Polizei fertigt derzeit pro Stunde bis zu 50 Personen ab. Die Notquartiere am Hauptbahnhof und in der ehemaligen Autobahnmeisterei in Salzburg-Liefering bleiben unterdessen voll belegt. Auch wird im Lauf des Tages zumindest ein weiterer Sonderzug mit 250 Flüchtlingen auf dem Hauptbahnhof erwartet. Ein Ende des Flüchtlingsstroms durch Salzburg ist voerst nicht absehbar.

Den Organisatoren bleibe dabei immer nur ein Planungshorizont von wenigen Stunden, sagt der Sprecher des Landes Salzburg, Franz Wieser. „Gerade am Donnerstag hat man wieder gehört, dass in Slowenien tausende Menschen vor der österreichischen Grenze warten. Es kommt immer darauf an, wann der Grenzübertritt passiert, also ob am Tag oder in der Nacht. Dann kann man ungefähr sagen, dass mit einer gewissen Zeitverzögerung ein Teil dieser Menschen in Salzburg ankommen wird. Und in weiterer Folge müssen wir eben den Transfer dieser Menschen nach Deutschland bestmögliche auf den Weg bringen.“

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