Flüchtlingshelferin in Kolumbien ist 80

Sie lebt seit fast 60 Jahren in Kolumbien für und mit den Menschen, die keine Stimme haben: Vetriebene, Flüchtlinge und Ausgestoßene. Margaretha Moises stammt aus Bad Hofgastein (Pongau) und war 2006 Salzburgerin des Jahres.

Margaretha Moises Kolumbien

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Moises im Boot auf dem Weg zu einer Armensiedlung in Kolumbien

Anlässlich ihres 80. Geburtstages ist die engagierte Frau in ihre alte Heimat Salzburg eingeladen worden. Erzbischof Alois Kothgasser hat die Gasteinerin vergangene Woche ausgezeichnet, und am Dienstag wurde sie von der Landesregierung geehrt.

Margaretha Moises arbeitet in einer kolumbianischen Armensiedlung, benannt nach ihrer vor fünf Jahren verstorbenen Schwester. Der Name Moises bedeutet hier sehr viel. Solidarität soll den Flüchlingen Mut machen.

Margaretha Moises Kolumbien

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Soldaten, faschistische Paramilitärs und auf der anderen Seite Guerilleros drangsalieren die Zivilbevölkerung

Zivilbevölkerung zwischen Fronten

In Kolumbien herrscht seit 40 Jahren Bürgerkrieg mit den weltweit meisten Flüchtlingen im eigenen Land.

Sie geraten zwischen die Fronten von Militär und Guerilla, berichtete Margaretha Moises nun bei einem Gesprächsabend der Katholischen Männerbewegung in Salzburg:

„Die Paramilitärs und Drogenhändler haben vielen Menschen ihr Land einfach weggenommen. Dorfleuten wurde gesagt, wenn ihr nicht verschwindet, dann schießen wir euch nieder.“

Sie schmiss den Lehrerjob, ging zu den Armen

Als sie zum ersten Mal ein Kind verhungern sah, wollte sie nicht mehr als Lehrerin arbeiten, sagt Moises: „Das war das Schlüsselerlebnis. Ich habe gesagt, ich will nun in keine Schule mehr hinein sondern sehen, wie man für diese Menschen etwas vorwärts bringen kann.“

Geboren wurde Margaretha Moises 1932, als Tochter einer kinderreichen Bergbauernfamilie bei Bad Hofgastein. Im Alter von 18 Jahren entschied sie sich gemeinsam mit ihrer älteren Schwester in den Orden der Franziskaner-Missionschwestern einzutreten.

Margaretha Moises Kolumbien

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Besuch bei junger Mutter in den Slums

Margaretha Moises Kolumbien

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Kolumbianische Armee geht mit Panzerfahrzeugen und Truppen gegen Demonstranten vor

Abenteuerliche Biografie

Anfang der 1950er-Jahre verließen sie Europa mit einem Schiff nach Kolumbien. Bei ihrem Einsatz für die Armen wurden sie später auch verhaftet, ihre Schwester Herlinde auch gefoltert, erzählt die Gasteinerin:

„Ich habe einmal einen Mann getroffen, der mir erzählt hat, er sei der Peiniger meiner Schwester gewesen. Er habe sie ausfragen müssen. Und er habe auch die Schlange gesehen, die in die Zelle geworfen wurde. Der Mann sagte mir, er verdanke es der Persönlichkeit meiner Schwester, dass er aus diesem System ausstieg und zum christlichen Glauben fand.“

Margaretha Moises Kolumbien

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Armensiedlung, die den Namen ihrer leiblichen Schwester aus Bad Hofgastein trägt

Jüngerinnen des Franz von Assisi

Dem Orden de Franziskanerinnen blieben die beiden Schwestern innerlich immer verbunden, auch wenn sie ihn - ihres politischen Engagements wegen - vor etwa 35 Jahren verließen.

Margaretha Moises wünscht sich nach den Erfahrungen ihres Lebens starke Frauen in der Kirche, auch Priesterinnen: "Das wäre schön, wenn ich das noch erleben würde. Aber ich glaube, das ist noch ein langer Weg.

Margaretha Moises Kolumbien

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Vortrag in Salzburg zu ihrem 80. Geburtstag bei der Katholischen Männerbewegung

Moises macht weiter

Ihren Lebensabend will die 80-Jährige auf jeden Fall in Kolumbien verbringen - bei den Kindern und den Vertriebenen: „Ich möchte mich einsetzen für die Ärmsten, für die Kinder und für die Verlassenen und Verfolgten - so lange ich kann.“