Industrie für Gesamtschule: Bruch mit ÖVP?

Auch Salzburgs Industriellenvereinigung (IV) fordert nun - wie ihre Bundesvertretung - eine Gesamtschule für Fünf- bis 14-Jährige. Das ist ein Bruch mit Positionen der ÖVP, die diese seit Jahrzehnten pflegt. Die IV steht der ÖVP traditionell nahe.

Es sei nun Zeit für eine Bildungsrevolution, sagt Irene Schulte, Geschäftsführerin der Salzburger Industriellenvereinigung. Und da gehöre auch die Gesamtschule für Fünf- bis 14-Jährige ganz klar dazu. Die IV befürwortet wegen der besseren Frühförderung die Einschulung von fünfjährigen Kindern - statt wie bisher üblich mit sechs oder sieben Lebensjahren.

IV will es nicht ideologisch verstanden wissen

Grundsätzlich gilt die IV als ÖVP-nahe, nun übernimmt die Industriellenvereinigung aber eine langjährige Forderung der Sozialdemokraten in Österreich.

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Schulte will die Entwicklung keineswegs parteipolitisch gedeutet haben: „In der Schule haben Ideologien gar nichts verloren. Bei unserem Konzept geht es darum: Was soll die Jugend lernen und können? Und wie müssen wir die Schule ausrichten, damit die Kinder die beste Unterstützung haben? Es geht nicht um das Türschild.“

Schulte ergänzt, die IV hoffe, dass ihr Konzept nun ausführlich diskutiert wird: „Und wir hoffen, dass wir damit Impulse geben.“

ÖVP-Sprecherin: „Modell ohnehin in Erprobung“

Was sagt dazu die Bildungssprecherin der Salzburg Volkspartei? Daniela Gutschi betont, sie sehe das „entspannt“: „Es mag so wirken, aber für uns das kein Bruch. Ich bin insgesamt für eine Entideologisierung des Themas Schule und Bildung. Wir haben das Thema Gesamtschule ja auch unserem Regierungsprogramm in Salzburg mit drinnen.“ Die Landtagsabgeordnete verweist darauf, dass ja auch Modellversuche gestartet werden sollten.

Für Abschaffung des „Poly“

Die Industriellenvereinigung hat Dienstag in Wien ihr bundesweites Bildungspapier samt neuen Zielsetzungen vorgestellt. Neben der Gesamtschule pocht sie auch auf die Ganztagesschule, um bei der Nachmittagsbetreuung die Talente von Kindern und Jugendlichen aus sozial schwächeren Schichten ebenfalls gut fördern zu können. Für den Arbeitsmarkt der Zukunft brauche man gut ausgebildete Fachkräfte, argumentiert die IV. Ein Durchfallen in einzelnen Fächern soll es laut IV generell nicht mehr geben. Auch den Polytechnischen Lehrgang will die IV abschaffen.