Laudas Unfall: Premiere für TV-Doku

Das aufwändige Doku-Drama „33 Days“ über die Karriere und das wilde Leben von Niki Lauda war Sonntagabend in ORF 2 zu sehen. Regisseur ist der Salzburger Filmer, Medienkünstler und Komponist Hannes M. Schalle. Der Film ist mit britischem Geld für den weltweiten Markt konzipiert.

Der schreckliche Unfall von Jules Bianchi vor einer Woche in Japan hat in der Sportwelt unliebsame Erinnerungen geweckt. Nämlich an den Unfall, bei dem Niki Lauda 1976 auf dem Nürburgring nur knapp dem Tod entkam. Der neue Dokumentarfilm des Salzburger Regisseurs Hannes Schalle erinnert an diesen schweren Unfall.

33 Days Formel 1 Unfall von Niki Lauda - Regisseur und Komponist Hannes Schalle

Moonlake Entertainment & ORF

1976: Laudas Ferrari brennt

Knapp dem Tod entronnen

Die Doku „33 Days - Born To Be Wild“ beleuchtet die Lebensereignisse Niki Laudas in den nur 33 rennfreien Tagen nach seinem schweren Unfall 1976 auf dem Nürburgring. Der Film zeigt auch, wie niedrig die Sicherheitsstandards in der Formel 1 damals im Vergleich zu heute waren. Zu Wort kommen viele aktive und auch zahlreiche ehemalige Rennfahrer.

In der Firma Aikon im Businesscenter Grödig (Flachgau) ist das - in vielen Winkeln der Welt gedrehte - Rohmaterial von „33 Days“ in nur zwei Monaten geschnitten worden, sagt Produzent und Co-Autor Günther Mitterhuber: „Wir haben den Film bei den Filmfestspielen Cannes der Presse präsentiert und auch schon bei einem feinen Filmfestival in der Nähe von Brighton einen Preis dafür gewonnen - den Publikumspreis für die beste Doku. Darauf sind wir sehr stolz.“

Der Salzburger Musiker Manfred Kirchmeyer steuerte für die Doku einen Song bei. Entsprechend dem Untertiel ist es die Adaptierung des Steppenwolf-Klassikers „Born To Be Wild“. „33 Days - Born to be Wild“.

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ORF-Interview mit Hannes M. Schalle:

Was ist bei Ihrem Film der Unterschied zum Kinofilm „Rush“?

Mein Film ist eine Kino-Doku und eine Erzählung über reale Ereignisse zwischen Laudas Unfall und seinem wundersamen Comeback nur 33 Tage nach dem Verlassen des Krankenhauses. „Rush“ war eine fiktionale Geschichte über eine Rivalität, die es im echten Leben so und in dieser Brutalität nicht gab. Das haben mir viele Zeitzeugen erzählt - etwa Daniele Audetto (der damalige Rennsport-Direktor von Ferrari).

Ist die Luft nicht aus dem Thema durch die Hollywood-Fiktion von Ron Howard?

Nachdem sich „Rush“ aus der Sicht von Insidern und Zeitzeugen auch inhaltlich als Flop herausstellte, ermutigte man mich in Großbritannien, diese Dokumentation zu machen, weil die Nachfrage nach einer biografischen Geschichte über Lauda bestand. Zudem werden Dokumentationen noch stärker nachgefragt als früher. Außerdem habe ich neben großartigen Interviewpartnern sensationelles Material aus Archiven gefunden und verarbeitet.

Salzburg kommt in „33 Days“ als Drehpunkt der Story auch vor.

Niki Lauda lebte zum Zeitpunkt des Unfalles schon lange in Hof bei Salzburg (Flachgau). Deshalb gibt es auch einen starken Salzburg-Bezug im Film. Salzburger Themen und Personen kommen mehrfach vor. Die Salzburger Landesfilmförderung unterstützt die Herstellung auch mit einer Produktionsförderung. Wir haben auch Aufträge für den Film an Professionisten in Salzburg vergeben. Insgesamt hatten wir ein sehr überschaubares Budget.

Hannes Schalle

privat

Schalle

Wer zahlt?

Die Herstellungskosten werden ganz durch britische Partner getragen - allen voran Stealth Media, einem weltweit aktiven Vertrieb. Stealth bewirbt und verkauft seine Produktionen jedes Jahr in Cannes. Dazu noch bei anderen Festivals und Happenings weltweit. „33 Days“ sei für die Firma ein wichtiges Produkt, sagt man mir. Die internationale Nachfrage sei groß. Man werde meinen Film erfolgreich verkaufen in alle Erdteile. Meine sparsame Produktionsweise sollte sich also auch für die Geldgeber auszahlen.

In weiten Kreisen ist es heute modern, den Motorrennsport heftig zu kritisieren. Warum machen Sie keine Öko-Themen mit Klimawandel, auf die so viele fliegen?

Ich habe da ohnehin keinen Motorsport-Film gemacht. Und auch keinen Öko-Film natürlich (schmunzelt), sondern eine Biografie über einen österreichischen Helden, der ein legendärer Motorsportler war und ist. Die Kritik am Motorsport finde ich seltsam, denn gerade in der Formel 1, die meines Erachtens überbewertet wird, fahren doch eh nur 20 Fahrer. Da sind doch alle Privatautos und Flugzeuge auf der Welt zusammen in Ihrer Umwelt- und Energiebelastung viel kritischer zu sehen. Zudem werden ohnehin sehr viele Umwelt- und Klima-Dokus gemacht. Da muss ich nicht auch noch mitmachen. Ich habe schon wieder ein aufregendes Thema in der Fertigung - auch wieder mit starkem Österreich-Bezug. Da beginnen im August die Dreharbeiten: „In Space“ wird ein Film über 50 Jahre Weltraumforschung und Technologie und die Teile unseres täglichen Lebens, die auf der Weltraumforschung basieren. Es wird auch die erfolgreiche Salzburger Astronomin Lisa Kaltenegger mitmachen.

Interview: Gerald Lehner, salzburg.ORF.at