Wettlokal überfallen: 23-Jähriger gesteht

Ein 23-jähriger Afghane hat Donnerstag bei einem Prozess in Salzburg gestanden, ein Wettlokal im Oktober 2017 überfallen zu haben. Er gab zur Überraschung des Gerichtes an, dass der bisher unbekannte Mittäter mit ihm im Gefängnis sitze.

Zudem erklärte der beschuldigte Asylwerber dem Gericht, dass der damalige Mitarbeiter des Lokals in den Coup eingeweiht gewesen sei. Bei dem Überfall am 28. Oktober trugen die zwei Räuber Halloween-Masken. Einer der beiden bedrohte den 19-jährigen Mitarbeiter, einen Serben, mit einem Messer. Als die Täter die Tageslosung auf der Theke liegen sahen, die der serbische Angestellte gerade abgezählt hatte, schnappten sie sich die 2.900 Euro und flüchteten aus dem Lokal.

Geldnot als Motiv angegeben

Ermittler fanden in einem nahegelegenem Müllcontainer ein Küchenmesser und Einweghandschuhe, auf dem die DNA des 23-jährigen Beschuldigten sichergestellt wurde. Der Asylwerber aus Afghanistan wurde im Jänner festgenommen. Das Motiv sei seine prekäre finanzielle Situation gewesen, sagte er heute zur vorsitzenden Richterin des Schöffensenates am Landesgericht Salzburg, Gabriele Glatz. Er habe sich in der Asylunterkunft mit seinen Landesmännern nicht verstanden und sei obdachlos geworden. Die in vier weiteren Strafanträgen erhobenen Vorwürfe von Staatsanwältin Sandra Lemmermayer, er habe auch gestohlen, mit Suchtgift gehandelt und eine Person mit Faustschlägen verletzt, gestand er ebenfalls ein.

Mitarbeiter soll Überfall vorgeschlagen haben

Der Prozess warf zur Wahrheitsfindung einige Fragen auf. Denn das Opfer des Wettbüro-Überfalls wurde vom Angeklagten schwer belastet. Der 19-jährige Serbe habe dem Mittäter am Telefon den Überfall vorgeschlagen und gemeint, die Beute von 5.000 Euro werde durch drei geteilt. „Wir sind in das Wettlokal gegangen, das Geld lag auf dem Tisch“, schilderte der Angeklagte. Der Mittäter, den er nur beim Vornamen kenne, habe das Geld genommen, dann seien sie schon wieder draußen gewesen. Danach hätten sie sich zu dritt bei einer Tankstelle beim Hauptbahnhof getroffen und die geringere Beute in Höhe von 2.900 Euro untereinander aufgeteilt. Warum bei dem Überfall überhaupt ein Messer verwendet wurde, wenn doch angeblich der Lokalmitarbeiter eingeweiht gewesen sei, fragte die Vorsitzende. „Aus Angst, dass etwas passieren könnte“, antwortete der 23-Jährige.

Weitere Überraschung: Türkischer Mittäter

Der Mitarbeiter des Wettlokals, der sich damals im Probemonat befand und mittlerweile arbeitslos ist, sorgte bei seiner Zeugeneinvernahme vor Gericht für eine zweite Überraschung. Der vom Angeklagten genannte Mittäter sei ein Schulfreund von ihm gewesen, sagte der 19-Jährige und buchstabierte der Richterin den Vor- und Nachnamen des Türken. Er habe mit ihm immer wieder Kontakt. Und er wisse auch, dass dieser in der Justizanstalt Salzburg hinter Gitter sitze. Er selbst habe aber von dem Überfall nichts gewusst und seinen Schulfreund auch nicht erkannt, sagte der Zeuge. Warum er vor dem Zählen der Tageslosung die Eingangstüre nicht versperrt habe, wollte die Richterin wissen. Das sei nicht üblich gewesen, meinte der Zeuge, er habe auch vor Gästen das Geld gezählt.

Prozess vertagt

Der Prozess wurde zur Einvernahme des mutmaßlichen Mittäters auf 3. Mai vertagt. Es werden auch die Videobilder aus der Überwachungskamera des Wettlokals zur Ansicht beigeschafft.

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