Kajak-Protestfahrt gegen Saalachkraftwerk

In Unken (Pinzgau) laufen Proteste gegen ein geplantes Wasserkraftwerk in Schneizlreuth, der bayrischen Nachbargemeinde. Zu den Betreibern gehört Salzburgs Ex-Bürgermeister Josef Reschen (SPÖ). Gegner fürchten eine Zerstörung der Saalach.

Strom für 13.000 Haushalte soll das neue Werk bei Schneizlreuth liefern. Das Projekt soll auf bayerischem Staatsgebiet entstehen. Die Entnahme von Wasser aus der Saalach über einen Kanal bzw. eine Druckleitung in Richtung Bayern würde aber schon flussaufwärts auf österreichischer Seite bei Unken erfolgen. Es gehe hier um die drohende Zerstörung der vielerorts noch naturbelassenen Saalach, sagen Gegner auf beiden Seiten der Grenze.

Bildergalerie:

Naturschützer, Wassersportler und Fliegenfischer fürchten, die geringere Wassermenge im Fluss könnte sich auf die Lebensqualität sowie auf die Fischbestände sehr negativ auswirken. Die gesamte Ferien- und Urlaubsregion hätte Nachteile. Der Unkener Bürgermeister Hubert Lofeyer (ÖVP) sieht zudem alle Vorteile des Kraftwerkes auf bayerischer Seite bzw. bei privaten Investoren. Österreich hätte nur Nachteile – keine neuen Jobs und keine Wertschöpfung. Name der überparteilichen Bürgerinitiative: „Wasser ist Leben. Rettet die Saalach!“

Josef Reschen

Georg Reschen/wikipedia.org/Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany

Josef Reschen

Ex-Politiker weist Kritik zurück

Die private Betreibergesellschaft hat mit dem 77-jährigen Salzburger Bauingenieur Josef Reschen einen prominenten Akteur und führenden Mann, den ehemaligen und langjährigen Bürgermeister der Landeshauptstadt Salzburg (SPÖ): „Es stimmt nicht, dass die Gemeinde Unken nichts von dem Projekt hat. Wir haben einen Wärter, der dort künftig im Betrieb arbeiten wird. Und darüber hinaus bekommt die Gemeinde für – im weitesten Sinn - öffentliche Zwecke einen sechsstelligen Betrag.“

Daneben seien für Rad -und Wassersportler sowie für die Fischerei verschiedene Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen, sagt Reschen, der selbst viel und weit auf dem Fahrrad unterwegs ist. In Zeiten des Klimawandels sei die saubere Energie aus Wasserkraft wichtig und wertvoll, so der sozialdemokratische Ex-Politiker. Reschen kam persönlich zur Protestaktion der Projektgegner am Sonntag, um Diskussionen zu ermöglichen.

Auch die Spitze seiner Parteifreunde in Bayern sieht das Projekt kritisch. Nicht nur im Berchtesgadener Land und im Rupertiwinkel seien SPD-Politiker gegen das Kraftwerk, wie der regionale Parteichef Roman Niederberger seit einiger Zeit öffentlich betont - auch im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Kleines Smartphone-Video vom Start der Kajaks am Sonntagnachmittag

Sieben Kilometer umstrittener Flussverlauf

Es geht um insgesamt sieben Flusskilometer, die Einheimische und Gäste landschaftlich sehr schön finden - beliebt bei Wanderern und Radfahrern, die den Saalachtal-Radweg direkt am Fluss benutzen. Bei Unken soll künftig das Wasser für das neue Kraftwerk in Bayern entnommen werden. Dieses würde seitlich in einem Überlaufkanal bzw. Druckstollen in Richtung Schneizlreuth zu den Turbinen geleitet.

Verlauf im umstrittenen Bereich: Einige hundert Meter unterhalb des Steinpasses und des Ortszentrums von Unken erreicht die Saalach bei Melleck, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Schneizlreuth, die Staatsgrenze. Die Flussmitte bildet dann auf knapp drei Kilometern die amtliche Grenzlinie zwischen Österreich und Deutschland bzw. dem Salzburger Mitterpinzgau und dem Berchtesgadener Land.

Danach fließt die Saalach weiter auf deutschem Gebiet bis Schneizlreuth, wo der Schwarzbach einmündet. Hier würde das neue Kraftwerk stehen. Das in den Turbinen abgearbeitete Wasser würde wieder in den Fluss eingeleitet. Es erreicht wenig später den langgestreckten und künstlich aufgestauten Saalachsee bei der Kurstadt Bad Reichenhall, wo es auf deutscher Seite schon seit sehr langer Zeit ein größeres Saalach-Kraftwerk gibt.

Aktionen am Sonntagnachmittag

Für Sonntagnachmittag luden Gegner des neuen Kraftwerkes die Bevölkerung von beiden Seiten der Staatsgrenze zu einer Informationsveranstaltung nach Unken zum alten Sportplatz ein, um die Pläne des Kraftwerkbetreibers einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dazu gab es auch Kajakbefahrungen der Saalach und Aktionen von Fliegenfischern und Anglern - auch für Kinder und Jugendliche.

Lukas Möschl, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

TV-Bericht aus „Salzburg heute“ von Sonntagabend

Links: