Salzburgs Flughafen aus der Luft neu vermessen

Vielen ist Mittwoch im Zentralraum über Salzburg und Wals, beim Walserberg, im Rupertigau und im Flachgau ein buntes Flugzeug aufgefallen. Seine Crew nimmt Europas Flughäfen mit Messinstrumenten unter die Lupe - auch den Salzburger.

Auf dem Sprechfunk mit dem Tower heißt die Maschine in Orange und Silber schlicht „Nav Checker“. Und das deutet auch schon auf ihre Mission hin. Piloten und Techniker an Bord dieser Beechcraft King Air 350 aus Braunschweig in Niedersachsen überprüfen die Navigations- und Landesysteme großer Flughäfen in Europa. Mittwochvormittag war Salzburg nach längerer Zeit wieder einmal an der Reihe.

Beechcraft King Air Vermessungsflugzeug

Gerald Lehner

Rufzeichen: D-CFME bzw. „Nav Checker“

Landesysteme genau kalibriert

Die mit zwei Turboprop-Triebwerken ausgerüstete Maschine hat spezielle Messinstrumente an Bord und trägt zahlreiche Antennen und Sonden. Damit können Daten gesammelt, verschiedenste Navigationseinrichtungen auf dem Boden genau unter die Lupe genommen werden – darunter Instrumentenlandesysteme (ILS) mit Localizer- und Gleitwegsendern, sowie Anlagen für Streckennavigation wie z.B. (D)VOR (gerichtete Funkfeuer), DME und NDB (ungerichtete Funkfeuer) - alles wichtige Navigationshilfen für Piloten, die nach den Regeln des Instrumentenfluges unterwegs sind. Diese Hilfen sind bei Dunkelheit, Sturm und Nebel die Garantie, dass navigiert und gelandet werden kann.

Beechcraft King Air Vermessungsflugzeug

Gerald Lehner

Viele Runden und Tiefflüge

Das nicht besonders große, aber auffällige „Nav Checker“-Flugzeug gehört der Firma „Flight Calibration Services“ (FCS) in der norddeutschen Stadt Braunschweig. An dieser ist auch Österreichs halbstaatliche Flugsicherungsgesellschaft Austro Control beteiligt. Mittwochvormittag gab es bei vorläufig noch bestem Wetter etwa ein Dutzend Anflüge von Norden her, um die Salzburger Systeme zu prüfen. Die Maschine landete bei den meisten ihrer Runden nicht, sondern drehte im Tiefflug - nach ungefähr einem Viertel der Salzburger Piste 15 - meistens scharf nach Westen ab. Sie stieg bis zum Walserberg wieder auf ca. 4.500 Fuß (1.500 Meter Seehöhe). Dann flog sie ins oberbayerische Alpenvorland hinaus und kam nach wenigen Minuten vom Raum Oberndorf und Freilassing wieder herein.

Vermessungen jedes halbe Jahr

Laut Internationaler Organisation für Zivilluftfahrt (ICAO) müssen Lande- und Navigationshilfen nach festgelegten Zeiträumen immer wieder neu vermessen werden. „Bei Instrumenten-Landesystemen sind es sechs Monate, bei der Streckennavigation zwölf Monate“, sagte Rüdiger Schmidt dem ORF auf Anfrage. Er leitet in Braunschweig die Firma FCS: „Unser Team ist diese Woche in ganz Österreich unterwegs, um die sechs großen Airports zu prüfen.“

Rücksicht auf Anrainer, keine Nachtmessungen

Bei den Flughäfen Frankfurt und München laufen solche Messungen auch in der Nacht, weil der Flugverkehr tagsüber äußerst dicht ist. In Frankfurt gibt es zum Schutz der Anrainer eigentlich ein Nachtflugverbot; wie in Salzburg. Die Deutschen machen aber Ausnahmen - nicht so in Salzburg. Hier will die Flugsicherungsbehörde Austro Control die Anrainer nicht belasten. Deshalb werden Messflüge tagsüber zu normalen Berufs- und Schulzeiten abgewickelt. Mittwochvormittag sind auch Linienmaschinen von Austrian Airlines, Eurowings und Ryanair planmäßig gestartet, während der „Nav Checker“ kurzfristig in größerer Entfernung vom Airport über unbesiedeltem Gebiet positioniert war und in der Luft wartete.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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