Lawinen-Alarm: Kameradenhilfe erfolgreich

In Dienten (Pinzgau) hat ein Skitourengeher am Mittwoch seinen von einer Lawine verschütteten Gefährten lebend bergen können. Kameradenhilfe gilt als schnellste Waffe gegen den Lawinentod. Sie muss aber trainiert werden.

Die beiden Pensionisten aus Mattighofen (Bezirk Braunau in Oberösterreich) bestiegen von der Dientener Seite mit Tourenski die Klingspitze in den Mitterpinzgauer Grasbergen. Bei der Abfahrt löste der 64-Jährige laut Alpinpolizei ein Schneebrett aus, wurde von den Schneemassen etwa 150 Meter weit mitgerissen und komplett verschüttet.

„Reaktion trotz Stress perfekt“

Sein 61-jähriger Begleiter behielt die Nerven, beobachtete den Abgang und den Verschwindepunkt seines Kameraden, setzte einen Notruf mit dem Handy ab und begann sofort mit dem LVS-Gerät mit der Suche. Zwei weitere Tourengeher hatten das Drama beobachtet, kamen hinzu und halfen mit. So wurde der verschüttete Innviertler nach „nur“ 15 Minuten ausgegraben, einer Zeitspanne, nach der viele Chancen noch intakt sind. Das Opfer lag laut Ermittlern der Alpinpolizei in etwas mehr als einem halben Meter Tiefe, weitaus genug, um zu ersticken. „Sein Begleiter hat die nötigen Abläufe als Ersthelfer offenbar durch Üben sehr gut drauf“, sagte Maria Riedler, Sprecherin der Salzburger Bergrettung und Suchhundeführerin, dem ORF auf Anfrage.

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Gerald Lehner

Unmittelbar nach der Bergung erwachte der Mattighofener aus der Bewusstlosigkeit, sehr zur Freude der Helfer. Er wurde wenig später vom Team des Notarzthubschraubers Martin 1 ins Krankenhaus Schwarzach geflogen.

Kameradenhilfe wirkt am schnellsten

Fachleute sehen in der Hilfe durch Kameraden in den Bergen die schnellste und wirksamste Hilfe für Verschüttete. Nach der ersten halben Stunde sinken Chancen für Lawinenopfer dramatisch. Nach einer Stunde sind sie schon gering, nach eineinhalb Stunden verschwindend klein. Für die nötige Schlagkraft müssen alle Mitglieder einer Gruppe die empfohlene Notausrüstung mitführen und damit praktisch umgehen können: LVS-Gerät, Lawinenschaufel, Stabsonde, Mobiltelefon und Biwaksack. Wenn es das Budget verträgt, sollte pro Person noch ein Airbag-Rucksack dazukommen. Eine gute Tourenplanung gilt ohnehin als Grundvoraussetzung einer sicheren Heimkehr. Wer keine Erfahrung mit Skitouren hat, sollte staatlich geprüfte Berg- und Skiführer engagieren.

Planmäßige Einsätze brauchen mehr Zeit

Bis Suchhunde und ehrenamtliche Bergrettungsleute mit dem Hubschrauber eingeflogen werden können, vergeht schon wertvolle Zeit – obwohl die Hilfe aus der Luft auch relativ schnell und effizient sein kann. Sollten kein Flugwetter oder Dunkelheit herrschen, dann bleiben für Helfer und Suchhunde im planmäßigen Einsatz nach stundenlangen Aufstiegen zu Fuß kaum noch Chancen, die Opfer lebend aus den Schneemassen zu holen.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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