GPS-SMS-Notruf für Bergsportler

Stromfressende Smartphones seien trotz vieler neuer Notruf-Apps für Bergsportler und Wanderer kaum geeignet, sagen Bergretter. Ein Salzburger Unternehmer hat stattdessen für alpine Notrufe und die Vermisstensuche ein Minigerät entwickelt.

Menschen mit Fernglas

Scott Griessel - Fotolia.com

Große Suchaktionen in Frühling, Sommer und Herbst, bei denen es kaum Anhaltspunkte über Routen von vermissten Spaziergängern oder Wanderern gibt, sind für Flug- und Alpinpolizei sowie die Bergrettung oft sehr zermürbend - zum Teil härter als schwierige Lawineneinsätze im Winter, die lokal begrenzt sind

Die Energieversorgung von Smartphones sei noch immer viel zu kurzlebig bzw. der Verbrauch zu hoch, betonen Bergprofis - da würden auch die vielen neuen Notruf-und Navigationsapps kaum helfen. Im Gebirge solle man sich als Wanderer oder Bergsteiger darauf einstellen, dass handelsübliche Akkus rasch ihren Geist aufgeben. Viel Strom gehe bei allen Smartphones drauf, wenn man Fotos schießt und ins Internet lädt oder die GPS-Ortungsfunktion und Navigation eines Handys dauernd mitlaufen lässt, sagen Fachleute.

30 Stunden Mindestleistung

Das Team des Salzburger Unternehmers Philipp Stuppnik hat als Alternative ein wetterfestes und kleines Gerät entwickelt. Der Akku halte bei Voll- bzw. Dauerbetrieb 30 Stunden, sagt er. „LIBIFYcare“ holt sich die genauen Positionsdaten - im Rucksack oder der Jackentasche - über GPS-Satelliten und leitet sie automatisch über SMS - also herkömmlichen Mobilfunk - an Angehörige, Bekannte oder eine Einsatzzentrale je nach Wunsch bzw. Einstellung weiter.

Was tun ohne Handy-Empfang?

Das Gerät eignet sich auch für Pensionisten und Behinderte, die Notrufe zu Hause oder in Stadtgebieten absetzen wollen oder müssen. Eine kleine Sprechfunktion für Notrufe ist auch für Wanderer und Bergsteiger eingebaut. Aber was geschieht, wenn kein Mobilfunk für die automatischen SMS vorhanden ist? Immerhin gibt es besonders im Hochgebirge oder entlegenen Tälern immer wieder tote Winkel.

Philipp Stuppnik, Spezialist der Herstellerfirma Libify, sieht das so: „Aus Gesprächen mit der Bergrettung weiß ich, dass man auch in solchen Fällen das Gebiet für eine Suchaktion gut eingrenzen kann. Es gibt ja die Daten, wo jemand vor einer Stunde oder eineinhalb unterwegs war. Dann habe ich noch immer genügend Anhaltspunkte, um die Richtung zu bestimmen, jemanden rasch zu finden oder Hilfe zu bringen. Wenn dieses Wissen nicht vorhanden ist, kann es sein, dass man ganze Täler, Hochplateaus oder Regionen absuchen muss.“

SMS mit GPS-Daten alle 15 Minuten

LIBIFYcare schickt seine Positionsdaten in regelmäßigen Abständen. Die Intervalle sind einstellbar. Standard ist ein SMS alle 15 Minuten. Empfänger können damit - parallel dazu - Routen bzw. Spuren („Tracks“) von Angehörigen, Freunden bzw. Vermissten im Gebirge auch zu Hause auf dem Computer mitverfolgen. Es gibt einen eigenen Notruf-Knopf, um Hilfe aktiv anzufordern - auch ohne Worte; zum Beispiel bei schweren Verletzungen, Unterkühlung, Erschöpfung oder Herzinfarkt.

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

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