Winterurlaub: Experte vermisst leistbare Angebote

Zweifel an der Rentabilität hoher Investitionen in Komfort und hohe Standards im Wintertourismus hat der Freizeitforscher Peter Zellmann. Er vermisste bei einer Tagung des „Netzwerks Winter“ in Kaprun (Pinzgau) leistbare Angebote für Jungfamilien.

Im Salzburger Wintertourismus wurden in den vergangenen Jahren Hunderte Millionen Euro in Komfort- und Qualitätsverbesserungen investiert: für beheizte Sessel- und Gondelbahnen, bei der Beschneiung und in der Hotellerie, wo vier Sterne oder „vier Sterne plus“ beinahe schon Standard sind.

Doch der renommierte Tourismusforscher Zellmann meldete Zweifel an dieser Hochpreispolitik an: Er vermisse leistbare Angebote für Jungfamilien und frage sich, wer sich in Krisenzeiten das alles noch leisten könne.

Immer weniger Skibegeisterte

Denn immer mehr potenzielle Kunden lassen die Ski im Eck stehen: In den vergangenen sechs Jahren verabschiedeten sich in der wichtigen Altersgruppe zwischen 35 und 55 Jahren gleich 15 Prozent vom weißen Sport. Gerade diese Altersgruppe will das Netzwerk Winter zurückgewinnen. Das gehe aber nur, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

Skiurlauber auf Sonnenbank in den winterlichen Bergen

APA/Hans Klaus Techt

„Ich warne vor einer einseitigen Qualitätshysterie - das gilt für die beheizten Sessellifte ebenso wie für die Vier-Stern-plus-Angebote in der Hotellerie. Da ist der Markt gesättigt“, mahnte Zellmann, „Herzeigangebote sind notwendig, keine Frage. Aber der nächste Investitionsschritt muss eine Preisstufe tiefer ansetzen. Für die große Masse - und das sind etwa zwei Drittel der Skifahrer - ein preiswertes Angebot im mittleren Preissegment. Das gilt auch für die Liftkarten.“

Skiurlaub für Familien ein großer Budgetposten

Seit 15 Jahren sinkende Reallöhne und düstere Krisenwolken am Horizont würden das Problem noch verschärfen, warnte Zellmann: „Wir müssen bedenken, dass für Wiedereinsteiger-Familien, wo die Eltern zwischen 35 und 40 Jahre und die Kinder etwa zehn Jahre alt sind, ein Skiurlaub einen wirklich großen Posten im Familienbudget darstellt. Hier wäre es seitens der Anbieter ganz wichtig, betriebswirtschaftlich umzudenken.“

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Diese Warnungen des Tourismusforschers wurden bei der Tagung kontrovers diskutiert. Während der Bundesobmann der Tourismussparte, Hans Schenner, meinte, die Nachfrage im Hochpreissegment sei weiter ungebrochen, zeigten sich Salzburger Touristiker selbstkritischer. Seilbahnsprecher Ferdinand Eder sagte etwa, die Branche habe sich heuer bei Liftkartenpreiserhöhungen bewusst zurückgehalten.

„Preise für Liftkarten steigen heuer nur moderat“

„Neuinvestitionen werden beispielsweise nicht mehr über den Preis abgegolten. Im Schnitt der Salzburger Skigebiete gibt es heuer bei den Skipässen einen Anstieg zwischen zwei und drei Prozent. Und das ist eine wirklich moderate Preisanpassung“, sagte Eder.

Auch die Skiindustrie versuche mit günstigeren Modellen und Verleihpreisen gegensteuern, ergänzte der Sprecher der heimischen Skierzeuger, Atomic-Manager Wolfgang Mayrhofer.