Bergrettungsübung mit dickem Brummer

In der Watzmann-Ostwand haben Bergretter im grenznahen Bayern kürzlich einen schwierigen Rettungseinsatz geübt. Annahme waren Verletzte beim Schöllhorneis in der 1.800 Meter hohen Ostwand, die auch bei Österreichern sehr beliebt ist.

102 Tote und um ein Vielfaches mehr Verletzte bzw. Unterkühlte hat es seit der Erstbegehung auf der ältesten Route in der Ostwand des Watzmann bisher gegeben.

ACHTUNG: Motive alle aus Bayern! Luft- und Bergrettungsübung auf dem Watzmann

Bergwacht & Rotes Kreuz / Berchtesgadener Land

Der „Kederbacherweg“ wurde als erste Route durch die Riesenwand 1881 von dem Bergführer Josef Grill solo erstbegangen. Zuletzt stürzte ein Oberösterreicher am 22. August 2013 in der Ostwand tödlich ab.

Watzmann und Watzfrau von Süden

Gerald Lehner

Von links: Hauptgipfel mit oberem Teil der 1.800 Meter hohen Ostwand, Watzmannkinder, Watzmannfrau

Die Berchtesgadener Alpen und der Watzmann an der Grenze zum Land Salzburg sind wegen ihrer absoluten und relativen Höhe, Steilheit, landschaftlichen Pracht und zentralen Lage auch begehrte Ziele für Alpinisten, Hochtouristen und Kletterer aus ganz Österreich.

Auf dem vielbegangenen und auch auf Normalwegen nicht leichten Watzmann-Massiv kommen immer wieder größere Gruppen in Bergnot, besonders bei Wetterstürzen. Der Berg ist in Deutschland neben der Zugspitze (höchste Erhebung) viel weiter im Westen das zweitwichtigste Parade-Ziel.

Beliebt bei Tausenden Österreichern

Fachliche Gründe gibt es genug für ehrenamtliche Luft- und Bergretter aus Berchtesgaden, Marktschellenberg und Ramsau, hier eine einsatztaktisch anspruchsvolle und zum Teil schwierige Übung mit Piloten der deutschen Bundespolizei von der Staffel Oberschleißheim bei München zu absolvieren.

ACHTUNG: Motive alle aus Bayern! Luft- und Bergrettungsübung auf dem Watzmann

Bergwacht & Rotes Kreuz Bayern

Bergretter versorgen fiktiven Schwerverletzten vor Hubschraubertransport

Wer über die Ostwand vom St. Bartholomä durch die Ostwand auf den Gipfel des Watzmann klettert, hat 1.800 Höhenmeter zu überwinden. Selbst auf den leichteren Routen durch die Wand ist diese Länge ein Kriterium, das immer wieder gefährliche Einsätze der bayerischen Bergretter für Erschöpfte, Unterkühlte und Schwerverletzte erfordert.

Gelegentlich werden bei größeren Einsätzen auch österreichische Rettungshubschrauber angefordert - auch umgekehrt auf Salzburger Gipfeln und Seiten der Grenzgebirge.

Warum eine so große Maschine?

Normalerweise sind bei hochalpinen Übungen und Einsätzen kleinere und leichtere Hubschrauber wie zum Beispiel Eurocopter EC 135 (bei ÖAMTC, ADAC und deutschem Innenministerium) in Verwendung, die im Hochgebirge aber früher an ihre Leistungsgrenzen geraten. Bei dieser Übung wurde bewusst mit einem größeren, schwereren, im Betrieb viel teureren, aber viel stärkeren AS 332 Super Puma der deutschen Bundespolizei gearbeitet. Die beiden Turbinen bringen 3.500 PS auf die Rotorwelle. Der Puma aus französischer Produktion kann bis zu 21 Leute befördern - auch in größere Seehöhen. Er kann im steilen Steigflug in direkter Linie vom Tal zur Gipfelhöhe gelangen, während andere Modelle sich in Schleifen hochschrauben müssen.

Bilder-Galerie:

Wenn es Unfälle mit mehreren Verletzten gibt, dann können innerhalb kürzester Zeit mit dem großen Puma deutlich mehr Luft- und Bergretter, Sanitäter und Notärzte samt Ausrüstung ins Gebirge geflogen werden.

Vorteile, Nachteile, Training

Der viel stärkere Abwind („Downwash“) durch den größeren Rotor ist andererseits ein Nachteil, wenn Spezialisten abgeseilt werden müssen. Dafür hat der Puma eine sehr leistungsfähige Winde samt 90 Meter langem Stahlseil. Diese ist an Steuerbord (rechts) montiert, während bei den meisten anderen Rettungshubschraubern in Deutschland die Seilwinden links angebracht sind. Auch diese Besonderheit wurde von den ehrenamtlichen Luft- und Bergrettern der bayerischen Bergwacht nun geübt, um im Ernstfall noch besser gerüstet zu sein.

In Österreich wird dagegen kaum mit schweren Stahlseilwinden gearbeitet sondern mit Tauen, die an den normalen Lasthaken unter dem Schwerpunkt der Helikopter befestigt werden.

Markus Leitner, Bergwacht Bayern &
Gerald Lehner, salzburg.ORF.at