380kV: Umstrittenes Gutachten zurückgezogen

Das umstrittene Gutachten über die touristischen Auswirkungen der 380kV-Stromleitung wird zurückgezogen. Das hat die Regierung am Dienstag beschlossen. Naturschützer hatten ja kritisiert, dass der Gutachter befangen sei.

128 Kilometer von Elixhausen (Flachgau) bis nach Kaprun (Pinzgau) soll sie lang werden - die umstrittene 380kV-Leitung. Im Juni dieses Jahres wurde heftig gestritten - bei der großangelegten Umweltverhandlung in der Salzburgarena. Doch jetzt sorgte ein Gutachten zu den touristischen Auswirkungen der Hochspannungs-Freileitung für Aufregung: Der Gutachter und der scheidende Chef der Landes-Naturschutzabteilung hatten seit Monaten eine Geschäftsbeziehung - als Vorstände in einem Beratungsverein.

Landesrätin zieht Notbremse

Die zuständige Landesrätin Astrid Rössler (Grüne) zieht jetzt die Notbremse: „Um jeden Zweifel auszuräumen - auch von Seiten der Regierung - ist mir wichtig, dass wir auf jeden Fall nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können. Es sind jetzt doch erhebliche Zweifel da.“

Rössler sagt, sie werde am Donnerstag in der Regierungssitzung empfehlen, zu dieser touristischen Fragestellung noch einmal ein Gutachten in Auftrag zu geben, um eine zweite Meinung einzuholen: „Das wollen wir dann in das Verfahren einfließen lassen.“

Erst vergangene Woche hatte Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler noch mitteilen lassen, dass es keinen Grund dafür gebe, das Gutachten abzulehnen. Innerhalb der Landesregierung gab es aber auch durchaus andere Meinungen: Bei einem derartig sensiblen Verfahren dürfe es nicht einmal den leisesten Zweifel an der Objektivität der Behörden geben, hieß es aus ÖVP-Kreisen.

„Landesregierung weiß, was sich gehört“

Naturschutzbund-Präsident Hans Kutil brachte mit einer Beschwerde die ganze Affäre ins Rollen. Er ist jetzt zufrieden: „Es ist ein Erfolg für das Land Salzburg, weil die Landesregierung offenbar weiß, was sich gehört und was sich nicht gehört. Ein Gutachter, selbst wenn er gerichtlich beeideter Sachverständiger ist, der auf seiner eigenen Homepage schreibt, dass die 380kV-Leitung zwingend erforderlich ist, der geht nicht unbefangen an ein Thema heran und ist daher befangen.“

Wann die Entscheidung im Umweltverfahren zur Starkstromleitung fällt, ist noch nicht klar. Frühestens in einigen Monaten, hieß es Dienstagnachmittag.

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