Bus entführt: Einweisung in Anstalt

Für die Entführung eines Linienbusses ist ein 39-jähriger Kroate am Mittwoch vom Salzburger Landesgericht mit der bedingten Einweisung in eine Anstalt bedacht worden. Der Mann hatte die Rauchpause des regulären Busfahrers genutzt, um sich selbst als Lenker zu betätigen.

Der Frühpensionist hatte am 3. August 2012 drei Fahrgästen eines Linienbusses in der Stadt Salzburg einen Schrecken eingejagt: Als der „echte“ Chauffeur sich in einer Pause vor der geöffneten Türe eine Zigarette anzündete, stieg der 39-Jährige ein und fuhr los. Nach 500 Metern stoppte ihn die Polizei. Am Mittwoch stand der Kroate vor Gericht. Er erhielt eine bedingte Einweisung in eine Anstalt.

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Mattes / wikipedia.org

Busfahrer

Er wollte „nur fahren“ - ohne Ziel

„Hatten Sie ein konkretes Ziel im Auge?“, stellte der Vorsitzende des Schöffensenats am Landesgericht Salzburg, Richter Roland Finster, die Frage an den „falschen“ Chauffeur:

„Nein, ich wollte nur fahren“, lautete die Antwort. „Warum haben Sie den Wunsch verspürt, mit dem Bus zu fahren?“, hakte der Richter nach. „Das weiß ich nicht, wahrscheinlich wegen meiner Krankheit. Es war spontan. Ich habe nicht gewusst, wo ich hinfahre.“

Die Staatsanwaltschaft ortete in der Tat das Delikt einer versuchten „Freiheitsentziehung“, stellte aber einen Antrag auf Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme, unzurechnungsfähige Rechtsbrecher. Deshalb stand der Mann nicht als Angeklagter, sondern als Betroffener vor Gericht. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Der Schöffensenat erteilte verschiedene Auflagen zu der bedingten Einweisung, insbesondere eine Drogenabstinenz, die Einhaltung der Medikamenteneinnahme und Bewährungshilfe.

Echter Busfahrer schockiert

Betroffen von der „Spritztour“ zeigte sich der „echte“ Buschauffeur. „Für mich war das ein Schock. Ich habe noch an die Türe geklopft, der Mann hat aber nicht reagiert.“ Der 47-jährige Österreicher alarmierte sofort die Polizei.

Woher er denn wisse, wie man einen Omnibus fährt, wenn er doch keinen Führerschein dazu besitze, wollte Staatsanwalt Andreas Winkler von dem Kroaten wissen. „Ich war einmal Zeitungsausfahrer“, antwortete der Frühpensionist. Schneller als 40 km/h sei er wegen des zäh fließenden Verkehrs bei der Spritztour auch nicht gefahren.

„Er schaute mich verträumt an“

Eine Zeugin, die an jenem Vormittag kurz vor 10.55 Uhr in den Bus der Linie 23 beim Salzburger Hauptbahnhof am Südtiroler Platz eingestiegen war und in Richtung Itzling-Obergnigl fahren wollte, war gleich stutzig geworden, weil der Lenker des Dieselbusses nicht abbog, sondern in Richtung Zentrum steuerte:

„Ich fragte: ‚Wo fahren Sie hin?‘ Er schaute mich nur verträumt an und fuhr weiter.“ Als sie ihn ein zweites Mal gefragt und er abermals nicht reagiert habe, „habe ich panische Angst bekommen“. Um 10.57 Uhr, nach rund 500 Metern „Spritzfahrt“, war schon die Exekutive beim Kreisverkehr am Max-Ott-Platz zur Stelle. „Zwei Polizisten sind in den Bus hinein, haben ihn geschnappt und rausgezogen“, war die 72-jährige Pensionistin aus Salzburg erleichtert.

Offenbar keine Geiselnahme geplant

Etwas verträumt wirkte der Kroate auch heute während der gerichtlichen Befragung. Hin und wieder schmunzelte er. Der Vorwurf habe nicht primär das Ziel der Gefangennahme, sondern dass er sich abgefunden habe, Personen in ihrer Freiheit einzuschränken, erläuterte der Vorsitzende dem „Betroffenen“. „Daran habe ich nicht gedacht. Es tut mir leid“, entschuldigte sich der 39-Jährige. Verteidiger Stefan Launsky sagte, es gebe keinen Anhaltspunkt, dass sein Mandant den Vorsatz hatte, Personen für eine gewisse Dauer festzuhalten. „Er wollte einmal Busfahrer spielen.“ Der Zwölftonner wurde damals nicht beschädigt, es gab auch keine Verletzten.