Down-Syndrom-Verband: Erstmals Betroffene an Spitze gewählt

In Salzburg treffen sich an diesem Wochenende die 550 Teilnehmer der österreichischen Down-Syndrom-Tagung. Heuer haben erstmals Betroffene selbst die Spitzenfunktionen ihrer Organisation übernommen.

Alle drei Jahre findet der Kongress statt, heuer im Salzburger Konferenzzentrum St. Virgil. 8.000 Menschen mit Trisomie 21 - so der exakte medizinische Name - leben in Österreich. Die Österreich-Tagung ist für sie und ihre Familien die einzige Gelegenheit sich mit Forschern und Fachleuten im großen Rahmen auszutauschen. In Salzburg sind nun die Wienerin Johanna Ortmayer und der Salzburger Michael Sebald mit Trisomie 21 an die Spitze von Down-Syndrom Österreich gewählt worden.

Präsidentin Ortmayer wünscht sich von der Politik, „dass sie uns helfen und auch verstehen können, dass wir Menschen sind. Da gibt es viel zu diskutieren“, sagt die 25-Jährige. Für den 21-jährigen Vizepräsidenten Sebald steht an erster Stelle „ernst genommen zu werden, und ein normales Leben führen zu dürfen.“ Um auch von der Politik besser gehört zu werden, wurden die neue Präsidentin und ihr Stellvertreter einstimmig von Generalversammlung und Vorstand gewählt.

Johanna Ortmayer und Michael Sebald

ORF

Michael Sebald aus Wien und Johanna Ortmayer aus Salzburg

Betroffene sehen die Welt anders

Die ehemaligen Vorstände begrüßen die Idee, dass die Betroffenen selbst die Leitung übernehmen. „Wir haben uns gedacht, wenn Menschen mit Down Syndrom sich selbst vertreten, können sie ihre Anliegen authentischer vermitteln und Politiker und Journalisten auch besser davon überzeugen,“ sagt der ehemalige Präsident Jürgen Wieser. Und Andre Frank Zimpel, ehemaliger Vizepräsident und Professor für Sonderpädagogik, ergänzt: „Menschen mit Trisomie 21 werden oft als geistig behindert beschrieben. Das entspricht aber nicht den Tatsachen. Die Wissenschaft zeigt, dass die Betroffenen die Welt etwas anders wahrnehmen als wir, aber ihre Wahrnehmung der Welt ist genauso gültig wie unsere“.

Beim Kongress in Salzburg steht vor allem ein Wunsch im Vordergrund, nämlich, dass Politik und Gesellschaft auf die Anliegen der Down-Syndrom-Tagung auch entsprechend reagieren.