Gegen Schmerzen: Steh- bzw. Sitzhilfe für Köche

Der Salzburger Koch Peter Lammer stand nach einem Motorradunfall und langer Reha beruflich vor dem Aus. Weil ihm die Arbeit im Stehen auf Dauer zu weh tat, entwickelte er eine Schwebeschaukel für die Anforderungen im Job.

Nun hat Lammer den Prototypen „Standing Ovation“ zum internationalen Patent angemeldet. Er ist Koch und Co-Chef im „Johanneskeller“ in der Salzburg Altstadt. Im Oktober 2010 zog er sich bei einem Motorradunfall schwerste Verletzungen an beiden Füßen und Beinen zu. „Ich habe zehn Operationen hinter mir und war 650 Tage im Krankenstand - die Hälfte davon stationär“, sagte der 51-Jährige.

Ohne Tabletten ging nichts mehr

Den Job in der Küche konnte Lammer nach dem Unfall nur noch mit Mühe machen: „Um stehen zu können, habe ich alle zwei bis drei Stunden Schmerzmittel genommen. Meine Füße schwollen an. Um Töpfe zu heben, habe ich die Hilfe von Kollegen gebraucht.“

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Schmerzmittel hätten Körper ruiniert

Auch eine Endoprothese im Sprunggelenk brachte nicht die erhoffte Linderung. Seit einer letzten Operation hat Lammer drei Metallplatten und 18 Schrauben in den Füßen: „Ein Arzt hat mir damals gesagt, wegen der hohen Dosis an Schmerzmittel kann ich maximal noch fünf Jahre arbeiten. Dann ist mein Körper kaputt.“ Doch in die Berufsunfähigkeitspension wollte der Gastronom nicht gehen. Auch eine Umschulung kam für ihn nicht infrage. „Ich wollte meinen Betrieb halten, den Beruf weiter ausüben.“

Klettergeschirr würde Blut abschnüren

Doch die Suche nach einer Lösung gestaltete sich schwierig. Bestehende Arbeitshilfen waren für die Arbeit in der engen Küche nicht geeignet. Gemeinsam mit Bernhard Tichy, einem Freund mit Erfahrungen im Bau von Seilrutschen, begann er an einem Hilfsmittel zu tüfteln. Doch Versuche mit Klettergeschirr („Das schnürt auf Dauer das Blut ab“) und Schaukeln („Das erlaubt keine 360-Grad-Drehung“) scheiterten. Schließlich kam man auf die Idee, Führungsschienen an der Küchendecke zu montieren und daran einen Bügel mit einer Art Rad-Sitz zu hängen.

„Seitdem sind Rumpf und Beine entlastet. Ich habe beide Hände frei - und komme dank einer Gasdruckfeder auch zu den unteren Lagen in der Küchenzeile“, so Lammer. „Es ist wie ein Lottosechser, dass ich wieder arbeiten kann.“ Seit der Prototyp im Einsatz ist, habe er die Medikamentendosis um die Hälfte reduzieren können: „Und ich bin schneller als vorher.“

Zum internationalen Patent angemeldet

Lammer und Tichy bemühten sich um Zulassung und Zertifizierung und gründeten 2017 die Firma Sitworxx. Anfang März wurde „Standing Ovations“ zum internationalen Patent angemeldet, in Österreich läuft das Verfahren bereits. Das Gerät soll auch Menschen mit Behinderung bei der Therapie helfen.