Psychotherapie: Mangel auf dem Land

Auch wenn Salzburg ein Vorreiter bei der Psychotherapie auf Krankenschein ist, gibt es weiter lange Wartezeiten, um eine Therapie zu bekommen - gerade auf dem Land, sagen Therapeuten. Zumindest im Lungau ist Abhilfe geplant.

Patienten klagten immer wieder über lange Wartezeiten und zu hohe Hürden, um eine Therapie auf Krankenschein zu bekommen, sagt Friedrich Faltner, Vorsitzender des Salzburger Landesverbandes für Psychotherapie und Interessensvertreter der Psychotherapeuten: „Der Zugang und die Erleichterung der Zuschusstherapie wäre aus unserer Sicht unbedingt notwendig, damit Patienten immer auch Zuschusstherapie in Anspruch nehmen können.“

Nur 19 von 174 Therapeuten im Pinzgau und Pongau

Eines der Hauptprobleme in Salzburg liegt in der Verteilung der Therapeuten: So sind von den 174 Vertragstherapeuten der Gebietskrankenkasse nur 19 im Pongau und Pinzgau angesiedelt. In der Praxis sei das zu wenig, betont Faltner: „Im Moment ist der Lungau ein Bezirk, der weitestgehend ohne Therapeuten ist.“ Auch der Oberpinzgau sei eine Gegend, wo es bei der Versorgung mit Psychotherapeuten „schwierig“ sei.

Die Salzburger Gebietskrankenkasse verweist aber auf ihre Vorreiterrolle in Sachen Psychotherapie auf Krankenschein: Fast 5.000 GKK-Versicherte nahmen 2015 kassenfinanzierte Therapie in Anspruch. Das waren 80.000 Behandlungsstunden. Diese Patienten beim Vertragstherapeuten müssen einen Selbstbehalt von 14 Euro pro Stunde bezahlen.

GKK Salzburg gibt doppelt soviel aus wie ander GKKs

Damit - und mit dem Therapeutennetz - sei Salzburg führend, betont GKK-Obmann Andreas Huss: „Wir geben in Salzburg doppelt soviel Geld pro Anspruchsberechtigtem aus wie die anderen Bundesländer. Wir haben hier durchaus eine Vorreiterrolle - auch weil wir bereits seit zehn Jahren diese Leistungsvereinbarung Psychotherapie mit unserem Vetragspartner abgeschlossen haben.“

Weitere 2.800 GKK-Versicherte waren im Vorjahr in Salzburg beim Wahltherapeuten. Die GKK zahlt hier 21,80 Euro pro Stunde dazu. Zum Vergleich: Der Zuschuss der Sozialversicherung der öffentlich Bediensteten (BVA) liegt hier bei 40 Euro pro Therapiestunde, sagt Hans Siller, Vorsitzender des BVA-Landesstellenausschusses: „Alle Fälle, die bei uns einlangen, die zu bearbeiten sind, werden positiv erledigt. Wir haben eine Sachleistung und die rund 400 Personen, die Psychotherapie in Anspruch nehmen, erhalten ihre Sachleistung bzw. einen Zuschuss.“

Infostelle für Psychotherapie geplant

Zumindest für den Lungau gibt es jetzt Bestrebungen, eine Lösung zu finden - „auch zusammen mit der Kassa“, sagt Psychotherapeuten-Vertreter Faltner. „Da sind wir auf einem guten Weg. Aber der Lungau ist ein Sorgenkind.“ Die Salzburger GKK plant, eine Anlaufstelle für Psychotherapie einzurichten. Hier sollen sich Patienten informieren können, in welcher Umgebung Vertrags- und Wahltherapeuten schnell verfügbar sind.

Link:

• Psychotherapeuten kritisieren Krankenkassen (salzburg.ORF.at; 18.6.2016)