St. Rupert erforscht eigene NS-Vergangenheit

Ein halbes Jahr lang haben Schüler des Privatgymnasiums St. Rupert in Bischofshofen (Pongau) die NS-Vergangenheit ihrer Schule erforscht und aufgearbeitet. Auch mit Zeitzeugen haben die Zehn- bis 18-Jährigen gesprochen.

1939 wurde das Privatgymnasium St. Rupert in die „Deutsche Heimschule Kreuzberg“ umgewandelt. Alle geistlichen Lehrer mussten die Schule damals verlassen, denn sas neue Gymnasium sollte den Nachwuchs für die NS-Elite heranbilden. Im Schularchiv haben die Schüler dazu jetzt zahlreiche Dokumente gefunden und unter fachkundiger Anleitung ausgewertet.

Schülerin Hanna Maria Windhager ist etwa schockiert, wie sehr alle Schüler damals mit realitätsnahen Kriegsspielen darauf gedrillt wurden, in den Krieg zu ziehen. Einer der Zeitzeugen, mit denen die Schüler Gespräche geführt haben, ist der pensionierte Arzt Franz Rößlhuber. Er hat drei Jahre lang den NS-Drill in der „Deutschen Heimschule Kreuzberg“ selbst miterlebt.

Eindringliche Schilderungen von Zeitzeugen

„Es war so. Wir haben den Unterricht, die körperliche Ertüchtigung angenommen. Dass es ein massiv verbrecherisches Regime gewesen ist, diese Erkenntnis ist erst einige Zeit nach dem Krieg in uns gewachsen“, sagt Zeitzeuge Rößlhuber.

Seine Erzählungen geben den Jugendlichen heute einen Eindruck vom Schulalltag im nationalsozialistischen Regime. Lehrer wurden damals als „Klassenführer“ angeredet und es gab einen Oberschüler, der als „Unterführer“ angeredet wurde und die Aufsicht hatte, sagt Schülerin Anna Schaidreiter.

Schüler auch bei harter Erntearbeit im Einsatz

Auch zur wirtschaftlichen Situation der „Deutschen Heimschule Kreuzberg“ sind neue Dokumente aufgetaucht. Die Schüler wurden damals regelmäßig in die Erntebringung mit einbezogen und mussten mithelfen. Gegen Kriegsende wurden auch Kriegsgefangene aus St. Johann geholt, sagt Direktor Alois Lechner. Nach 1945 wurde die Schule schließlich in ein Lazarett umgewandelt. Mit Appellen und Exerzieren im Schulhof war es damit vorbei.

Link:

• Kaderschmiede des Nazistaates erforscht (salzburg.ORF.at; 29.6.2018)