Uni Mozarteum: Neuer Rektor nach langem Streit

Die Universität Mozarteum in der Stadt Salzburg hat jetzt einen neuen Rektor bestellt: Reiner Schuhenn, Professor an der Musikhochschule Köln. Ob damit der lange Streit um den Spitzenposten zu Ende ist, ist aber noch nicht ganz klar.

Schuhenn ist 55 Jahre alt und war bereits Rektor der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, der größten Musikhochschule Deutschlands. Er wurde vom Universitätsrat des Mozarteums unter drei Kandidaten mehrheitlich bestellt und tritt sein Amt offiziell am 1. Oktober an. Bis dahin soll er mit einem freien Dienstvertrag in Salzburg tätig sein.

Schuhenn ist ein erfahrener Mann - ein Umstand, der bei seiner Ernennung eine große Rolle spielte, sagte Universitätsratsvorsitzender Karl Ludwig Vavrosky gegenüber dem ORF: „Ein solches Haus zu führen bedarf dieser Erfahrung. Fehlende Erfahrung wäre hier wirklich gefährlich. Genauso gefährlich wäre es aber, einen Nur-Manager für diese Aufgabe zu bestellen, der keine wissenschaftlichen und künstlerischen Qualifikationen mit sich bringt.“ Solche Fähigkeiten könne Schuhenn aber „zweifelsfrei“ vorweisen.

Reiner Schuhenn

APA/Universität Mozarteum Salzburg

Reiner Schuhenn ist für den Universitätsrat „zweifelsfrei“ für den Rektorenposten qualifiziert

Weitere „Querschüsse nicht auszuschließen“

Nach der Abberufung des alten Rektors Siegfried Mauser vor beinahe einem Jahr war die Rektorssuche für das Mozarteum sehr schwierig. Im Dezember 2016 platzte die Neuwahl, weil sich die Findungskommission auf keinen Dreiervorschlag einigen konnte. Universitätsratsvorsitzende Viktoria Kickinger trat dann im Februar zurück - sie kritisierte in diesem Zusammenhang auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Mehr dazu in Rektorensuche: Streit an Uni Mozarteum (salzburg.ORF.at; 11.2.2017).

Ganz sicher, dass jetzt - nach neuerlicher Ausschreibung und Bestellung - wieder Ruhe an der Universität einkehrt, ist sich Vavrovsky aber noch nicht: „Ganz sicher kann man nie sein, zumindest formal. Als Anwalt sehe ich das so. Es gibt ein Einspruchsrecht nach dem Gleichbehandlungsgesetz - und es waren zwei Kandidatinnen und ein Kandidat. Ich erwarte keinen Einspruch, aber er ist theoretisch möglich. Auch Querschüsse sind nicht auszuschließen. Ich hoffe, diese ruhig halten zu können - wie das ja in den letzten Monaten auch einigermaßen gelungen ist. Aber es könnte noch besser sein.“

Vertrag bis 2021

Der 1962 in Baden-Württemberg geborene Reiner Schuhenn bekam vom Universitätsrat einen Vertrag bis 2021. Schuhenn studierte Germanistik, Philosophie, Schulmusik und Kirchenmusik in Stuttgart und Wien. Er ist vor allem als Chordirigent bekannt und hat mit zahlreichen Ensembles, Projektchören, Orchestern, Solisten und Musikakademien zusammengearbeitet. Seit 1999 war er Professor für Chor- und Orchesterleitung an der Hochschule für Musik Köln, wo er von 2007 bis 2009 als Dekan eines Fachbereichs tätig war.

Von 2009 bis 2013 war Schuhenn Rektor der Hochschule für Musik und Tanz Köln. In dieser Zeit war er auch Sprecher der Landesrektorenkonferenz der Kunst- und Musikhochschulen Nordrhein-Westfalens und Mitglied des Vorstandes der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen Deutschlands. 2013 wurde Schuhenn in das Präsidium des Deutschen Musikrates gewählt.

Minister: Schuhenn „erfahren und anerkannt“

In Schuhenns Vita finden sich Rundfunk- und Fernsehaufnahmen bei verschiedenen Sendern, Tätigkeiten in der Jury bei Wettbewerben, Gastdirigate, zahlreiche Konzerte im In- und Ausland, mehrere Publikationen und Kompositionen. „Mit Reiner Schuhenn übernimmt ein erfahrener und anerkannter Kulturschaffender die Leitung des Mozarteum“, so Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) in einer Aussendung. „Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen als Universitätsprofessor, Dekan und Rektor in Köln verfügt er über das notwendige Rüstzeug, um das Mozarteum erfolgreich weiterzuentwickeln.“

Ex-Rektor musste gehen

Die Neuwahl war wegen des Rückzugs von Rektor Mauser notwendig. Mauser, der erst seit Oktober 2014 an der Spitze des Mozarteums gestanden war, ließ sich im Frühjahr 2016 beurlauben, nachdem er in München wegen sexueller Nötigung einer Professorin angeklagt worden war. Nach seiner Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten wurde sein Dienstverhältnis an der Salzburger Kunstuniversität einvernehmlich aufgelöst.

Seit April 2016 leitete Brigitte Hütter die Kunstuniversität interimistisch. Sie wechselte Anfang 2017 an die Johannes-Kepler-Universität in Linz. Seither leiten die Vizerektoren Sarah Wedl-Wilson und Mario Kostal interimistisch das Mozarteum.

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