ÖAMTC warnt vor verpflichtendem E-Call im Auto

Mit dem neuen Auto-Notrufsystem E-Call könnte die Überwachung im Auto deutlich verstärkt werden. Davor warnt der Autofahrerclub ÖAMTC und befürchtet eine Dauer-Datenaufzeichnung. Hersteller wehren sich gegen die Kritik.

Bei einem Unfall oder einem anderen Notfall ruft das Auto künftig von selbst die Notrufzentrale an: Über diese Funktion müssen ab 1. April alle in Österreich zugelassenen Neuwagen verfügen. Das Notfallsystem dazu heißt E-Call.

ÖAMTC fordert Trennung von Notfall-Daten

Im Ernstfall bekommt der Disponent in der Notrufzentrale sämtliche Daten durch das Auto weitergeleitet, darunter auch der genaue Standort des Opfers. Auch wenn bei der Rettungskette jede Sekunde zählt, der Autofahrerclub ÖAMTC reagiert skeptisch auf die potenzielle Überwachungstechnik.

„Die Hersteller können aus dem Auto unzählige Parameter und Daten ablesen. Da geht es nicht nur um die Geschwindigkeit und Tankfüllung, sondern hier können auch Bewegungsdaten, Informationen zum Standort oder zum Fahrverhalten weitergeleitet werden“, sagte ÖAMTC-Direktor Erich Lobensommer.

Der Autofahrerclub fordert deshalb eine klare Trennlinie zwischen den für einen Notfall relevanten Daten und jenen, die das Fahrzeug nebenbei mit aufzeichnet.

E-Call Autos

ORF

Der ÖAMTC fordert eine klare Trennung von motorbezogenen Daten und anderen Daten, die im Fahrzeug aufgezeichnet werden

Peilsender im Auto während Fahrt immer aktiv

Früher waren die Notfallmelder mit GPS-Ortung Zusatzgeräte, ab April ist es verpflichtend, dass diese in allen Neuwagen verbaut sind. Ausgelöst wird der E-Call automatisch, nur bei manchen Modellen kann er auch händisch mittels Notfallknopf aktiviert werden. „Der Notfallmelder ist in den Steuergeräten verbaut, dadurch ist jedes Fahrzeug mit einer SIM-Karte ausgestattet. Wenn der Airbag auslöst, dann geht ein Notruf über den Satellit zur Notrufzentrale hinaus“, schilderte ÖAMTC-Techniker Harald Angerer.

Hersteller verstehen Aufregung um Daten nicht

In teureren Fahrzeugen sind die GPS-gestützten Notfallsender schon seit Längerem serienmäßig eingebaut. Hersteller, darunter beispielsweise Mercedes, sammeln bereits seit 2012 Erfahrungen mit den aufgezeichneten Daten. Hier zeigt man wenig Verständnis für die Aufregung des Automobilclubs. „Das ist eine wichtige Funktion. Und deshalb setzen wir schon lange auf dieses Thema, schon lange bevor es gesetzlich verpflichtend wurde. Seit 2016 ist der Notfallsender serienmäßig in allen unserer Fahrzeuge verbaut und wird rein für den Notruf verwendet“, versicherte Bernhard Bauer, Sprecher von Mercedes Österreich.

Datenschutzrecht regelt Spielregeln für Notrufsystem

Juristisch gesehen gibt es für das in allen Autos verpflichtend verbaute Notrufsystem klare Spielregeln. „Hier ist klar geregelt, welche Daten im Notfall weitergeleitet werden dürfen. Das sind einerseits Positionsdaten, die Daten über die Fahrzeugtypen und Angaben darüber, wie viele Personen zum Unfallzeitpunkt im Fahrzeug sitzen, das wird über die Gurtsysteme ermittelt“, sagte Datenschutz-Experte Reinhard Klaushofer von der Universität Salzburg.

Hersteller können Zusatzmeldesysteme einbauen

Gefahr sieht der ÖAMTC in sogenannten Zusatzmeldesystemen, die vom Hersteller eingebaut werden können. „Wenn sich jemand entscheidet, ein Zusatz-E-Call-System einbauen zu wollen, dann muss der Hersteller bzw. der Verkäufer darüber aufklären, welche Daten hierfür verwendet werden. Hier muss auch die Einwilligung gegeben und über die Funktion muss im Rahmen der Betriebsanleitung aufgeklärt werden“, sagte Klaushofer.

ÖAMTC fordert Checkliste für aufgezeichnete Daten

Der Automobilclub fordert deshalb, dass die notwendige Zustimmung des Kunden nicht irgendwo im Vertrag versteckt werden dürfe, sondern dem Kunden klar erklärt werden müsse. „Aus unserer Sicht müsste hier differenziert werden, in Form einer Checkliste, dass man festlegt, ob der Kunde nur die motorbezogenen Daten an den Hersteller übertragen haben will und alle anderen Daten zu persönlich sind“, sagte Lobensommer.

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ÖAMCT warnt vor Datenmissbrauch
Der ÖAMTC kritisiert die potenzielle Überwachungstechnik, die durch den E-Call entsteht. Ab April ist der Notfallmelder für alle zugelassenen Neuwagen verpflichtend.