Asylwerber soll Kämpfer ausgebildet haben

Ein 47-jähriger Pakistaner ist am Freitag in Salzburg vor Gericht gestanden. Dem Mann wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Der Prozess ist wurde Freitagnachmittag auf vorerst unbestimmte Zeit vertagt.

Die Anklage stützt sich auf Aussagen des Mannes in seinem Asylverfahren. Vor Gericht beteuerte der bisher unbescholtene Pizzakoch am Freitag, er habe die Geschichte nur erfunden, um leichter Asyl zu bekommen Konkret wirft die Staatsanwaltschaft dem Pakistani vor, ab den 1990er Jahren bis ins Jahr 2014 Mitglied der islamischen Terrororganisation Lashkar-e-Taiba in der Konfliktregion Kaschmir gewesen sein.

Anhänger der Gruppe haben in der Vergangenheit immer wieder Anschläge auf Sicherheitskräfte und Zivilbevölkerung in Indien ausgeführt. Auch die beiden großen Bomben- und Terrorattentate in Mumbai 2006 und 2008 mit mehreren hundert Toten wurden und werden mit der Organisation in Verbindung gebracht.

Vorwurf, Freischärler ausgebildet zu haben

Der 47-jährige zweifache Vater soll zunächst Mitglied in der pakistanischen Armee gewesen sein und nach einem Kommandotraining über viele Jahre lang für Laschkar-e-Taiba Freischärler an Pistole und Panzerfaust ausgebildet und nach Indien eingeschleust haben.

Als zweiter Anklagepunkt wurde dem Mann darum auch „Ausbildung für terroristische Zwecke“ vorgeworfen. Beim Stellen seines Asylantrags erzählte der Pakistani, sich dann von der Organisation distanziert zu haben. Seine Frau und sein Bruder seien daraufhin ermordet worden, er selbst habe noch rechtzeitig ins Ausland flüchten können.

„Wollte bessere Zukunft für mich und meine Kinder“

Doch das sei alles gelogen, sagte der Angeklagte am Freitag vor dem Schöffengericht und bekannte sich als nicht schuldig. Er habe sich als verfolgt ausgegeben, um einen positiven Asylbescheid zu bekommen. „Ich wollte eine bessere Zukunft für mich und meine Kinder“, erklärte er dem Richter.

Seine Frau lebe noch, auch sein Bruder sei nicht ermordet worden, sondern bei einem Verkehrsunfall getötet worden. Eine Reise in die Heimat 2012, um seine Kinder zu besuchen, habe er ebenfalls nur erfunden. „Ein Freund in Frankreich hat mir erzählt, dass er mit der Geschichte von Lashkar-e-Taiba Asyl und Papiere bekommen hat.“

Asylantrag im Jahr 2003 abgelehnt

Richtig sei, dass er am 5. November 2002 Pakistan mit einem Visum für die Ukraine verlassen habe. Das Datum kenne er noch so genau, weil das „wie ein Lottogewinn war.“ 2003 kam er über die Slowakei nach Österreich und stellte einen Asylantrag. Dieser wurde aber negativ beschieden. Daraufhin habe er abwechselnd in Italien und Frankreich gelebt und 2014 erneut einen Asylantrag in Salzburg gestellt.

In Wirklichkeit sei er seit 15 Jahren nicht mehr in Pakistan gewesen. Seine vier Monate nach der Ausreise geborene Tochter kenne er überhaupt nur über Skype oder WhatsApp. Als 2015 seine Mutter starb, habe er nicht zum Begräbnis reisen können, weil er keine Papiere besitze. Ein in Frankreich ausgestellter Reisepass befinde sich immer noch im Besitz eines Schleppers.

Seit Sommer 2017 in Haft

Im Sommer 2017 erneuerte der Angeklagte bei einer Vernehmung durch das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) zuletzt seine Lashkar-e-Taiba-Geschichte. Wenig später wurde er in U-Haft genommen, seitdem sitzt er im Gefängnis.

Weil bei der Einvernahme durch das BFA aber bereits gegen ihn ermittelt wurde, er aber nicht über seine Rechte informiert worden ist, ließ der Richter am Freitag die Verlesung der belastenden Aussage aus 2017 nicht zu. „Diese ist unter Verletzung fundamentaler Verfahrensgrundsätze zustande gekommen“.

Prozess auf unbestimmte Zeit vertagt

Der Prozess wurde schließlich Freitagnachmittag auf vorerst unbestimmte Zeit vertagt worden. Wie Gerichtssprecher Peter Egger der Austria Presse Agentur (APA) mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft beantragt, den Behördenakt des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA) in der Causa beizuschaffen. Das Gericht habe diesem Antrag entsprochen.