Spitzensportler drücken Polizei-Schulbank

30 österreichische Spitzensportler drücken zurzeit in Großgmain (Flachgau) die Schulbank: Denn sie werden dort in der Polizeischule ausgebildet. Sie sollen nach dem Ende ihrer Sportlaufbahn im Polizeidienst eingesetzt werden.

Athleten aus ganz Österreich sitzen zurzeit in Großgmain in der Polizeischule im Klassenzimmer: so etwa der Bronzegewinner bei der heurigen Nordischen Ski-WM Franz Josef Rehrl oder die steirische Super-G-Spezialistin Tamara Tippler. Im Zentrum stehen jetzt nicht Trainingspläne, sondern Strafrecht und Kriminalstatistik. Vier bis sechs Wochen pro Jahr haben sie hier Kurs.

Sportler als Polizeischüler in einem Klassenzimmer der Polizeischule Großgmain

ORF

30 Spitzensportler haben derzeit ihre Polizei-Ausbildungswochen in Großgmain

Sitzen in der Klasse ungewohnt

„Ich glaube, es ist für alle - das ganz lange Sitzen die ganze Zeit, das sind wir alle nicht mehr gewohnt“, sagt Abfahrtsass Mirjam Puchner aus St. Johann im Pongau. „Wir sind alle eher doch die Bewegungstiere. Also ist das lange Sitzen für jeden schwierig. Aber es schadet uns nicht und man kann sich ja nach der Schule auch austoben. Und sonst ist ja jetzt ohnehin ein paar Monate Zeit zum Trainieren.“

Abfahrerin Mirjam Puchner als Polizeischülerin

ORF

Mirjam Puchner ist eine der Polizeischülerinnen

Der Slalomweltcupsieger und Olympia-Silbermedaillengewinner Reinfried Herbst war am Dienstag auch zu Besuch in der Klasse. Vor einigen Jahren drückte er selbst die Schulbank in der Polizeischule, heute ist er Spitzensportkoordinator bei der Polizei.

Reinfried Herbst als Gast

Davon habe er profitiert, sagt Herbst: „Gerade bei mir war es ein Extremfall, weil ich natürlich mit meiner Verletzung damals bzw. dann einmal ein Jahr dem Hinauswurf aus dem ÖSV kurz einmal vor dem gestanden bin, dass ich nicht mehr gewusst habe, ob ich überhaupt die Unterstützung bekomme, dass ich den Sport ausüben darf. So gesehen habe ich das Jahr super nutzen können und habe dann eigentlich meinen Durchbruch geschafft.“

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Spitzensportler in der Polizeischule

30 österreichische Spitzensportler werden in der Polizeischule Großgmain zu Polizisten ausgebildet. Zurzeit ist Lehrsaal angesagt.

Mit der Ausbildung sollen die Spitzensportler eine Absicherung abseits der Karriere erhalten. Beenden die Sportler ihre aktive Laufbahn, werden sie in unterschiedlichen Bereichen bei der Polizei eingesetzt. Für den Biathleten Nikolaus Leitinger aus St. Martin bei Lofer (Pinzgau) hat der Polizistenberuf dazu noch Tradition: „Mein Vater ist Polizist, mein Bruder ist Polizist. Es ist immer schon im Raum gestanden, dass ich den Beruf ausüben möchte. Dass ich das natürlich jetzt neben meiner Leidenschaft - dem Biathlon - machen kann, ist großartig für mich.“

Auch praktische Trainings

Wenn die Sportler nicht Kurs haben, müssen sie selbstständig lernen. Ähnlich wie die normalen Polizeischüler müssen sie sich auch an praktischen Übungen beweisen: „Momentan haben wir die Einsatztrainings“, schildert Biathlet Leitinger. „Da lernt man die Grifftechniken. Dann Schießmodule - ich hoffe, ich schieße im Winter besser als da.“

Polizeischüler beim Schießtraining in der Polizeischule Großgmain

ORF

Schießübungen gehören auch dazu

Und jemanden am Boden fixieren, ist für die Karatehoffnung Lara Hinterseer aus Saafelden (Pinzgau) nichts Neues: „Wir haben schon einige solche Schlagtechniken im Einsatztraining gelernt. Da gibt es schon Ähnlichkeiten.“ Die Ausbildung an der Polizeischule ist bei den Sportlern beliebt, fast 100 Athleten haben sich letztes Jahr beworben.