Zu viele illegale Flüge: Kurse für Drohnenpiloten

In Saalfelden (Pinzgau) gibt es nun spezielle Kurse für Drohnenpiloten - für Laien und künftige Profis. Illegal betriebene Drohnen seien nämlich eine große Gefahr für die reguläre Fliegerei - auch für Rettungshubschrauber, sagen Fachleute.

Drohne

SWR

Drohnenpilot, der eine behördliche Lizenz hat

Vor einer Woche wäre in Wien ein Hubschrauber fast mit einer Drohne in der Luft zusammengestoßen. Im vergangenen Jahr konnte der Pilot eines Rettungshubschraubers über der Landeshauptstadt Salzburg nur knapp einem illegal betriebenen Fluggerät ausweichen.

„Grundkenntnisse fehlen oft“

Die meisten Drohnenpiloten haben laut Luftfahrtbehörden noch immer keine Lizenzen. Diese sind mittlerweile aber gesetzlich vorgeschrieben. Dazu würden oft grundlegende Kenntnisse über Flugphysik, behördlich gesicherte Lufträume sowie Kontrollzonen für die private, kommerzielle und militärische Fliegerei fehlen. Bei seinem Fahrtechnikzentrum in Saalfelden bietet der ÖAMTC nun auch intensive Schulungen für Drohnenpiloten und Interessierte an. Wo normalerweise die Autofahrer trainieren, wird in der Luft und im Lehrsaal geübt und gelernt.

Notarzthubschrauber landet im Hochgebirge.

Gerald Lehner

Nicht nur Rettungspiloten können mittlerweile haarsträubende Geschichten über Drohnen erzählen

Immer mehr Beinahe-Kollisionen

Je nach Größe und Verwendung einer Drohne ist eine offizielle Genehmigung der Luftfahrbehörde Austro Control nötig, sagte Benjamin Hetzendorfer, Experte des ÖAMTC: „Man kann sich ziemlich leicht eine Drohne kaufen, aber man bekommt kaum Informationen, was man mit ihr machen darf. Dem wollen wir mit diesen Kursen entgegenwirken. Wir haben mittlerweile mit den Christophorus-Rettungshubschraubern pro Jahr fünf bis sechs schwere Zwischenfälle, also Beinahe-Kollisionen mit Drohnen und Verzögerungen bei Einsätzen. Da geht es natürlich um Menschenleben.“

Kurse über Recht, Flugphysik, Wetter etc.

Ein wesentlicher Teil des neuen Kurses betrifft verschiedene theoretische Fachgebiete. Im Lehrsaal werden die Grundlagen für sicheres Drohnenfliegen vermittelt, sagte Kursleiter Harald Meyer: „Wir haben in Österreich sehr starke und klare Regeln, an die wir uns halten müssen. Da geht es um das Luftfahrtgesetz und Datenschutz. Wir behandeln rechtliche Grundlagen, dazu fliegerische Theorie, Flugvorbereitung und Wetterkunde.“

Drohnenflug beim ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum Saalfelden

ORF

Drohne beim ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum in Saalfelden

Im Freien wird dann für die Praxis geübt. In verschiedenen Höhen und mit durchaus hoher Geschwindigkeit surren die Drohnen über das Fahrtechnikzentrum.

Auch Gewerbe und Industrie brauchen Drohnen

Aus Hollersbach (Pinzgau) ist Kursteilnehmer Franz Reifmüller nach Saalfelden gekommen: „Man muss sich über die rechtlichen Grundlagen bewusst sein. Das ist sehr komplex. Und man muss aufpassen, wo und wie man fliegen darf. Da ist es immer wieder gut, wenn man auf dem neuesten Stand ist.“ Und Georg Paradeiser stammt aus Michaelbeuern (Flachgau): „Ich bin Dachdecker und Spengler und verwende die Drohne zum Dachvermessen. Im Luftraum sind die Regeln strikt und streng. Es ist gut, wenn man die Hintergründe kennt. Dann passt man besser auf.“

Mehr als 100.000 Drohnen dürfte es derzeit in Österreich schon geben. Und die meisten würden noch immer illegal und ohne tiefere Fachkenntnisse betrieben, warnen Experten. Die Größen reichen vom Handteller bis zu einem Durchmesser von mehr als einem Meter.

Fluglärm Salzburg Airport Flughafen Freilassing Lärm

Gerald Lehner

Die Kontrollzone des Salzburg Airport (Hauptpiste hinten) reicht von Adnet über Hallein, Grödig, Teisendorf bis zu Tachinger See und Grabensee, Seekirchen, Eugendorf und Glasenbach

Kontrollzonen: Was steckt dahinter?

In den Umkreisen der sechs österreichischen Flughäfen (Salzburg, Wien, Linz, Graz, Klagenfurt und Innsbruck) wird der Luftraum in Kontrollzonen mit bis zu 30 Kilometer Durchmesser streng überwacht. Den Fluglotsen der staatlich beauftragten Sicherungsagentur Austro Control steht dabei sehr modernes Radar zur Verfügung, das mittlerweile bis in Bodennähe den Luftraum analysieren kann.

Die Lotsen geben diesen kontrollierten Luftraum, der wegen der größeren Flughäfen meist auch im Bereich von Städten liegt, für An- und Abflugverfahren frei. Oder sie sperren ihn aus Sicherheitsgründen.

Keine rechtsfreien Lufträume

Bei kleineren Flugplätzen und im Freiland ist der Luftraum aus rechtlicher Sicht zwar „unkontrolliert“. Es gelten aber auch dort gesetzlich verankerte Grundregeln - je nachdem, in welchen Seehöhen bzw. „Flugflächen“ geflogen wird. Dazu wird behördlich genau unterschieden, ob der Verkehr nach Sichtflug- oder Instrumentenflugregeln abgewickelt werden muss. Auch im „unkontrollierten“ Luftraum dürfen nur behördlich zugelassene Fluggeräte unterwegs sein - mit Ausnahme von Modellflugzeugen in stark eingeschränkten Gebieten.

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In Saalfelden bekommen Drohnenpiloten beim ÖAMTC den letzten Schliff, um nicht mit illegalen Aktionen ins Visier der Behörden zu geraten.

Große Gefahr für Hubschrauber

Ob in Städten oder auf dem Land: Wer in Bodennähe oder auch in höheren Luftschichten seine Drohne ohne Genehmigung und Verständigung der Kontrollbehörden betreibt, könne Kollisionen, schwere Flugunfälle oder gar Abstürze mit verursachen, warnen Fachleute und Juristen. Zudem seien besonders auch im Bergland die Besatzungen und Passagiere von Transport-, Rettungs- und Polizeihubschraubern sowie kleineren Flugzeugen im Sichtflug gefährdet, wenn Drohnen illegal und ohne Wissen der Flugsicherung betrieben werden.

Gerald Gundl, Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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