E-Wirtschaft vor großen Umbrüchen

Die Salzburg AG braucht für die zunehmende Selbstversorgung der Region Salzburg noch ein paar neue Kraftwerke. Und die ganze Branche stehe international vor großen Veränderungen, sagt Vorstandsprecher Leonhard Schitter.

Leonhard Schitter

Salzburg AG

Schitter

Die Salzburg AG möchte den Eigenstromanteil von derzeit 50 Prozent bis ins Jahr 2020 auf 60 Prozent steigern. Dafür seien etwa drei bis vier neue Wasserkraftwerke mit der Leistung des Salzach-Kraftwerks in Salzburg-Lehen (13,7 Megawatt) notwendig, sagt Unternehmensvorstand Leonhard Schitter. Der Energiewirtschaft prognostizierte er für die nächsten zehn Jahre „massive Umbrüche“.

„Kunden zahlen für Gesamtleistung“

„Die Digitalisierung wird uns enorm vorantreiben. Wir werden weiter Strom anbieten, aber wir müssen uns vom traditionellen Geschäftsmodell verabschieden“, so der Manager im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA). Die Zukunft liege im Bereich e-Management: „Wir bieten dem Kunden zu Hause dieses Management an.“

Es sei gut möglich, dass der Kunde in zehn Jahren nicht mehr für die Kilowattstunde, sondern für die Gesamtlösung zahlt: „Das warme Haus, die helle Garage, Telekommunikation in der Wohnung, Mobilität. Der Energieversorger wird zum Versicherer, der eine Grundversorgung garantiert.“

Wo kommt der Strom her?

Die einzelnen Anbieter sähen sich gleichzeitig mit steigender Transparenz konfrontiert, was den Preis oder die Herkunft von Energie betrifft. „Umso wichtiger ist es, dass unser Produkt trotzdem einfach, nachvollziehbar und glaubwürdig ist. Simplizität wird sehr wichtig werden“, sagte Schitter.

Die Erzeugung von Strom werde ein zentrales energiepolitisches Ziel bleiben. „Versorgungssicherheit bleibt das oberste Gebot.“ Die Salzburg AG will dabei den Energiebedarf bis ins Jahr 2050 ausschließlich aus erneuerbaren Energien decken - aus Wasser, Wind, Fotovoltaik, Holz, Biogas. „Wasserkraft wird dabei für uns auch in Zukunft einen massiven Stellenwert haben. Wir haben die Ressource und wir nutzen sie.“

Wind und Fotovoltaik als Konkurrenten

Die Umsetzung aktueller Projekte in Salzburg ist allerdings mit einem Fragezeichen versehen. Zwar liegen für die geplanten Salzachkraftwerke Gries und Stegenwald und für den Ausbau des Standorts Dießbach zum Pumpspeicherkraftwerk zum Teil die Bewilligungen vor. Wegen der hohen Förderungen für Wind und Fotovoltaik vor allem in Deutschland müsse die Wirtschaftlichkeit jedoch genau geprüft werden.

Besonders viel Augenmerk legt die Salzburg AG derzeit auf den so genannten Netzausgleich durch Speicherung von Strom. „Wir wollen stärker in den Markt Regelenergie gehen. Also Strom abnehmen, wenn zu viel da ist, und einspeisen, wenn die Versorgung des Kunden gewährleistet werden muss“, betont Schitter. Dabei ist das Unternehmen durchaus innovativ unterwegs.

Neue Formen der Verwertung

In Salzburg wurde eine „Power-to-Heat“-Anlage gebaut, die Strom in Wärme umwandelt. Und im Flachgau könnte bald eine Anlage zur Umwandlung von Strom in Gas entstehen. Auch große Batteriesysteme, die Strom bei Bedarf wieder in das Netz abgeben, sind ein Thema.

Dabei geht es um viel Geld. Beim Netzausbau im Niederspannungsbereich ließen sich laut Schitter bis zu 50 Prozent der Kosten einsparen, wenn Lastschwankungen ausgeglichen werden: „Die Verschmelzung der Energiewirtschaft mit Kommunikationstechnologien ermöglicht mit intelligenten Systemen, Spitzen abfließen zu lassen. Stichwort Smart Grids.“ Er wolle die Möglichkeiten, die im Zusammenspiel von Erzeuger, Speichertechnologien und Verbraucher entstehen, nutzen. „Energieunternehmen werden zu Dirigenten im technischen Orchester“, so umschreibt das Schitter.