Große Schau: 100 Jahre Weltkrieg

Im Salzburg Museum ist Donnerstagabend die Ausstellung „Krieg. Trauma. Kunst.“ eröffnet worden - über Leben wie Leiden von Soldaten und Bevölkerung. Dazu kommt Salzburgs Rolle als „Heimatfront“ und zentrales Aufmarschgebiet für Schlachten im Massensterben des Ersten Weltkriegs.

Josef Schulz Zeichnung von 1926 eines Kaiserjägers Krieg Trauma Kunst Erster Weltkrieg

Josef Schulz

„Kaiserjäger“ - die expressionistische Tuschezeichnung über die Schrecken des Ersten Weltkriegs von Josef Schulz (1926) wurde für das Titelbild zur neuen Ausstellung „Krieg. Trauma. Kunst.“ verwendet

Vor genau 69 Jahren, am 8. Mai 1945, kapitulierten Hitlers „Wehrmacht“ und SS bedingungslos vor den alliierten Befreiern Deutschlands und Österreichs vom Joch des Nationalsozialismus. Dass dieser, der Zweite Weltkrieg und auch der Holocaust direkte Wurzeln im Ersten Weltkrieg und seinen Folgen haben, wird international von den meisten Historikern mittlerweile so gesehen.

Im Salzburg Museum in der Landeshauptstadt ist Donnerstagabend eine große Sonderschau eröffnet worden, die die besondere und geografisch-taktisch zentrale Rolle Salzburgs und seiner Regionen im Ersten Weltkrieg multimedial beleuchtet - obwohl es keine eigentlichen Kampfgebiete auf Salzburger Boden gab.

Von Kindern im Krieg bis zur Spanischen Grippe

Nachdem über viele Jahrzehnte im „Rainer-Regimentsmuseum“ auf der Festung Hohensalzburg eher die Schilderung bzw. teils auch Verherrlichung rein militärischer Aspekte aus der Sicht österreichischer Traditionsverbände im Vordergrund stand bzw. steht, geht es in der neuen Schau mehr um das reale Leben von Soldaten und der Salzburger Bevölkerung im Ersten Weltkrieg. Salzburger waren überwiegend in den Dolomiten, an der Ostfront und am Isonzo/Soca eingesetzt, daher bezieht sich der Großteil der 600 Exponate auch auf diese Regionen.

Erster Weltkrieg Gedenkjahr 2014 Ausstellungs- und Buchteam team Salzburg Museum

ORF

Präsentation der Pläne im Frühling 2013

Team von Fachleuten

Kuratorin ist die Salzburger Historikerin und Autorin Susanne Rolinek. Im Team sind die Historiker und Kulturwissenschafter Oskar Dohle (Chef des Salzburger Landesarchivs), Thomas Mitterecker (Leiter des Archivs der katholischen Erzdiözese Salzburg) und Klemens Renoldner (Direktor des Stefan Zweig Centre Salzburg).

Bei einer Begehung wurde für erste Besucher klar, dass es hier keine Reizüberflutung gibt. Sorgsam ausgewählte Exponate und nicht zu lange Texte erzählen die Geschichten bzw. Themen der Schau, die bisher in dieser Form und Intensität in der Region öffentlich noch nicht erzählt wurden.

Neue Blickwinkel

Neben den vielen regionalen und europäischen Aspekten gibt es auch ein nahezu globales Sonderthema - die „Spanische Grippe“, die mit US-Soldaten aus Kansas nach Europa kam. Ihr fielen während und nach dem Krieg weltweit auch Millionen geschwächte Zivilisten zum Opfer. Sie wirkte bis nach Nordkanada, Alaska, Australien und in noch fernere Überseegebiete zurück, wo die Seuche von Europas Schlachtfeldern durch heimkehrende Soldaten weiter verbreitet wurde. Es gibt Schätzungen von Medizinern aus dem Jahr 2002, wonach bis zu 50 Mio. Menschen weltweit bei dieser Pandemie bis 1920 verstarben.

Foto- und Kunst-Galerie:

Bericht in ORF Radio Salzburg: (MP3)

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Themen der Ausstellung

Rolinek und das Team haben sie in Schwerpunktbereichen konzipiert: Hunger und Ernährung, Kriegsbegeisterung, Zeitungen und Kriegsausbruch, Frauen im Krieg, Kinder im Krieg, der Künstler Karl Reisenbichler als Kriegshetzer und späterer NS-Funktionär, die Rollen anderer Künstler bzw. weniger Kriegsgegner, Salzburg als Aufmarschgebiet, Kochen und Kriegskochbücher, Deserteure, erster Luftkrieg der Geschichte, riesiges Gefangenenlager in Grödig (Flachgau), Spanische Grippe als Massensterben, Kriegszitterer und andere posttraumatische Belastungsstörungen bzw. Folgen und Spätfolgen der Erfahrungen auf den Schlachtfeldern und beim Kampf im Hochgebirge der relativ nahen Dolomiten- und Isonzo-Front(en).

Riesiges Gefangenenlager - neues Buch

Es erscheint im kommenden Juni auch ein illustrierter Sammelband mit vielen Aufsätzen von Experten. Über das riesige Kriegsgefangenenlager Grödig schreiben beispielsweise Julia Walleczek-Fritz und Gerda Dohle. Beide Historikerinnen gelten als Spezialistinnen für das Thema, eines der größten Lager in Europa. Autoren des Buches untersuchen auch Auswirkungen des Krieges im Hinterland Salzburgs. Zentrale Themen sind Alltag, Rollen der katholischen Kirche, Veränderungen, die der Krieg für Frauen brachte, Kriegspropaganda und lokale Presse im Sommer 1914, darstellende Kunst, Medizin, Lebensmittelversorgung und Kriegsfinanzierung.

Es wird am 25. Juni 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt. Herausgeber: Oskar Dohle und Thomas Mitterecker. Titel: „Salzburg im Ersten Weltkrieg. Fernab der Front - dennoch im Krieg“. Schriftenreihe des Salzburger Landesarchivs Nr. 22, Schriftenreihe des Archivs der Erzdiözese Salzburg Bd. 13, Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Bd. 48. Wien-Köln-Weimar 2014.

Zeitachse - Erster Weltkrieg für Salzburg und die Welt (PDF):

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Video:

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