Festspiele offiziell eröffnet

Freitag ist zwar bereits der achte Tag im Programm der Salzburger Festspiele 2012, dennoch wurden sie erst an diesem Freitag von Bundespräsident Heinz Fischer in der Felsenreitschule offiziell eröffnet.

Die heurige Festrede hielt der Schweizer Schriftsteller und Kunstgeschichtler Peter von Matt. Erstmals wählten die Festspiele diesen Festredner selbst aus: Peter von Matt hat Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte studiert und unter anderem in den USA unterrichtet. Neben seiner akademischen Arbeit publiziert er regelmäßig in verschiedenen Medien in Deutschland und seiner Schweizer Heimat.

Festakt zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2012

APA/Franz Neumayr/MMV

„Hat sich Kunst nicht immer Mächtigen angedient?“

Matt eilt der Ruf voraus, ein „Gelegenheitsarbeiter“ zu sein - jemand, der eine Gelegenheit beim Schopf packe um zu sagen, was zu sagen sei. Peter von Matt versuchte in seiner Rede, die Legitimation von Kunst in einer Welt von Armut und fehlendem Trinkwasser zu beleuchten und kam zu dem Schluss: Die Kunst sei ein überflüssiger Akt von Verschwendung. Aber sie sei zugleich ein Akt von Freiheit und Teil der menschlichen Natur.

„Die Kunst erleuchtet die Welt. Aber sie tut es auf zwielichtige Weise“, argumentierte Matt und fragte: „Hat die Kunst sich denn nicht immer den Mächtigen angedient? Hat sie ihnen nicht die goldenen Throne gefertigt und die Gemächer verziert, hat sie den Kaisern nicht die schimmernden Paläste, den Päpsten die ungeheuren Kirchen gebaut? Hat sie nicht immer die Reichen beglückt und den Armen die Stehplätze überlassen? Ungezählte Werke von betäubender Schönheit sind nur entstanden, um prahlerischen Herrschern die Illusion ihrer Unsterblichkeit zu verschaffen. Heute hat die Finanzindustrie die aristokratischen Höfe abgelöst. Man legt sein Geld in Öl, Uran und Warhols an.“

Festakt zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2012

APA/Franz Neumayr/MMV

Festspiel-Festredner Peter von Matt

Kunst mehr als ein „zynischer Luxus“

Am Schluss seiner Rede aber brach der Festredner trotz all dieser kunstkritischen Einwände dann doch eine eindeutige Lanze für Kunst und Verschwendung: „Kunst ist in allen Kulturen weit mehr als ein zynischer Luxus der Besitzenden oder ein Einschüchterungsritual der Herrschenden. Sie ist ein Glücksfaktor für alle. Denn auf der Verschwendung, dem kurzfristige Genuss von Überfluss, beruht das Fest. Und ohne Feste kann keine organisierte Gemeinschaft leben - wer weiß, ob nicht sogar die Ameisen ihre nächtlichen Orgien feiern. Kunst und Fest sind nicht identisch, aber in ihrem Wesen verwandt... Wer dagegen antritt, tritt an gegen die menschliche Natur.“

Musikalisch wurde der Festakt von Mozarteumorchester und Camerata Salzburg gestaltet: Sie spielten unter anderem ein Stück des Tiroler Komponisten Johannes Maria Staud, das vor wenigen Tagen bei den Festspielen uraufgeführt wurde.

Gerechtigkeit auch in Politikerreden beschworen

In den Reden der Politiker - neben Bundespräsident Fischer sprachen auch Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) - viel um Gerechtigkeit. Angesichts der Sparprogramme dürfe man nicht auf die nächste Generation vergessen, appellierte zum Beispiel Burgstaller: „Wer keinen Halt findet und keine Perspektiven hat, der wendet sich von der Gesellschaft ab. Wir müssen sparen - aber nicht auf Kosten der Jungen, ganz im Gegenteil: Bildungsreformen, Mittel für Schulen und Universitäten bereitstellen und langzeitarbeitslose junge Menschen zurückholen in unsere Gesellscahft - das muss unsere Antwort sein.“

TV-Hinweis

In einem kultur.montag aus Salzburg über das opulente Programm der Salzburger Festspiele lädt Martin Traxl am Montag, dem 30. Juli, live in die Salzburg-Kulisse und begrüßt Alexander Pereira sowie hochkarätige Mitwirkende des Festivals - ab 22.30 Uhr in ORF 2 - mehr dazu in tv.ORF.at/kulturmontag

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