Yoga- und Kletterphilosoph vom Gardasee zu Gast

Eine sozial verträgliche Energieversorgung sei Schlüssel des Überlebens. Daneben könnten Menschen über ihr Seelenleben auf die Erde positiv einwirken, betont der Philosoph, Yogalehrer und Extremkletterer Heinz Grill. Er hält kommenden Samstag in Salzburg einen Vortrag im Odeion.

Heinz Grill Kletterer Philosoph Yogalehrer

Gerald Lehner

Vor Jahrzehnten wanderte Grill von Bayern nach Arco ins Trentino aus

Jeder Mensch hat im Kleinen die Möglichkeit - wie ein Wanderer, Bergsteiger oder Kletterer – zu jedem Zeitpunkt durch freie Entscheidungen, die eigene Energie zu verbessern und dadurch auf seine Umgebung deutlich einzuwirken, sagt Heinz Grill. Er meint mit Energie nicht nur körperliche Kraft oder sportliche Leistungsfähigkeit. Es geht ihm um die Lebensenergie und die seelische Entwicklung. Dass eine gut stabilisierte und ausbalancierte Psyche auch der Hauptantrieb für sportliche Höchstleistung sei - und nicht (nur) die Muskeln, das sei ein positiver Nebeneffekt dieser Arbeit an sich selbst, betont der Mann aus dem Trentino.

„Den Geist zähmen, Konsum verringern“

„Man kann lernen, die negativen Seiten unseres Geistes selbst zu beobachten und sie zu zähmen“, sagt Heinz Grill: „Das persönliche Glück, Fröhlichkeit und Gelassenheit, nicht so sehr der Konsum sind dabei die Schlüsselfaktoren. Wer sich zu sehr den materiellen Dingen hingibt, schadet nicht nur der persönlichen Umwelt. Der Mensch beginnt im Konsumrausch, seine inneren Bedürfnisse nach Liebe und Anerkennung und das eigene Leben zu kompensieren und zu verdrängen. Das Geben wäre aber wichtiger als das Nehmen, denn nur über das Geben fallen positive Energien dann wieder auf uns selbst zurück."

Heinz Grill beim Klettern im Elbsandstein Elbsandsteingebirge

Gerald Lehner

Grill als Kletterer zu Gast in Sachsen beim dortigen Pionier Bernd Arnold - im Elbsandstein von Hohnstein bei Dresden

Wer mit seinem Leben, seinen Mitmenschen und der Umgebung halbwegs im Reinen sei, könne sogar die Gesamtsituation auf der Welt positiv beeinflussen: „Wir sind dabei mächtiger, als wir glauben“, so Grill, der sich früher auch viel mit Anthroposophie beschäftigt hat.

Ist das nicht naiv?

Die Macht der Seele sei auch eine der Lehren im Yoga: „Symbolisch gesprochen kehren wir dabei eher vor der eigenen Tür, verbessern durch diese positiven Energien und körperliche Arbeit unseren Zugang zur Welt und zu den Menschen. Insgesamt wirkt sich das positiv auf das Gemeinwesen aus. Und stellen Sie sich vor, immer mehr gehen in diese Richtung.“

Aber ist es nicht naiv zu glauben, dass sich auf dieser kleinen, individuellen Ebene manch globale Fehlentwicklung umpolen lässt? Grill betont, ihm seien politische Themen und Verstrickungen immer eher fremd gewesen: „Ich kümmere mich schon seit langem mehr um unsere inneren Energien - und wie diese die äußere Welt verändern können.“

Vortrag von Daniele Ganser: Viele Fans, auch Kritiker

Bei der kommenden Tagung am Sonntag in Salzburg hält neben Grill auch der Schweizer Historiker Daniele Ganser einen Vortrag. Es ist auch geplant, dass die beiden diskutieren. Das Publikum soll eingebunden werden. Ganser beleuchtet mehr die materiellen und politischen Verwerfungen beim Thema Energie. Stichworte: Kriege um Erdöl-Ressourcen, Energieverschwendung, Preis-, Macht- und Unterdrückungspolitik weltweit.

