Musical „Kick it like Beckham“ groß gefeiert

Fußball, Bollywood und viel Musik: Diese Kombination sorgt im Salzburger Landestheater für gute Laune. Das Musical „Kick it like Beckham“ wurde Freitagabend bei der deutschsprachigen Erstaufführung vom Publikum groß gefeiert.

Die schwungvolle Inszenierung von Landestheaterintendant Carl Philip von Maldeghem bringt ernste Themen mit viel Humor und Leichtigkeit auf die Bühne.

Vorlage für das Musical ist der 2002 erfolgreiche Film „Kick it like Beckham“. Der englische Komponist Howard Goodall hat daraus ein Musical gemacht. Die fußballbegeisterte Jesminder „Jess“ - mit viel Charme und Natürlichkeit gespielt und gesungen von Elisa Afie Agbaglah - passt mit ihren Träumen so gar nicht in die Vorstellungswelt ihrer indischen Eltern und Verwandten.

Musical Kick it like Beckham

Landestheater / Anna Maria Löffelberger

Träume, Leidenschaft, Verbote

Die Einwandererfamilien sehen den Weg des hübschen jungen Mädchens vorgezeichnet: studieren und einen indischen Mann heiraten. So wie ihre Schwester Pinky (Janina Raspe), die sich gerade verlobt hat. Als Jess die Stürmerin einer Mädchen-Fußballmannschaft kennenlernt, ins Team aufgenommen wird und mit Juliette „Jules“ - gesungen und gespielt von Jaqueline Bergrós Reinhold - Freundschaft schließt, nimmt die Geschichte von Träumen, Leidenschaft, Verboten, Enttäuschung, Hoffnung und erster Liebe ihren Lauf.

Obwohl durchaus ernste Themen wie Migration, der Umgang mit Außenseitern oder Mädchen, die in Männerdomänen vordringen, behandelt werden, verliert die Inszenierung nie die Leichtigkeit. Gleichzeitig schafft von Maldeghem geschickt Räume, in denen die Darsteller nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern Tiefe bekommen. Etwa, wenn Jess’ Vater (Christoph Wieschke) sich erinnert, welche Träume er bei seiner Ankunft in London vor 30 Jahren hatte und wie schnell er sie sich abgeschminkt hat. Oder wenn Jess mit sich kämpft, ob sie ihren eigenen Weg wagen oder sich den traditionellen Plänen ihrer Familie beugen soll.

Spielfreude springt aufs Publikum über

Diese Inszenierung lebt vor allem auch von der Freude, die das gesamte Ensemble an dem bunten und witzigen Stück hat. Agbaglah als Jess nimmt man die Begeisterung ab, mit der sie kickt. Gleichzeitig wirkt sie in ihrer Liebe und Loyalität ihrer Familie und Tradition gegenüber sehr authentisch. Dafür, dass das Stück immer eine gewisse Leichtigkeit bewahrt, ist die temporeiche und schwungvolle Musik verantwortlich, die indische und europäische Klänge geschickt vermischt und ineinander verwebt. Die musikalische Leitung der Produktion hat Wolfgang Götz übernommen. Für das Auge gibt es viele bunte Gewänder, Discokugeln und eingespielte Videos vom Fußballplatz oder vom Southall Bazar in London, die auch optisch für eine gewisse Weite und viel Abwechslung sorgen.

Die Liedtexte von Charles Hart - von Nina Schneider und Johannes Glück ins Deutsche übersetzt - schrammen oft an der Grenze zur Peinlichkeit vorbei. Doch das fällt in der oft schrillen und witzig überzeichneten Inszenierung kaum ins Gewicht.

Viel Sonderapplaus für Mutterklischees

Am Ende gibt es ein Happy End - die konsumorientierte, schrille Pinky bekommt ihre indische Traumhochzeit und die sportliche Jess gemeinsam mit ihrer Freundin Jules ein Stipendium für eine Fußballausbildung in Amerika. Traurig zurück bleiben der bis über beide Ohren verliebte Trainer Joe, der von Gregor Schulz mit viel Spielwitz und gekonnter Übertreibung dargestellt wird, und Jules alleinerziehende Mutter Paula, die zwischen Sorge und Abnabelung hin und her gerissen ist. Anja Clementi lässt als Paula kein Klischee der frustrierten, überbehütenden Mutter aus und bekommt dafür viel Sonderapplaus.

Nach einer Zugabe des Ensembles hatte Intendant Maldeghem noch eine Überraschung für die Besucher: Die „echten“ Fußballerinnen des FC Bergheim zeigten, was sie mit dem Ball alles drauf haben. Bei so viel Fußballbegeisterung im Landestheater dachte niemand mehr daran, dass mit der Niederlage gegen Marseille in Salzburg eben erst ein echter Fußballtraum geplatzt war.

Claudia Lagler, APA

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ORF-Redakteurin Renate Lachinger hat sich das Musical für diese TV-Reportage angesehen.

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