Mangel bei Kassenkinderärzten

Bei den Kinderärzten mit Kassenvertrag herrscht schon jetzt in Salzburg ein Mangel - und der werde sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Davor warnen Ärztevertreter. Denn Jungärzte bleiben im Spital oder werden Wahlarzt.

Im gesamten Bundesland Salzburg gibt es zurzeit 27 niedergelassene Kinderärzte, neun von ihnen sind Wahlärzte. Eine Kassenstelle in der Stadt Salzburg konnte zuletzt erst nach drei Jahren neu besetzt werden, sag Holger Förster, Referent für Kinderärzte in der Salzburger Ärztekammer.

In Försters Kassenpraxis sind 80 Patienten am Tag sind der Durchschnitt. Er arbeite bis zu 70 Stunden pro Woche, damit er auch neue Patienten annehmen könne. Denn das sei in Salzburg nicht mehr selbstverständlich, so der Kinderärzte-Vertreter: „Es gibt mittlerweile viele Kinderärzte, die einen Aufnahmestopp haben, weil es eben zu viele Patienten werden und dann die Qualität darunter leidet. Man kann abends um 18.00 Uhr, 20.00 Uhr nach 80 bis 100 Patienten nicht mehr so gut therapieren und so freundlich zu den Kindern sein, wie man gerne möchte.“

Kinderarzt untersucht Mädchen in Praxis

ORF

Bei Kinderärzte mit Kassenvertrag drohe ein noch größerer Mangel, warnen Ärztevertreter

Spital und Wahlarztpraxis als „Konkurrenz“

Man könne durchaus von einem Mangel an Kinderärzten im niedergelassenen Bereich sprechen: „Das liegt einerseits an den - mittlerweile muss man das sagen - zu guten Bedingungen im Krankenkhaus, dass die jungen Kinderärzte lieber im Krankenhaus bleiben und nicht diesen Full-Time-Job draußen machen wollen. Und andererseits liegt das an einem - sagen wir einmal - rigiden Bezahlungssystem, das nur Quantität bezahlt und nicht Qualität.“

Deshalb würden sich junge Kinderärzte, die eine Praxis eröffnen, nur noch als Wahlärzte niederlassen, sagt Förster: „Als Wahlarzt kann ich mir meine Zeiten selber aussuchen, bin nicht von äußeren Einflüssen gezwungen, meine Ordinationszeiten festzulegen. Ich kann auch mein Honorarsystem weitgehend selbst gestalten - es muss halt von den Patienten bezahlt werden.“

„Das ist schon Zwei-Klassen-Medizin“

Auf Dauer bedrohe diese Entwicklung, die in ganz Österreich zu beobachten sei, die medizinische Versorgung von vor allem sozial benachteiligten Kindern. Davor warnt heute auch die Wiener Kinderärztin Nicole Grois von der Plattform Politische Kindermedizin: „In den neuen Wahlarztpraxen, die es in Wien gibt, zahlt man für jeden Besuch pro Kind zwischen 100 und 130 Euro. Bei manchen Praxen gibt es dann Folgebesuche vielleicht ein bisschen günstiger. Aber das muss man sich auch einmal leisten können, wenn man mehrere Kinder hat. Für eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern steht der Wahlarzt nicht wirklich offen. Das ist schon eine Schere und eine Zwei-Klassen-Medizin, die wir haben.“

Defizite bei der Kindermedizin

Die medizinische Versorgung von Kindern sieht in Zukunft düster aus. Denn wenn Kinderärzte in die Praxis gehen, dann nur noch als Wahlärzte.

Insgesamt müsse man in den kommenden Jahren mit Versorgungslücken in der Kindermedizin rechnen, betont Förster: „Die Zukunft schaut düster aus, weil in den nächsten Jahren fünf Kinderärzte in Pension gehen und die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass wir da keine Nachfolger finden.“

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