Zentralmatura: Bessere Informationsarbeit geplant

Im Konflikt um die Zentralmatura in Mathematik geht nun das Bildungszentrum des Bundes (BIFIE) mit Sitz in Salzburg in die Offensive. Die Experten wollen der heftigen Kritik von Schülern entgegentreten, die von unausgegorenen Plänen sprechen.

Schüler fühlen sich - wie berichtet - eineinhalb Jahre vor der Einführung der Zentralmatura in Mathematik überhaupt nicht auf die Änderungen vorbereitet. Sie drohen mit Streik und machen mit Handy-Nachrichten und im Internet mobil - mit der Aufforderung zur ersten Protestaktion, am 12. Dezember zu Hause zu bleiben.

Informationskampagne geplant

Die Experten vom BIFIE wollen den Protestaktionen nun entgegenwirken. Geplant sind eine Informationskampagne an Schulen und in Sozialen Netzwerken sowie Probeschularbeiten im neuen Testformat. Die Streikdrohung der Schüler ist damit aber noch nicht vom Tisch.

Auf Forderung der Bundesschülervertretung (BSV) wird es ab Anfang des zweiten Semesters erneut vom BIFIE erstellte Probeschularbeiten geben, bei denen freiwillig die neuen Formate geübt werden können. Die Termine wollen BIFIE und BSV gemeinsam koordinieren, wie am Freitag bei einer Pressekonferenz angekündigt wurde. Außerdem sollen umfangreiche Infopakete an die Schulen gehen, parallel dazu wird die BSV Informationen des BIFIE über Facebook unter die Schüler bringen. Gemeinsam sollen außerdem Veranstaltungen an jenen Schulen organisiert werden, wo es Handlungsbedarf gibt.

„Müssen einen Zahn zulegen“

„Die Diskussion der vergangenen Tage hat gezeigt, dass wir einen Zahn zulegen müssen“, gab BIFIE-Codirektor Martin Netzer zu. Peter Simon, Leiter des Zentralmatura-Departments am BIFIE, betonte, dass das BIFIE „insgesamt schon sehr, sehr weit bei der Informationsverbreitung“ sei und es sowohl zahlreiche Bücher als auch Übungsmaterialien für die kompetenzorientierte teilzentrale Matura gebe. Nun gelte es aber, noch bestehende Lücken zu schließen. Außerdem sei „nicht alles in Stein gemeißelt, hier ist Bewegung in der ganzen Sache“, versicherte Simon den Schülern die Bereitschaft zum Entgegenkommen. Die Entscheidung über etwaige Änderungen liegt freilich beim Unterrichtsministerium.

Die Bundesschülervertretung hatte wegen der angeblich drastischen Zunahme von „Nicht Genügend“ bei den ersten Mathematik-Schularbeiten einen Streik angekündigt, sollten Ministerium und BIFIE nicht auf ihre Kritik an der 2015 an den AHS und 2016 an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) startenden Zentralmatura reagieren. Kritisiert wird etwa, dass an den AHS sowie teils auch an den BHS bei den Fremdsprachen-Prüfungen keine Wörterbücher verwendet werden dürfen, die Vorbereitungszeit zwischen schriftlicher und mündlicher Matura mit zwei Wochen zu kurz sei und Schüler aus dem Westen wegen des später startenden Schuljahrs eine Woche weniger Zeit zur Maturavorbereitung hätten.

Entscheidungen über Demos fallen noch

AHS-Bereichssprecher Lukas Faymann zeigte sich prinzipiell zufrieden mit den vereinbarten Maßnahmen. Ob die Schüler auf die Straße gehen, werde aber erst am 6. Dezember entschieden. „Wenn unsere Forderungen bis dahin nicht Gehör gefunden haben, werden wir streiken“, betont Faymann. Unabhängig davon wird von Wiener Schülervertretern bereits eine Demonstration am 12. Dezember vorbereitet.

Netzer räumte „substanzielle Probleme in der Zusammenarbeit“ mit den Lehrern, die die Auf- und Vorgaben des BIFIE umsetzen müssen, ein. So hätten die Lehrer - vermutlich unter dem Druck, die Schüler rasch auf die Klausuren mit zentral vorgegebenen Aufgaben vorzubereiten - das neue Modell zu rasch und teilweise falsch eingesetzt.

So wurden laut Netzer etwa Multiple Choice-Aufgaben oder Beispiele in einer Komplexität aufgegeben, die es bei der Zentralmatura so nicht geben werde. Außerdem habe es „offenbar Missverständnisse bei der Beurteilung“ gegeben. „Wir müssen die Aufgabenstellung und die Beurteilungssysteme besser kommunizieren. Da müssen wir in die Fortbildung gehen.“ Allerdings betonte er auch, dass es nur in Wien deutlich mehr negative Mathematikergebnisse gegeben habe.

Rückenwind für Schüler vom Elternverband

Der Bundeselternverband der AHS- und BMHS (BEV) hat unterdessen angekündigt, einen möglichen Streik der Bundesschülervertretung „für eine faire neue Matura“ zu unterstützen, wenn es keine schnellen Lösungen für die von den Schülern genannten Probleme gebe. "Es gab in den letzten Wochen vermehrt Rückmeldungen über verängstigte Jugendliche und unfaire Beurteilungskriterien, speziell in Mathematik und in den Fremdsprachen, so BEV-Präsident Theodor Saverschel in einer Aussendung.