Sendungshinweis: „Ihr Vormittag“, ORF Radio Salzburg, 25.10.2018

Ganser hat dazu Bücher geschrieben, die sich besonders unter Globalisierungsgegnern gut verkaufen. Seine Fans sehen einen innovativen Denker und handfesten Kritiker westlicher Wirtschafts- und Eroberungspolitik. Auf der anderen Seite sorgt der Schweizer immer wieder für intensive Diskussionen unter Fachleuten. Einige Wissenschafter betrachten Gansers Publikationen und Vorträge als Ansätze von Verschwörungstheorien oder als Versuche, so manches Publikum zu manipulieren. Besonders auf die USA habe es der Historiker abgesehen.

Ganser weist solche Vorwürfe zurück und betont, er propagiere keine Verschwörungstheorien, sondern stelle lediglich kritische Fragen über die Weltpolitik.

Grills Popularität als Kletterpionier

In Salzburg sind viele gespannt, wie sich am Samstag Gansers Podiumsgespräch mit dem Philosophen Heinz Grill entwickelt.

Der Gast aus dem Trentino ist gebürtiger Oberbayer aus Wasserburg bei Rosenheim und lebt schon seit Jahrzehnten in Arco (Region Gardasee, Norditalien). Dort verdient sich der 58-Jährige sein Geld als Yoga- und Kletterlehrer sowie als Schriftsteller und Vortragender. Lange Aufenthalte und Studien in Asien motivierten Grill früh zur Auseinandersetzung mit philosophischen Traditionen in Ost und West.

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Grill ist auch als Erstbegeher zahlreicher Kletterrouten in Italien und im deutschsprachigen Raum bekannt. Er stieß auf sehr gewagten Mehrseillängen-Touren einerseits in höchste Schwierigkeitsgrade vor - vor allem auch im abgelegenen Hochgebirge. Einige seiner härtesten Projekte zog der schlanke, sehr leichte und großgewachsene Sportler seilfrei und allein durch. Gegenüber den jungen Jahren hat sich sein sportliches Können bis heute kaum verringert.

Legendäre Routen auch für Genießer

Gleichzeitig kümmert sich der Philosoph in der Gardasee-Region seit 20 Jahren um sozial verträgliche Routen für Kletterer, die als Genießer eher in den unteren Schwierigkeitsgraden unterwegs sein wollen. Diese Touren bis zum sechsten und unteren siebenten Grad - zwischen Arco, Dro und Sarche - zählen heute zu den beliebtesten in Europa. Obwohl Grill bei Zwischensicherungen auf hochfeste Bohrhaken fast immer verzichtet.

Er will die natürliche Harmonie der Landschaft nicht durch knallharte Linien zerstören, sondern nützt am liebsten natürliche „Sanduhren“, Löcher im Fels sowie Spalten und Risse, durch die er seine Schlingen zieht, in die man Karabiner einhängen kann. Der Erschließer bleibt nicht immer direkt in der Vertikalen, sondern folgt auf Quergängen oft auch natürlichen Bändern und Rissen. Seine Routen und Kletterbücher begeistern selbst Leute, die mit Yoga und asiatischen Energie-, Licht- und Harmonielehren nichts oder wenig auf dem Hut haben.

Termin im Kulturzentrum Odeion

Die Tagung „Energie und Humanismus“ beginnt kommenden Samstag, 27. Oktober 2018, im Salzburger Odeion um 9.00 Uhr.

Es dürften sich auch Fans von Grill aus Salzburg und Bayern einfinden, die hauptsächlich als Kletterer an ihm und seinen alpinistischen Publikationen interessiert sind. Er hat die Führerliteratur seiner neuen Heimat im Trentino und in den Dolomiten Südtirols um mehrere, sehr eigenständige Werke erweitert.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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