Kern-Rücktritt: Viele in der SPÖ verärgert

Mit Ärger, aber auch mit Verständnis reagiert die Salzburger Stadt-SPÖ auf den überraschenden Rücktritt von Christian Kern als Bundesparteichef der SPÖ. Kern will ja Spitzenkandidat seiner Partei bei den EU-Parlamentswahlen im Mai werden.

Während der Chef der Salzburger Sozialdemokraten, Walter Steidl, Mittwochvormittag noch bei Parteisitzungen in Wien weilte, denkt die Stadt-SPÖ bereits über eine mögliche Kern-Nachfolge nach. Eine Frau soll es sein - da sind sich SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger und seine Parteikollegin Anja Hagenauer einig - nur wer, das ist unklar - wie beide am Mittwoch gegenüber dem ORF Salzburg zugaben.

„Nach Jahrzehnten der Männerherrschaft wünsche ich mir jetzt eine Frau an der Spitze - ich unterstüzte jede“, sagt Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer. „Ich habe zwar nicht unbedingt eine Wunschkandidatin, aber ich glaube, es wäre an der Zeit, in der SPÖ einmal eine Frau an der Spitze zu haben“, sagt Vizebürgermeister Bernhard Auinger.

Bures, Kaiser und Doskozil winken ab

Wie vielfach kolportiert, wäre Nationalratspräsidentin Doris Bures eine solche Kandidatin. Aktuellen Medienberichten zufolge will sie den SPÖ-Chefposten aber nicht - ebensowenig wie Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser und Burgenlands SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil. Die ehemalige Gesundheitsministerin Pamela Rendy-Wagner hält sich bedeckt - der Rücktritt ist eben überraschend gekommen.

Parteiintern sorgt das für Kritik, auch von Salzburger Seite. Bernhard Auinger zeigt Verständnis für die Entscheidung, nicht aber für die mangelnde Information. „Das macht es für uns nicht einfacher - vor allem für all die Funktionäre, die jetzt schon ziemlich lange gegen den Wind laufen. Aber es ist natürlich auch schwierig, so etwas in einer großen Organisation nach innnen zu kommunizieren und gleichzeitig nach außen geheim zu halten“, sagt Auinger.

Kern will spätestens nach Europawahl übergeben

Derzeit steht noch nicht fest, wann der neue Parteivorsitzende das Zepter übernehmen soll. Kern selbst will den Parteivorsitz spätestens nach der Europawahl im Mai übergeben.

Bereits Mittwochvormittag hatte der Pinzgauer SPÖ-Nationalratsabgeordnete Walter Bacher verärgert auf Kerns Rücktritt reagiert. Seine Ankündigung, von der Parteispitze zurückzutreten und für das EU-Parlament zu kandidieren, war offenbar nicht einmal mit dem innersten Parteikreis abgesprochen.

„Wünsche mir Einbindung in solche Entscheidungen“

Der Pinzgauer Nationalratsabgeordnete Walter Bacher zeigt sich vom Rücktritt Kerns ebenfalls überrascht und verärgert. "Das ist eine sehr unangenehme Situation. Als Abgeordnete sind wir die Schnittstelle zu den Menschen in der Region. Und wenn man dann selbst von so einem Schritt überrascht wird, ist das ungut, weil man dann ja auch zu möglichen Gründen gefragt wird.

Und da muss ich ganz offen sagen, dass ich mir mehr Einbindung in solche Entscheidungen wünschen würde, so schwierig sie auch sein mögen. Momentan ärgert es mich jedenfalls und ich hoffe, es gibt dazu noch eine Erklärung. Denn wenn es eine solche Erklärung nicht geben sollte, so würde das nicht unbedingt zur Vertrauensbildung beitragen."

Treffen der „roten“ Parteichefs am Rande des Gipfels

Mittwochnachmittag ist am Rande des EU-Gipfels auch ein Treffen der europäischen, sozialdemokratischen Parteichefs geplant. Nach der überraschenden Ankündigung von Christian Kern herrscht noch Unklarheit, wie dieses Treffen ablaufen wird. Das höchste Gremium der SPÖ, das Präsidum, wird am Mittwoch ab 10 Uhr tagen.

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