Studie fordert mehr Mut von Kirchenoberen

Die katholischen Kirchenoberen sollten sich mehr trauen und ihre Botschaften klarer vertreten - so wie das Papst Franziskus tut. Das empfehlen Wissenschafter, die im Auftrag der Erzdiözese Salzburg den Ruf der österreichischen Kirche untersuchten.

Die katholische Kirche lässt kaum jemandem in Österreich kalt - die große Mehrheit der Menschen hat Bezugspunkte zu ihr. Aber viele sind von den vorsichtigen, oft unklaren Haltungen der Kirchenoberen frustriert. Das ist eines der Ergebnisse der umfangreichen Studie, für die mehr als 1.500 Personen österreichweit befragt wurden - und zwar sowohl in der Kirche Engagierte als auch Kirchenferne.

Forderung nach einer „Stimme der Bedürftigen“

Die Haltungen der Kirchenspitze etwa zur Rolle der Frau, zum Priesterzölibat oder zum Umgang mit Geschiedenen gefallen der Mehrheit nicht. Hier seien Reformen gefragt - genauso wie klare Ansagen, sagt Reputationsforscher Mark Eisenegger von der Universität Salzburg: „Da müsste die Kirche mehr machen - die eigene Botschaft nach außen tragen, die christliche Ethik. Es gibt eine ganz klare Erwartungshaltung, dass sich die Kirche in gesellschaftspolitische Probleme einmischt, eine Stimme der Bedürftigen der Gesellschaft ist.“

Weihe des Salzburger Weihbischofs Hansjörg Hofer im Salzburger Dom

APA/Franz Neumayr

Die Kirchenführung müsse sich klarer positionieren,so die Wissenschafter

Hier dürften sich die Kirchenvertreter auch nicht vor Widerspruch anderer fürchten: „Denn der Widerspruch ist die Basis dafür, dass ich überhaupt ein klares Profil erzeugen kann. Und ein scharfes Profil ist die Grundvoraussetzung, dass man überhaupt Menschen für die eigenen Anliegen gewinnen kann.“

Erzbischof: „Werden Konsequenzen ziehen“

Denn das Bedürfnis nach spiritueller Anleitung sei da, betonte auch Studien-Co-Autor Jörg Schneider. Zwar seien knapp drei Viertel der Österreicher derzeit als „von der Kirche distanziert“ zu sehen, gleichzeitig haben aber auch drei Viertel der Menschen das Bedürfnis nach Spiritualität. Und hier habe die katholische Kirche auch Chancen, bei den Menschen zu punkten.

In Auftrag gegeben wurde die Studie von Erzdiözese Salzburg und Universität Salzburg. Die Diözese will sich die Ergebnisse genauer anschauen, betont Erzbischof Franz Lackner: „Ich glaube, diese Studie hat einen gewissen Aufweckcharakter, dass wir uns damit beschäftigen und auch die Konsequenzen ziehen. Wir sind ja im Zukunftsprozess - und das ist der richtige Ort, um das zu tun.“

Papst Franziskus

APA/Hans Klaus Techt

Seit Franziskus im Amt ist, entwickelt sich der Ruf der Kirche sehr positiv

Papst rettet Ruf der Kirche

In Hinsicht auf klare Botschaften gebe es auch schon ein großes Vorbild in der katholischen Kirche, ist Wissenschafter Eisenegger überzeugt - nämlich Papst Franziskus. Dieser stellt sich klar auf die Seite der Armen, tritt für den Klimaschutz und für Flüchtlinge ein.

Mit diesem Engagement hat der Papst den Ruf der Kirche in Österreich auch deutlich verbessert - dieser ist derzeit so gut wie in den letzten 15 Jahren nicht mehr, zeigt die Reputationsstudie. Und das ist insofern bemerkenswert, als es mit dem Aufdecken einiger Missbrauchsskandale 2009 und 2010 einen absoluten Tiefpunkt im Vertrauen in die Kirche gab - und gleichzeitig auch die Kirchenaustritte deutlich nach oben schossen.

Peter-Paul Hahnl, salzburg.ORF.at

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